Volltext Seite (XML)
Das Sm-e-Grenadier-Negim»! Nr. S in -er Schlacht bei NrrasnO. Nachdem das Regiment (im Verbände der . . . Garde- Infanterie - Brigade der Winterschlacht in Masuren) aus der Gegend Olita nach Neidenburg gekommen war, wurde es zum Angriff eingesetzt gegen einen Feind, der die überherrschenden Höhen bei Z. W. besetzt hatte. Diese Höhen wurden mit verhältnismäßig leichter Mühe genommen, und man hatte von hier einen herrlichen Blick auf die Niederungen nordwestlich P. und auf die dort schan zenden russischen Kräfte. Es gilt nunmehr die vom Feinde besetzten Ortschaften P.owka, N., P.owo und Zb. zu nehmen. Das Füsilier-Bataillon stürmte nachmittags P.lowka, N. und P.owo, während das erste Bataillon die Russen aus Zb. hinauswarf. Durch diese heftigen Angriffe, die mit recht hohen Verlusten erkauft wurden, waren die Russen jedoch so weit nach Süden zurückgejagt worden, daß am nächsten Tage die Waldungen an der Strafte Ml.-Pr. sofort in den Besitz des Regiments gelangten. Von hier aus war ein weiteres Vordringen nicht mehr möglich, da stark ausgebaute Feldstellungen ohne vorheriges, gründ liches Zusammenschieften durch Artillerie nicht ohne weiteres zu nehmen waren. Da das Regiment über die von der Armee beabsichtigte Verteidigungsstellung (ein weiteres Vorgehen wurde nicht mehr beabsichtigt) weit hinaus gegangen war. bekam das 1. Bataillon den Auftrag, so lange die südlichen Waldränder gegen die nunmehr ihrerseits vor stürmenden Russen zu verteidigen, bis die anderen Teile des Regiments die neue Verteidigungsstellung weiter rückwärts eingenommen und sich möglichst tief in die Erde eingegraben hatten. Das Erdreich war durch den scharfen Frost dermaßen ge froren, daß man mit Aexten und Beilpicken dar auf losschlug, als ob die Erde Eisen wäre. Die Schanz arbeiten gingen daher nur langsam vor sich, während man durch den Wald hindurch den heftigen Kampf des 1. Ba taillons mit anhörte. Der Gegner drohte bereits das 1. Bataillon auf beiden Seiten zu umgehen, wurde aber durch das wohlgezielte Feuer der Grenadiere in achtbarer Entfernung gehalten. Das ganze Bataillon war in dünner Linie im Wald rande eingenistet, und die vor seiner Front zusammenbrechen den russischen Kolonnen schreckten die nachfolgenden von einem weiteren Anstürmen ab. Nachdem die Grenadiere ihren Munitionsvorrat fast verschossen hatten (es waren wohl über 15 000 Patronen), hatten sie ihre Aufgabe er füllt. Einer nach dem anderen wurde zurückgeschickt, das Feuer verstummte allmählich, und man sah nach kurzer Zeit die Schützenlinien der Grenadiere in langsamem Tempo ganz gemütlich, als ob nichts vorgefallen wäre, auf die Hauptstellung des Regiments zurückkommen. Es war ein Anblick, der jedem, der es erlebt hat, unvergeßlich bleiben wird. Das Bataillon hatte nur sehr wenig Verluste gehabt. Die Russen, durch das Zurückgehen ihrer Gegner er- mutigt, erlitten beim Vorstürmen auf die Hauptstellung des Regiments erneute Verluste. Hierdurch abgeschreckt, setzten ihre Angriffe einige Tage aus, bis sie in der Nacht nach längeren Vorbereitungen erneut das bei N. liegende 2. Bataillon angriffen. Die durch den Frost sehr verzöger ten Schanzarbeiten und die gänzlich fehlenden Hindernisse ermöglichten den russischen Angrisfskolonnen, nachdem sie be reits mehrmals zurückgeschlagen waren, doch schließlich in die vorderste Stellung des 2. Bataillons cinzudringen. An dieser Stelle befanden sich die 5. und