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und allein ausreichen und dafs man allein mit Salpetersäure ätzen kann. Kein wissenschaftlich denkender Mensch wird mit nur einer Methode arbeiten; wenn man findet, dafs mit Salpetersäure nichts anzufangen ist, dann nimmt man eine andere Säure, die keine farbigen Niederschläge giebt; man wird sich aber im allgemeinen gerade bemühen, immer wieder andere Methoden anzuwenden, wenn man sich eben die von den Mikroskopikern auf anderen Gebieten gewonnenen Erfahrungen zu nutze machen will. Meine Aetzungen habe ich mit sehr vielen Reagentien vorgenommen, welche zum Theil farbige Ueberzüge lieferten, zum Theil die Gefügetheilchen mit Gold-, Kupfer- u. s. w. Niederschlägen versahen. In bezug auf die Photographie bin ich durchaus anderer Ansicht als der Vortragende; ich halte sie gegenüber der mikroskopischen Forscherarbeit für die Nebensache. Vor allen Dingen aber ist das unrichtig, was Hr. Geheimrath Wedding über die centrale Beleuchtung gesagt hat. Die centrale Beleuchtung ist entschieden nicht das allein Richtige; wenn Sie von einer Fläche ein Bild haben wollen, so können Sie, wenn die Fläche nur ein ganz geringes Relief hat, es dadurch bekommen, dafs Sie die Fläche so schief wie möglich beleuchten. Da der geätzte Schliff eine solche Fläche mit sehr schwachem Relief ist, so darf sich die Photographie nicht allein auf die Centralbeleuchtung einlassen. Hr. Lürmann : M. H.l Gewissermafsen provocirt, auch etwas zu sagen, würde ich einen sehr grofsen Fehler begehen, wenn ich den Eindruck, den der Vortrag des Hrn. Geheimraths Wedding gemacht hat, in irgend einer Weise abzuschwächen versuchte, denn was er uns gesagt hat, war nur eine Aneinanderreihung der kolossalen Schwierigkeiten, die sich der Beobachtung des Kleingefüges und der Herstellung der Bilder, also der Herstellung dessen entgegenstellen, was wir sehen sollen; zu sehen, was er sehen will, wird ja vielleicht Manchem leicht gemacht. Professor Dove sagte schon: Wenn der Mensch erst weifs, was er sehen will, dann sieht er es auch. Alle diese Mitteichen, und auch die Billigkeit des Apparats von 750 16, um Untersuchungen auf dem Schienenlager anzustellen, können uns noch nicht nützen. Gefreut hat es mich aber, dafs unter diesen Mitteichen ein Stoff war, der uns Menschen im Guten wie im Bösen so ungeheuer wichtig ist — der Alkohol. In diesem Falle wirkt der Alkohol nach dem Herrn Geheimrath gut. (Grofse Heiterkeit.) Hr. Geheimrath Wedding: M. H.l Dafs alle möglichen Hülfsmittel versucht worden sind, um in der Mikroskopie etwas zu erreichen, das habe ich ja ausdrücklich in meinem Vortrage erklärt. Ich habe aber hier versucht, Ihnen das vorzuführen, was gerade für industrielle Zwecke von besonderer Bedeutung erscheint, also nicht den Schliff zu verkupfern, zu vergolden u. s. w., sondern ihn gerade so zu behandeln , wie es für praktische Zwecke am richtigsten ist. Im übrigen sollte es mich freuen, wenn ich von den Beobachtungen, welche ich gemacht habe, Ihnen in nächster Zeit bildlich Mittheilung machen könnte, denn ich bin im Besitz von etwa 500 wohlgelungenen Negativen. Die Schwierigkeit, die sich einer solchen Weiterverbreitung entgegenstellt, ist ein Umstand, den ich im Verein mit Herrn Schrödter versuchen werde zu überwinden, es ist der Druck. Bisher sind solche Bilder auf ein Netz übertragen worden; das ist nicht gut, da das Netz zu roh ist; der eigentliche Lichtdruck ist anscheinend das Einzige, was man hierfür verwerthen kann. Haben Sie die Bilder vor sich, dann brauche ich nicht gegen Windmühlenflügel zu kämpfen; dann können Sie mit eigenen Augen sehen und selbst urtheilen, ob ich Recht habe; auch das hoffe ich noch zu erleben. (Bravo!) Vorsitzender: Wir sind dem Herrn Vortragenden unsern Dank schuldig für seinen Vortrag, den ich hiermit verbindlichst ausspreche. Gleichzeitig ist die Tagesordnung erledigt und ich schliefse die Versammlung. (Schlufs nach 4 Uhr.) * * * Das an die Verhandlungen anschliefsende gemeinsame Mittagsmahl hielt die zahlreiche Ver sammlung noch bis zur späten Abendstunde in fröhlicher Vereinigung. Den Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser brachte der Vorsitzende Hr. G. Lueg in warm empfundenen Worten aus, welche einen Sturm der Begeisterung hervorriefen und Veranlassung zur Absendung eines Telegramms boten, welches den nachfolgenden Worlaut hatte: „An Se. Majestät den Deutschen Kaiser, Berlin. Die zu heutiger Hauptversammlung anwesenden 400 Mitglieder des »Vereins deutscher Eisenhüttenleute« brachten soeben in ehrfurchtsvollem Gedenken des kraftvollen Schirmherrn des deutschen Eisenhüttengewerbes Ew. Kaiser!. Majestät ein dankerfülltes, dreifaches jubelndes Hoch. Gari Lueg, Oberhausen, Vorsitzender.“ Nachdem Hr. Director Schlink ein Hoch auf den »eisernen« Kanzler ausgebracht hatte, erheiterte Hr. Dr. Beumer die Anwesenden durch den Vortrag eines humoristischen Liedes, welches in schlagfertiger Weise die Tagesordnung der eben stattgehabten Berathungen behandelte. Eine von Hrn. Lür mann angeregte Sammlung für einen Denkstein, welcher zur Erinnerung an die erste in Deutschland erbaute »Feuermaschine« errichtet werden soll, ergab 245,15 •46. Hr. Geheimrath Dr. Wedding brachte einen Trinkspruch auf den Vorsitzenden des Vereins aus, welcher seinerseits der Geschäftsführung in freundlicher, anerkennender Weise gedachte.