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Bei der Berathung des Etats der Eisenbahnverwaltung in der Budgetcommission, welche in der letzten Februarwoche in Berlin stattfand, hob der Berichterstatter hervor, dafs der eiserne Oberbau vollkommen zweckentsprechend sei, dafs er ebensowohl genüge, wie der Oberbau mit Holz schwellen, dafs man allerdings den Querschwellen vor den Langschwellen den Vorzug geben müsse. Zu der vorhin geäufserten Ansicht, dafs im preufsischen Haushaltungsetat angegeben sei, die Dauer der Holzschwelle betrage ebenso 15 Jahre wie die der flufseisernen Schwelle, werden Sie sicherlich Alle anerkennen, dafs, wenn bis heute auch noch keine durchaus verlässigen Ergebnisse vorhanden sind, eine flufseiserne Schwelle eine längere Dauer haben mufs als eine Holz schwelle, besonders eine Buchenholzschwelle. Wenn dies aber Alles richtig ist, so ist es doppelt zu bedauern, dafs bei uns die Verwendung des eisernen Oberbaues zurückgegangen ist. Wenn auch die Ausfuhr bis jetzt nicht gelitten hat, wenn auch bis jetzt Holland und Italien noch am eisernen Oberbau festgehalten haben, so können wir doch nicht verkennen, dafs der Anstofs zur Herabsetzung des eisernen Oberbaues von Preufsen ausgegangen ist, und wenn einmal solche Zahlen im grofsen Publikum bekannt werden, so befürchte ich allerdings, dafs auch unsere Ausfuhr leiden wird und mufs. Die rückläufige Bewegung, welche durch die von Hrn. Brauns angegebenen Zahlen fest gestellt worden, ist nicht auf Rückschritte in Material und Gonstruction zurückzuführen; es liegen da die Rücksichten vor, die Hr. Massenez angedeutet hat, und gegenüber denselben bin ich der Ansicht, dafs wir berechtigt sind zu verlangen, dafs der vermehrten Verwendung der Schwellen aus ausländischem Holz mit Rücksicht auf die Interessen der einheimischen Eisenindustrie Einhalt gethan werden mufs, und ich kann daher auch dem letzten Herrn Vorredner nur ganz und voll beitreten. (Zustimmung.) Es erübrigt noch, m. H., dafs Sie dem Antrag, den Ihnen Hr. Brauns vorgeschlagen hat, Ihre Zustimmung ertheilen. Derselbe lautet: Versammlung wolle den Vorstand ermächtigen, im Namen des Vereins und in Gemein schaft mit der »Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller« eine erneute Eingabe an den Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten einzureichen, in welcher um thunlichste Einschränkung der Holzschwellenbezüge aus dem Auslande, sowie um den Ersatz des dadurch entstehenden Ausfalles durch vermehrte Verwendung von Eisenschwellen gebeten wird. Ich möchte bitten, dafs diejenigen Herren, welche gegen diese Ermächtigung sind, sich von ihren Sitzen erheben. (Pause.) Es hat sich Niemand erhoben, ich kann also die einstimmige Annahme dieses Antrags constatiren. Damit würde auch dieser Gegenstand der Tagesordnung erledigt sein. Wir wollen ihn jedoch nicht verlassen, ohne Hrn. Brauns für die ausführliche und umständliche Zusammenstellung, die er uns vorgetragen hat, unsern verbindlichsten Dank auszusprechen. (Bravo 1) Wir gehen jetzt zum letzten Gegenstand unserer Tagesordnung über und ich ertheile Hrn. Geheimrath Dr. Wedding das Wort. Ueber Fortschritte in der Lichtabbildung des Kleingefüges von Eisen und über die Herstellung von Schliffen. Hr. Geheimrath Dr. Wedding: M. H. 1 Bei der durch die vorangegangenen wichtigen Erörterungen sehr knapp gewordenen Zeit will ich mich bemühen, keinen Augenblick unnöthig in Anspruch zu nehmen, und werde deshalb aus meinem Vortrage die beabsichtigten theoretischen Erörterungen fortlassen und mich auf das beschränken, dessen Kenntnifs mir für die Praxis des Eisenhütten wesens wesentlich und nützlich erscheint. Es war vor zwei Jahren, als ich die Ehre hatte, Ihnen Mittheilung zu machen über das, was auf dem Gebiete der Untersuchung des Kleingefüges des Eisens und auf dem Gebiete der Darstellung dessen, was man durch das Mikroskop sieht, vermittelst der Photographie bis dahin geleistet worden war. Es gelang mir damals, wie ich glaube, Sie von der Zuverlässigkeit der Beobachtungen durch eine Reihe, allerdings noch unvollkommner Lichtbilder, welche durch ein Scioptikon vergröfsert auf Leinwand geworfen wurden, zu überzeugen, aber es war mir damals etwas betrübend, von unserm werthen Freunde Lür mann einen recht erheblichen Tadel zu hören, indem er sagte: Das ist Alles recht schön wissenschaftlich, aber was nützt es der Praxis? Das ist mir sehr zu Herzen gegangen, aber ein gegründeter Tadel von einem vernünftigen Mann mafsvoll ausgesprochen, wirkt immer Gutes, und auch ich habe mich deshalb bemüht, zu ergründen, was man mit diesen Dingen nicht blofs wissenschaftlich machen, sondern auch in der Praxis leisten könne. Was mir von meinen Entdeckungen in dieser Richtung von Bedeutung schien, habe ich, wie Sie wissen, stets bald in die Oeffentliclikeit gebracht, auch wenn es sich nur auf wenige Proben gründete und daher durch weitere Untersuchungen auch noch stärkerer Beweise bedurft hätte. Es