v. Kompagnie. Die 5. Kompagnie hatte bereits vier Tage vorher im Dorfe W. einen harten Kampf mit dem Feinde zu bestehen gehabt. Sie war hier während eines ganzen Tages von den Russen vollständig eingeschlossen, hatte nur noch wenig Munition, und jeder Ruffe, der sich W. zu nähern wagte, mußte dieses Unternehmen mit seinem Leben bezahlen. Keine Patrone wurde verschossen, ohne daß sie einen Treffer erzielte. Der Kompagnieführer hatte, ehe das Telephon zer schnitten wurde, noch kurz seinen Bataillonskommandeur über die schwierige Situation orientiert. Die Kompagnie mußte in kurzer Zeit vernichtet werden. Schwere und leichte feindliche Artillerie begann bereits die wenigen Deckung bietenden Häuser von W. in Trümmer zu schießen. Die Kompagnie hatte jedoch Glück. Im Schutze der bald ein- brechcnden Dunkelheit rannte sie die einschlieftenden Feinde um, und der Führer konnte seine Kompagnie mit wenig Ver lusten dem Bataillonskommandeur zur Stelle melden. In der Nacht konnte diese Kompagnie mit der 6. zusammen erneut den Russen zeigen, was es heißt, Garde-Grenadiere anzugreifen. Wohl war es den russi schen Bataillonen ohne Rücksicht auf Verluste gelungen, in die Stellung dieser beiden Kompagnien einzubrechen. In erbittertem Handgemenge, nicht Mann gegen Mann, sondern ein Grenadier gegen 5 bis 6 Russen, wurde der Gegner mit Hilfe weniger noch zur Verfügung stehender Leute soweit zurückgedrängt, daß die Mündungen der beiden Maschinen gewehre, die bei diesen Kompagnien eingebaut waren, frei» gemacht werden konnten. Der Grenadier El. von der Maschinengewehrkompagnie, den bereits zwei Russen würgten, wehrte mit der einen Hand seine Feinde ab, holte mit der anderen Hand seine Pistole heraus und schoß seine beiden Feinde durch den Kopf. Nun mehr konnte er sein Maschinengewehr spielen lassen. Nach kurzer Zeit sah man nur noch zwei weißglühende Mündungen Tod und Verderben in die russischen Massen werfen. Hun derte von Leichen lagen vor der Front, der Regiments kommandeur eines der anstürmendcn ruffischen Regimenter wurde, tödlich verwundet, hinter unsere Linie gebracht. Der Mit großem Schneid ausgeführte feindliche Angriff war zu- fammengcbrochcn. Seit diesem Tage blieben alle weiteren Angriffe der Ruffen vor der Front des Regiments aus. Volk und Volksleben in Portugal. Lin klägliches Schauspiel ist es zu sehen, wie durch Englands brutalen Zwang ein friedliches und gutartiges Volk, das ni« mit Deutschland in Feindschaft gelebt hat, in den Krieg gegen uns gestürzt wird. Unter allen romanischen Völkern steht das portu» Kiesische nach einer feinen Bemerkung Bornsteins noch heute der ktuse der K'ndhcit am nächsten. Seine Schwächen und Vorzüge sind di« des Kindes, und kindlich herzliche Gutmütigkeit bildet einen Erundzug der portugiesische,. Volksseele. Freilich muß man diese Eigenschaft nicht in Lissabon oder in Lintra suchen, wo der ständige Fccmdenuerle.hr aus das Volksleben bereits zersetzend ein- gewirkt hat, sondern aus dem Lande beim niederen Volke, das übrigens zu zwei Dritteln aus Analphabeten besteht, bei den Bauern und den Fischern, die dem Fremder mit harmloser Zu- tunlichkeit und Ehrlichkeit cntgegenkommen. Der Portugiese hat mach andere Tugenden: er ist mäßig und sparsam: er ist, besonders im Norden des Landes, arbeitsam, ohne freilich ln unserem Stirne fleissig zu sein. Die zähe Ausdauer des deutschen Bauern darf man vom portugiesischer nicht erwarten — er hat sie bei