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April 1889. „STAHL UND EISEN? Nr. 4. 267 M. H.! Wenn erst einmal die Eisenschwellen noch allgemeiner angewendet werden, dann hoffe ich, kann jedes gröfsere Eisenhüttenwerk die 750 •6 aufwenden und sich einen solchen Apparat anschaffen. Ich will gern dabei behülflich sein, dafs brauchbare Apparate geliefert werden. Ich will nun die Zeichnung erläutern: a ist die Lampe. Wer elektrisches Licht hat, möge es anwenden. Die Bergakademie besitzt es nicht und ich habe deshalb sehr verschiedene Licht quellen versucht, bis ich beim Zirkonlicht stehen geblieben bin, welches am besten das Sonnen licht vertritt. Leuchtgas und Sauerstoff verbrennen und bringen ein in Platin gefafstes Zirkonerde plättchen ins helle Weifsglühen. Die Strahlen gehen durch das Linsensystem auf den Spiegel c, eine planparallele unbelegte Glasplatte, beleuchten das nach jeder Richtung hin verstellbare Object (den Schliff) senkrecht und gehen durch das Mikroskop und das Linsensystem d auf die Mattplatte e. Der wichtigste Vortheil des Apparates ist die zur Axe des Mikroskops senkrechte Beleuchtung des Objects, welche nur durch Anwendung des planparallelen Glases als Spiegel gelingt. Dieser Spiegel kann, wenn das Objectiv bei sehr starker Vergröfserung dem Objecte zu sehr genähert werden mufs, um ihn zwischenzuschalten, auch in das Linsensystem eingeschaltet werden. Leider treten dann häufig störende Interferenz-Erscheinungen auf. Da das Object selten eine zweite der Schlifffläche ganz parallele Hinterfläche besitzt, ist dessen Halter b nach allen Richtungen genau verstellbar. Wir haben eine Menge photographischer Abbildungen, die durchaus nicht zu gebrauchen sind, und zwar lediglich deshalb, weil sie schiefe Beleuchtung haben, wodurch Schlagschatten entstehen, die das ganze Bild verunstalten. Es kommen durch schiefe Beleuchtung selbstverständlich irrige Bilder hervor, welche niemals einen guten Vergleich zweier Aufnahmen verschiedener Schliffe oder zweier Aufnahmen desselben Schliffes nach verschiedener Behandlungsweise (angelassen oder nicht) gestatten. Ich empfehle dringend, für die Praxis niemals eine andere Beleuchtungsweise anzuwenden. Eins kommt nun noch hinzu. Für alle diejenigen Eisenarten, bei welchen man das Anlassen aus dem vorhin angegebenen Grunde nicht anwenden kann, empfiehlt sich eine verhältnifsmäfsig tiefe Aetzung, aber je tiefer die Aetzung ist, um so schwieriger ist es, anders als mit vertical auf geworfenem Lichte zu arbeiten. Obwohl wesentlich verschiedene Vergröfserungen durch Austausch des Objects hervorgerufen werden müssen, ■ so ist doch eine Aenderung in beschränkten Grenzen möglich durch die sehr hübsche Einrichtung von Schmidt & Haensch, welche hier mit d bezeichnet ist, und welche gewissermafsen die Lupe des Mikroskops vertritt, aber reelle Bilder giebt, ohne dafs das Objectiv verstellt wird. Es gelingt dadurch, genau den gleichen Punkt des Objects in verschiedenen Vergröfserungen zu photographiren. Bei Anwendung von Zei fssehen Linsen fällt die optische Bildebene mit der photographischen Ebene zusammen. Aber auch ohne diese Linsen kann man sich mit einer verstellbaren Lupe, mit der man das Bild auf der Mattplatte betrachtet, helfen. Einige Versuche genügen dazu, die richtige Einstellung zu finden und scharfe Photogramme zu erhalten. Das, m. H., sind, in Kürze dargestellt, die wichtigsten Fortschritte, welche im Laufe der letzten Zeit gemacht worden sind, und ich glaube, mit diesen wenigen Worten Ihnen den Fingerzeig gegeben zu haben, wie man ein Feld, welches bisher meist für ein rein der Wissenschaft gehörendes betrachtet wurde, für die Praxis nutzbar machen kann, namentlich für die Praxis der sich immer weiter entwickelnden Flufseisenindustrie. Dazu aber, dafs die Mikroskopie des Eisens nicht wissenschaftliche Spielerei werde, gehört eine innige Verbindung chemischer Untersuchungen damit. Ohne letztere, ohne chemische Kenntnisse, wird und mufs dagegen die Mikroskopie eine für die Praxis ganz unnütze, die Wissenschaft ebenso wenig fördernde Unterhaltung bleiben. M. H.! Die Untersuchungsmethode ist jetzt hinreichend ausgebildet. Solche Untersuchungen vorzunehmen, dazu sind Sie jetzt Alle in der Lage, denn heutzutage besitzt ja jede Hütte wenigstens einen Chemiker, der genügende Kenntnisse dafür besitzt. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Ich eröffne die Discussion über den gehörten Vortrag. Hr. Martens; M. H. 1 Da die Zeit so sehr vorgeschritten und eine eingehende Besprechung des gehörten Vortrages deswegen unmöglich ist, so werde ich mir erlauben, nach seinem Erscheinen eine Reihe von Irrthümern zu beleuchten, was mir im Interesse der Industrie nothwendig erscheint. Ich möchte davor warnen, von der mikroskopischen Untersuchungsmethode zu erwarten, dafs sie jetzt schon Früchte tragen kann. Nach meiner Ueberzeugung ist es nothwendig, dafs zuerst und vor allen Dingen mit grofsem Ernst eine wissenschaftliche Grundlage geschaffen werde; das, was wir hier haben, ist nur oben abgeschöpft; es mufs in die Tiefe gegangen werden, und bevor das nicht geschieht, ist von der mikroskopischen Methode nichts zu erwarten. Hr. Geheimrath Wedding hat davon gesprochen, dafs ich das Anlassen nicht in der richtigen Weise vorgenommen hätte und dafs die Anwendung der Salpetersäure ein Fehler gewesen sei. Ich bin in meinem Leben nicht so einseitig gewesen, von dieser Methode zu glauben, dafs sie einzig