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396 Nr. 5. »STAHL UND EISEN.“ Mai 1889'. Vorstehende Auslassungen hat die Redaction dem Herrn Geh. Bergrath Dr. Wedding mit- getheilt und darauf folgende Antwort erhalten: Geehrte Redaction! Die Anschauungen des Herrn Martens zu theilen, bin ich auch nach der vorstehenden Aus führung nicht in der Lage. Der Zweck meines Vortrags, der übrigens, wie ich denke, thunlichst genau nach dem Wortlaut wiedergegeben ist,* war — ich glaubte das hinreichend betont zu haben —, diejenige Methode zur mikroskopischen Unter suchung anzugeben, welche für den praktischen Gebrauch am entsprechendsten ist und zu den zuverlässigsten und übereinstimmendsten Ergeb nissen führt. Ich bin überzeugt, dafs sowohl die Mikroskopie, als auch die Mikrophotographie für die Anwendung * Es ist darin allerdings die Bezugnahme auf Garrisons Abbildungen und ferner die Bemerkung, dafs die horizontale Lage des Apparats aus Be quemlichkeitsrücksichten der verticalen vorzu ziehen sei, ausgelassen, was bei der Correctur übersehen wurde. in der Praxis bereits ausreichend ausgebildet ist, und zweifle nicht daran, dafs innerhalb weniger Jahre nicht nur jeder Werkzeugsstahlfabricant, sondern auch jede Flufseisenhütte mit den nöthigen Apparaten dafür ausgerüstet sein mufs, wenn den Anforderungen der Abnehmer genügt werden soll, gerade wie jetzt kein Werk mehr der Prüfungs maschine für Festigkeit entrathen kann, welche noch vor einem Jahrzehnt als unnöthiger Luxus galt, den sich nur einzelne Anstalten gestatten durften. Ich wiederhole, dafs ich die bisherige Unvoll kommenheit der Vervielfältigungen von Licht bildern des Kleingefüges gern anerkenne, diesen Mangel auch in meiner Arbeit über die Leitungs fähigkeit des Drahts keineswegs leugne, dafs aber gerade das ein Grund mehr für eigene Beob achtungen des Hüttenmanns sein mufs, da eben ein Dritter diese Lücke für ihn nicht auszufüllen vermag. Dr. H. Wedding. Die Flufseisenerzeugung auf basischem Herde in Resicza.* Vortrag, gehalten auf dem Allgemeinen Bergmannstag in Wien 1888, von A. Gouvy, techn. Inspector der Berg- und Hüttenwerke der k. k. priv. ö.-u. St.-E.-Gesellschaft. Obschon in dem Hültenwerke Resicza der österr.-Ungar. St. - E. • Ges. in Süd - Ungarn die Qualität der vorhandenen, von der Gesellschaft selbst in Moravicza erzeugten Erze eine vorzüg liche ist, da der daraus im sauren Converter erblasene Bessemerstahl nur 0,07 % Phosphor enthält, so wurden doch Versuche durchgefühlt, um die Qualität des in vier Oefen mit saurem Boden erzeugten Martinstahles noch zu verbessern und somit allen Anforderungen der Neuzeit zu entsprechen. Die ersten im Juni 188G durchgeführten Versuche ergaben schon ausgezeichnete Resultate, und gelang es dem Werke in kurzer Zeit, dank dem in der Nähe vorhandenen billigen und guten basischen Material für die Herdherstellung, sowie auch infolge der ursprünglichen Reinheit des * Sonderabdruck aus dem binnen kurzem er scheinenden Bericht über den allgemeinen Bergmanns tag in Wien, mit freundlicher Genehmigung des Herrn Vortragenden. verwendeten Roheisens und der Abfälle, die gleichen Resultate auch bei currentem Betriebe zu erzielen. Wir wollen uns hier nicht in eine Discussion über die Qualität der in Resicza erzeugten Flufs- eisensorten im Vergleiche zu anderen ähnlichen Erzeugnissen, als Thomasstahl u. s. w., einlassen; ebensowenig kann auf eine detaillirte Besprechung der Vortheile der basischen Oefen gegenüber den jenigen mit neutralem Boden oder der Unter schiede zwischen Dolomit, Magnesit u. s. w. ein gegangen werden. Unser Zweck ist nur der, der geehrten Ver sammlung eine kurze Uebersicht des in Resicza üblichen Verfahrens und der Vortheile, welche die neue Methode gegenüber dem sauren Processe, sowohl bezüglich der Qualität als der Gestellung bietet, vorzuführen und hoffen wir hiermit einen wenn auch bescheidenen, so doch vielleicht nütz lichen Beitrag zur vielfach erörterten Frage der Martinstahlfabrication in Oesterreich-Ungarn zu leisten.