der Gnade des südlichen Klimas nicht nötig — und außerdem ist er zu beguem dazu. Eil« ist den, Portugiesen ein unbekannter Begriff, Geduld ein allgemeiner Lharakterzug des Volkes, „pacencia!" ist ein Wort, das man in Portugal auf Schritt und Tritt hört. Macht mar einem Knaben wegen seiner Faulheit Vorwürfe — „pacencia!" ist die Antwort. Ein Bettler geht einen reichen Mann, um Almosen an, erhält aber nur die Vertröstung, auch für ihn würden bessere Tage kommen, nur „pscencial". Und das Schönste ist, daß der Bettler diesen Nat zur Geduld treulich an nimmt und nichts dagegen sagt. Frau M. Quillardet, die ein fesselndes Ncisebuch über Portugal veröffentlicht hat, erzählt, wie einmal in Lissabon ein grosser Platzregen niedcrfiel. In jeder anderen Stadt- der Welt wären die Menschen wohl eilig unter einen nahen Torbogen geflüchtet, hier aber ließen Dienstleute, Fischhändler und was sich sonst auf der Straße herunitrieb, den Guß ruhig über sich ergehen. Ein« Strassenbahn bleibt vor einer Steigung stehen — die abgetriebenen Maultiere können nicht mehr weiter. Steigen wohl die Reisenden ans, um ihnen die Last zu erleichtern und den, Wagen vorwärts zu Helsen? Bewahre, sie bleiben eine volle Stunde geruhig im Wagen sitzen, bis Ersatz- Maultiere zur Stelle sind. „Amanda" und „Lacencia", „morgen" und „Geduld" überall und immer wieder. Der Portugiese duldet schweigens, teilnahmslos in größter Demut, und der ärmere Mann läßt sich von aller Welt beherrschen und duzen. Diese unerschöpfliche Geduld des portugiesischen Volkes ist denn auch von seinen Machthabern gründlich ausgenützt worden. Ist auch Portugal heut nicht mehr das Weltreich, das es im 15. Jahrhundert gewesen ist, so sind Mutterland und Kolonien zusammen doch reich genug, um das Volk wohlhabend zu machen. In Wirklichkeit ist Portugal aber ein durch und durch verarmtes Land, woran freilich das Würgesystem des englischen Freundes, das er schon seit zwei Jahrhunderten mit zynischer Folgerichtigkeit durchführt, reichlich seinen' Anteil hat. An einen rationellen Bodenbetrieb ist wegen der unerhörten Abgaben gar nicht zu denken, und da man von brach liegendem Boden deine Steuern zu entrichten hat, so sind etwa 4 v. H. des Bodens auf den Gütern überhaupt völlig unbebaut. Den Genuß von Fleisch können sich viel« Portugiesen jahrelang nicht gönnen, oft sind die Schlacht häuser umlagert, und die Aermsten trachten danach, gierig das Blut der getöteten Tiere zu trinken. Der außerordentlich« Fisch reichtum des Tejo und des Atlantischen Ozeans nützt den unteren Klassen auch wenig, denn von der Sardine bis zum „Albokoar" wird Stück für Stuck durch den „Despachamtem" ein Zoll erhoben, der den eigentlichen W«rt des Nahrungsmittels übersteigt. Gutes Wasser ist auch nur sür Reiche da, obwohl Lissabon zwei Wasser leitungen hat, von denen eine den schönen Namen „IViae ck'aqua" oder „Wassermutter" trägt. Aber die Abgaben dafür übersteigen die Mitte! der mäßig Begüterten, und man kauft auf den Straßen das kühle Naß in möglichst kleinen Mengen von umherziehenden Häslern, die große Kupfergefüße damit gefüllt haben. Aber wie dumm auch, arm zu sein, wenn man Portugiese ist! Wer's versteht, lobt tm Ueberfluß. In den ober«n Beambew- regionen strömen oft erstaunliche Geldquellen an einer einzigen Stelle zusammen, und ein gescheiter Parlamentarier zieht das Geld von zwölf Stellen ein — ohne sich um «ine einzige zu kümmern. In bezug auf die im Lande