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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis 25 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinseral angemessener Rabatt. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bagel in Düaseldorf. 9. Jahrgang. Juni 1889. N 6. Der Arbeiterausstand im Niederrheinisch-Westfälischen Bergbaubezirk. 8 u derselben Zeit, in welcher die Alters- und Invaliditätsversicherung, die dem deutschen Arbeiter neue Wohlthaten zuführen soll, ihren gesetzlichen Ab- schlufs gefunden hat, haben contracibrüchige Berg leute im niederrheinisch - westfälischen Bergbau bezirk einen Arbeitsausstand inscenirt, welcher dem gesammten wirthschaftlichen Leben Deutsch lands die schwersten Schädigungen zugefügt hat. Wegen des historischen Interesses, welches auch eine spätere Zeit an diesem Arbeiterausstande nehmen wird, legen wir in Nachfolgendem zunächst die officiellen Actenstücke nieder, welche in dieser Angelegenheit veröffentlicht worden sind, um sodann in aller Kürze unsere Meinung über den Strike und seine Folgen darzuthun. Nachdem im Anfänge des Monats Mai der Ausstand begonnen, gaben die Zechen des Bochumer, Gelsenkirchener und Herner Bezirks in einer Ver sammlung, die am 8. desselben Monats zu Bochum staltfand, auf die Forderungen der ausständigen Arbeiter nachfolgende Antwort: „Die Versammlung verurtheilt das ungesetz liche Vorgehen der Bergleute, ohne Kündigungs frist durch plötzliche Arbeitseinstellung Lohn erhöhungen erzwingen zu wollen. Sie lehnt insbesondere die allgemeine procentuale Erhöhung der Löhne und die Verkürzung der achtstündigen Arbeitszeit ab. Die ein zelnen Zechenverwaltungen sind dagegen bereit, nach Wiederaufnahme der Arbeit in der Lohnfrage berechtigten Ansprüchen entgegenzukommen. “ Nachdem dann die Arbeitseinstellung weiter um sich gegriffen, veröffentlichte der Vorstand des VI.» sämmtliche Gruben des Oberbergamtsbezirks Dort mund umfassenden »Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund« am 11. Mai die nachfolgende Erklärung: „1. Die seit Anfang dieses Monats im Gange befindlichen Arbeitseinstellungen auf den Stein kohlengruben des niederrheinisch - westfälischen Bergbaubezirkes, welche sich nunmehr auf bereits mehr als drei Viertheile aller Werke erstrecken, sind ausnahmslos ohne vorherige Kündi gung des Arbeitsvertrages erfolgt, beruhen deshalb in ihrem Ausgange auf ungesetzlichem Boden. 2. Die durch die Versammlungen der Berg arbeiter und auf anderm Wege zur Kenntnifs der Grubenverwaltungen gebrachten Anträge und Be schwerden der Arbeitsausständigen rechtfertigen das ungesetzliche Vorgehen der letzteren nicht. Es kann auch nicht zur Entschuldigung behauptet werden, dafs in der wirthschaftlichen Lage oder in der Ordnung der Bergarbeit unseres Bezirks Mifsstände vorlägen, unter deren Drucke besonnene Männer zur sofortigen Niederlegung der Arbeit Anlafs gehabt hätten. In keinem Bergwerksbezirke des europäischen Festlandes besteht eine kürzere Arbeitszeit, als in unserm Bergrevier. Dieselbe ist vielmehr überall, insbesondere auch auf den staatlichen Steinkohlengruben Preufsens, erheblich länger als bei uns. Auch die Höhe unserer Berglöhne übersteigt die aller deutschen Steinkohlengruben, einschliefs- lieh der fiscalischen. Die beim Reichsversicherungsamt aufgestellte 1