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April 1889. „STAHLUNDESEN.4 Nr. 4. 253 wurden, eine Grundlage zu schaffen, auf welcher weiter aufgebaut werden könne. Diese Fragebogen sind mittlerweile von der Geschäftsführung rundgesendet und sind die Hüttenwerke in dankens- werther Weise auf die Ausfüllung derselben eingegangen. Aus den Begleitschreiben der bis jetzt ausgefüllt eingelaufenen 45 Fragebogen erhellt, dafs das Vorgehen des Vereins von der Mehrzahl der Werke mit lebhafter Freude begrüfst worden ist, in welchem Umstande der Verein und namentlich die Commissionsmitglieder eine Unterstützung der begonnenen mühevollen Arbeit erblicken können. Aus den eingegangenen Fragebogen läfst sich schon jetzt der Rückschlufs ziehen, dafs die Schaffung einheitlicher Untersuchungsmethoden höchst wünschenswerth erscheint, da die gemachten Angaben aufserordentlich von einander abweichen und vielfach für dieselben Zwecke analytische Untersuchungsmethoden im Gebrauche sind, welche im gegebenen Falle kaum alle zu einem richtigen Ziele führen dürften. Mit Rücksicht auf die Unsicherheit, welche vornehmlich bei den Manganbestimmungsmethoden herrscht, beschlofs die Commission, diesen Theil ihrer Aufgabe zunächst anzufassen, und zwar soll dies im Anschlufs an die von einer früheren, vom »Verein analytischer Chemiker« und unserm Verein eingesetzten gemeinschaftlichen Commission begonnene und aus besonderen Umständen nicht vollendete Arbeit geschehen. — Ferner ist der Verein seitens des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe um zwei Gutachten angegangen worden; das eine betrifft die Frage, ob die deutschen Werke in der Lage sind, Bleche, sowohl Schwarz- wie Weifsbleche, für besonders tiefe Stanzgeschirre in einer dem englischen Fabricate ebenbürtigen Qualität herzustellen, während in dem andern Auskunft darüber gewünscht wird, ob und in welchem Mafse Fabrication von hochhaltigem Manganstahl bezw. Manganeisen in deutschen Hüttenwerken betrieben wird. Ueber beide Gegenstände ist die Geschäfts führung mit der Sammlung des Materials beschäftigt und nimmt dieselbe diesbezügliche Mittheilungen weiterhin gern entgegen. Da auf unsere bisherigen Rundfragen über die zweite Anfrage befriedigende Erklärungen nicht erfolgt sind, so haben wir beschlossen, dieselbe in unserer Zeitschrift »Stahl und Eisen« zu veröffentlichen, und bitte ich die Herren, welche Auskunft über den Punkt geben können, dieselbe der Geschäftsführung zu übermitteln. Einen nicht geringen Aufwand der Arbeitskraft einer grofsen Anzahl verdienter Vereins mitglieder nahm endlich die Festsetzung des Ihnen mit der Einladung zur heutigen Versammlung zngegangenen Entwurfs der »Vorschriften für Lieferungen von Eisen und Stahl« in Anspruch, mit deren Einleitung ich gleichzeitig zu Punkt 2 der Tagesordnung übergehe, falls zu den Ihnen soeben vorgetragenen geschäftlichen Miltheilungen Niemand das Wort wünscht. (Die Versammlung tritt hierauf an der Hand eines Entwurfs, welcher den Vereinsmitgliedern drei Wochen vorher mit der Einladung zugegangen war, in die Berathungen zu Punkt 2 der Tagesordnung ein. Da hierbei beschlossen wird, die endgültige Feststellung der »Vorschriften« der bestehenden Commission, welcher zugleich das Recht weiterer Zuwahlen verliehen wird, zu über weisen, so wird die Veröffentlichung der Verhandlungen zu diesem Theil der Tagesordnung erst in der nächsten Ausgabe erfolgen, indem zu hoffen ist, dafs bis dahin genannte Commission mit ihren Arbeiten soweit gediehen ist, dafs gleichzeitig die Mittheilung der endgültigen Fassung der »Vorschriften« erfolgen kann.) (Pause von 10 Minuten.) Vorsitzender: Ich eröffne nunmehr die Sitzung wieder und gehe zu Punkt 3 der Tages ordnung über: Ueber die Verwendung von hölzernen und eisernen Schwellen auf den Königlich Preufsischen Staatseisenbahnen. Hr. Brauns: M. H.! Wenn ich es übernommen habe, heute in unserer Versammlung eine Besprechung einzuleiten über die Verwendung von Holz- und Eisenschwellen auf unseren preufsischen Staatsbahnen, so habe ich dabei nicht beabsichtigt, diese Besprechung auf das eigentliche eisenbahn technische Gebiet hinzulenken und etwa die Frage zur Erörterung zu stellen, welche Systeme des eisernen und hölzernen Oberbaues vom technischen Standpunkte aus als die zweckmäfsigsten anzu sehen sind. Ich bin der unmafsgeblichen Meinung, dafs diese Frage nicht vor das Forum der Eisenhüttenleute gehört, denn uns fehlt auf diesem Gebiete im allgemeinen die zu einer sachgemäfsen, richtigen Beurtheilung nothwendige Erfahrung, welche nur durch gründliche, nachhaltige Beobachtung und Arbeit in der speciellen Branche gewonnen werden kann. Ich bin auch der Meinung, dafs wir die Erörterung dieser Frage mit aller Ruhe unseren technischen Collegen im Eisenbahnlach über lassen können. Ohne Ausnahme sind wir wohl von der Ueberzeugung durchdrungen, dafs diese