herrschende, an russische Verhältnisse erinnernd« Korruption kann Portugal überhaupt geradezu ein Operettenland genannt werden. Recht lehrreiche Proben davon hat vor einigen Jahren der Franzose Josef Galtier auf Grund einer Studienreise in Portugal berichtet. Eines Tages z B. stellte man fest, daß auf dem Haupt,Zollamt in Lissabon die Zahl der Ratten ins Riesenhafte wachse. Man beschloß sofort mit der Vertilgung der Nager ein staatlich angestelltes Katzenkorps zu betrauen. Eine angesehene Familie erhielt den Auftrag, die Etaatskatzcn gegen ein« angemessen« monatliche Entschädigung zu füttern. Die Katzen sollten, cnenn ich nicht irre, Sardinen — natürlich nicht Oelsardinen — zu essen bekommen. Das tägliche Menü der Rattenjäger wies also ein Fisch- und ein Fleischgericht auf: Sardinen und Ratten. Akan wird vielleicht einwenden, dah der Fisch gar nicht nötig war, da man den Katzen doch Ratten „L ckiscretion" gab. D^as sagte sich auch die portugiesische Familie, bei welcl)«r die Katzen in Pension waren: di« Ratten scheinen sich ober nicht sehr entgegenkommend gezeigt zu haben, denn die Summe, Lie der Staat sür den Sardinenbedarf der Katzen aus geben mußte, erreichte bald eine fabelhafte Höh«: si« verwandelte sich in eine Reni«, von der eine ganze Familie leben konnte. Ein andermal kam man auf den Gedanken, eine Abteilung weiblicher Zollvisitatoren ins Leben zu rufen. Das Amt und di« dazu gehörigen hohen Gebühren bekamen Damen aus den vornehmsten Kreisen. Zwischen zwei Walzern konnte ein Freund der Regie rung seiner Tänzerin eine dieser einträglichen Sinekuren an- bi«ten. „Sie wollen nichts nehmen, gnädige Frau? Darf ich Sie vielleicht ans Büfett führen?" — „Nein, ich muß sehr danken: ich wünsche nichts." — „Dedaure sehr. Was könnte ich sonst für Sie tun? Möchten Ei« Visitatorin auf dem Zollamte werden?" — „Aber mein Herr!" — „Beruhigen Si« sich nur, Sie brauchen darum nichts zu visitieren." Das Angenehme bei Lief«in Amte war, daß cs in der Familie blieb und erblich wurde. Töchter erbten den Titel ihrer Mutter: „Frau T., Zollvisitatorin." Visitiert hoben di« Damen nie etwas anderes, als ihr Gehalt. Genau so wichtig wie die Zöllnerinnen waren die gleichfalls neu geschaffenen Mgierungsübcrfetzerinnen. Ein« besondere Erwäh nung verdient die schöne Geschichte vom Leuchtturm in Setubal. Di« Regierung hatte «ines Tages irgendein« Armierung sür dem Leuchtturm bestellt. Di« Armierung traf in einer Kiste ein und ein eigens ernannter Ausschuß sollte prüfen, ob alles in Ordnung sei. Die Mitglieder der Kommission erkannten sofort, daß sich hier etwas machen ließ: wenn sie sich mit der Prüfung zu sehr beeilten, dann adieu Tagegelder. Die Prüfung wurde deshalb sehr gewissenhast durchgesührt, so gewissenhaft, daß nach mehreren Jahren die Kiste vcrsault war. Wir müssen jedoch der Wahr heit die Ehre geben und erklären, daß die Mitglieder des Aus schusses sofort eine neue Kiste machen ließen . . . Noch nie hat ein Lcnchtturm in Portugal so viel „Licht verbreitet", wie der netz» arusieUe Pharus von Setubal! Nus Aegypten. Ein ägyptischer Patriot. In den Nachrichten für den Orient lesen wir: Zn der Nummer 13 des „Korrefpondenzblattes der Nachrichtenstelle für den Orient" brachten wir auf Grund von Mit teilungen eines hervorragenden Mitgliedes der Aegyp* tischen Nationalpartei eine Charakteristik des Scheich» Aley el-Ghaitay, der seit einiger Zeit in Schweizer! Blättern als „ägyptischer Patriot" figuriert und eben als» „ägyptischer Patriot" alles gut und schön heißt, was Eng-s land in Aegypten tut. Scheich Alyel-Ghaiaty hat uns! daraufhin einen längeren Brief zugesandt, den er wohl für eine Berichtigung jenes Artikels hält. Wir hätten gern sei nem Wunsche entsprochen, diesen Brief in cxtcn8O wieder-/, zugebcn: Rücksichten auf den Naum und die größere Wich-» tigkeit anderer Dinge verbieten es uns leider. Es mag ge-j nügen, die Hauptpunkte seines Schreibens referierend unH» kommentierend wiedcrzugcbcn, wobei wir uns in der Reihen-' folge an die von Scheich Ghaiaty benutzte halten. 1. Scheich Ghaiaty protestiert dagegen, daß er lediglich als einstiger Korrektor in der Redaktion der nationalistischen Zeitung „El-Lewa" tätig bezeichnet worden ist. Er selber «bezeichnet sich als „rcclcicteur attitne". Wir haben verschie dene Bände dieser Zeitung nachgesehen, ohne aber einen Hin weis auf diese Eigenschaft Scheich Ghaiatys entdecken zu kön nen. Wie wir von einem früheren Mitglied der Redaktion erfahren, belief sich das Monatsgehalt des Scheichs bei der! Zeitung zudem aus nicht mehr als etwa drei Pfund, noch nichts 60 M., für einen Redakteur, und sei es auch nur „attitne", immerhin recht wenig. 2. Scheich Ghaiaty leugnet nicht ab, einen Band natio- nali stischer Gedichte herausgegcben zu haben, betont aber, daß es eben in derselben Zeit gewesen sei, als er in der Redaktion des „El-Lewa" beschäftigt war, „tousour8 a ectts-, epoquc". Diese Betonung möchten wir unterstreichen: wies schon in jenem Artikel ausgeführt, hat Scheich Ghaiaty eine! ganze Reihe von „Epochen" in seinem Leben aufzuweisciM Abgesehen von der ersten „Epoche" in Damiette, an dicsi Scheich Ghaiaty wohl sehr ungern erinnert werden möchtet und über die wir hier auch, obgleich wohl wissend, schweigen! wollen, sind in seinem doch noch kurzen öffentlichen Leben zu unterscheiden: eine Epoche der Bewunderung Cromers, eine nationalistische Epoche, eine khediviale Epoche und nun neuerdings eine anglophilc Epoche, reichlich genug „Epochen" für kaum ein Jahrzehnt! In seiner nationalistischen Epoche also schrieb Ghaiaty die Gedichte, die unter dem Titel „Wataniyeti" veröffent licht wurden. In seinem Brief beschwert sich Ghaiaty, dos, nach seiner plötzlichen Abreise aus Aegypten (einer Abreise, die nur unter dem Druck der nationalistischen Partei erfolgte) die Nationalisten schweres Geld an diesen Gedichten verdient hätten, von dem der Autor nicht einen Pfennig gesehen habe. Diese Klage ist um so erstaunlicher, als Ghaiaty selbst doch am besten wissen sollte, daß er Aegypten — übrigens mit dem Eelde der nationalistischen Partei — nur deshalb verließ, um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen, daß alle er reichbaren Exemplare konfisziert wurden, daß der syrische Buchhändler Elias Diab, bei dem man einige wenige Exem plare gefunden hatte, anderthalb Monate im Gefängnis saß und daß eben dieses Buches wegen Scheich Aziz Tschawisch drei Monate, Mohammed Bey Farid sogar sechs Monate! verhaftet waren und schließlich, Laß er selber, Scheich AlßH el-Ehaiaty, deswegen in contumaciam zu einem Jahr Ge fängnis verurteilt wurde! Bitte sich auszurechnen, wieviel also die Nationalpartei an diesen Gedichten verdient hat! 3. Nach der Schweiz entflohen, hat Scheich Aly el-Ghaiaty, wie er uns in seinem Briefe ausführlich erzählt, bald eingesehen, daß in der nationalistischen Partei kein Plaß für ihn sei. Angewidcrt, wie er sagt, von dem persönlichen Auftreten der Führer dieser Partei und ihren „anarchistischen Ideen" habe er sich von ihnen zurückgezogen, sei aber Ler Pa triot geblieben, der er immer war. Ohne auf die für um nicht nachprüfbaren inneren Gefühle Scheich Ghaiatys ein gehen zu wollen, seien hier nur die äußeren Geschehnisse fest gehalten. Nach seiner auf Kosten der ägyptischen Nationalisten unternommenen Flucht lebte Ghaiaty noch eine Zeitlang von den ihm von derselben Seite zufließenden Geldern. Erst als .diese fortblicben, wandte er sich an Scheich Ali Pussuf und an Schawkeh Bey, verriet die Nationalpartei und erhielt durch jene eine monatliche Unterstützung von, wenn wir recht unterrichtet sind, zehn Pfund. Als dann bei Ausbruch des Weltkrieges der Khedive sich weigerte, in die englische Gewalt nach Aegypten zurückzukchren und die Engländer sich in rück sichtslosester Weise als die autokratischen Herren des Nillan des aufzuführen begannen, hat Scheich Aly el-Ghaiaty auch hier wieder schleunigst Anschluß gesucht, und es ist ihm auch gelungen, »-uade vor englischen Augen zu finden. Dankbar (wofür? Scheich Ghaiaty bestreitet auf Las energischste, „reiche Bezahlung" von englischer Seite zu erhalten) hat eM die früheren Verfolgungen von englischer Seite vergessen uw hat er auch seine ihm „unerklärliche Verhaftung" bei einem Besuch Alexandriens im vorigen Jahre, der eine ebenso „un erklärliche" Freilassung folgte, vergessen. In Genfer Blättern wie auch in dem an uns gerichteten Brief lobt er den Segen der englischen Herrschaft in Aegypten überschwenglich und erwartet von ihr alles Heil und alles Glück. Ueber Ansichten läßt sich nicht streiten, und so wollen wir auch hier Scheich Ghaiaty ebensowenig bedrängen wie hinsichtlich seiner Ansichten über das Kalifat. Die bisher be wiesene Wandelbarkeit seiner Anschauungen läßt zudem j« erwarten, daß er auch wieder einmal anders darüber den ken wird. Es lohnt sich also nicht recht, sich in langwierige Erörte rungen mit ihm einzulaffen. Uns lag auch im ersten Artikel nur daran, einmal festzustellen, welcher Art die Verteidiger der englischen Knechtung Aegyptens in der neutralen Press« sind. Scheich Ghaiaty mag nur ruhig fortfahrcn, sich als ägyptischer Patriot zu fühlen und zu bezeichnen, wir aber können nicht anders, als diese Bezeichnung in Gänsefüßchen zu setzen: Scheich Aly el-Ghaiaty, ein „ägyptischer Patriot" Witze vom Tage. Zeitgemäß. „In deinem Verein werde« doch jetzt so ost Vorträge gehalten, — worüber denn?" — „Nu« — gestern über die Frau von heute, morgen über die Frau vo« gestern, heute über die Frau von morgen und übermorgen über die Frau von vorgestern!" — Letzte Hoffnung. Junge Haus frau (bei der Zubereitung des Egens): „Nun weiß ich nicht, nun der Hering geschuppt werden oder nicht? Das Kochbuch schweigt sich auch darüber aus! Geh, Paul, schau doch mal nach . . . viel leicht steht's im Konversationslexikon!" — Gut gemeint. „Mollen Sie nicht diesen Abend eine Tasse Tee bei mir trinken, Kollege, damit ich Ihnen meine Frau mal vorstellen kann? - „Recht gern! Ich habe auch morgen Zeit ..." — „Ach. kommen Sie lieber heute schon. . . . Dann haben Sie's hinter sich." — Ein gemeinerKerl. „Es ist doch schon über die Zeit, waruin geben Sie denn nicht das Abfahrtszeichen!?" — „Weil's nn freut, daß dort der Herr Assessor von seiner Schwiegermutter immer wieder 'n Abschiedskuß kriegt!" („Flieg. Blätter .1