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Mai 1889. „STAHLUNDESEN.“ Nr. 5. 389 aufser gedrückten Theilen von Stein, Holz und Eisen auch Art und Berechnung der Seile, Ketten, Röhren mit innerem Druck und genietete Blech- rohre. Der zweite Specialfall behandelt excentrischen Zug und Druck. Die gewöhnliche Formel N . M . c G = F r J läfst sich durch Einführung der mittleren Span nung G1, der Excentricität n und der Kernweile w auf die Form bringen G G n w hierin ist natürlich bei gedrückten Theilen 0 durch die Knickfestigkeit G zu ersetzen. Da diese Formel mit den Versuchen jedoch nicht stimmt, für Druck G, = Ga vielmehr noch abhängig von 2 k, ist, wird dementsprechend ein Coefficient $ zugefügt und die Formel ähnlich der reinen Knick formel als: zulässige mittlere Druckspannung "a = °k , (n) $(..) \w/ gegeben und $ als Funktion von - für Holz, "s Hufs- und Schmiedeisen eingeführt. Die Gegen überstellung mit den Versuchswerthen zeigt die Genauigkeit; Tabellen für $ erleichtern die nach den Beispielen nicht umständliche Anwendung. Es mufs zugestanden werden, dafs diese durchaus neue Behandlung excentrisch gedrückter Bautheile deren Berechnung auf gesunden Boden stellt und die genaue Einhaltung der geforderten Sicherheit gewährleistet. Zu den »Anwendungen« mag bemerkt werden., dafs die Berechnung der I •auf S. 180 als Beispiel angezogenen, durch be wegte Last excentrisch gedrückten gufseisernen Säule vielleicht insofern nicht ganz richtig ist, als diese Säule nach der beigegebenen Abbildung, dem breiten Fufs und der Belastungsart .oben nicht als seitlich fest zu betrachten und demnach für die doppelte Knicklänge zu berechnen -wäre. In letzterem Falle würde sie, in gewöhnlicher • Weise nach der Eulerschen Formel für centrische iLast mit 5facher .Sicherheit .auf Knicken berechnet, mnur rund 35 t tragen, während sie in dem Bei spiel für 36 t bei 3,5 cm Excentricität berechnet ast. Auch hätte zu dem S. 182 berechneten excentrisch beanspruchten Gitterstab eines Fach werkträgers vielleicht bemerkt werden müssen, dafs bei solcher’ Berechnungsart, wenn die Fahr bahn unten liegt und eine Querversteifung des Obergurtes fehlt, dieser so stark bemessen sein mufs, dafs er 1. in ganzer Länge Knicken widerstehen’, 2. die durch die Gitterstäbe erzeugte Torsion aufnehmen kann. Dafs eine solche Bemerkung in einem Buche über Statik nicht überflüssig ist, lehrt die trau rige Erfahrung, welche bei einem Brückenein- stürze gerade im Heimathlande des Verfassers gemacht wurde. Viel Neues bietet der dritte Specialfall, Trans versalfestigkeit, welcher u a. im Anschlufs an zahlreiche Versuche eine sehr ausführliche Be handlung der Vernietungen bringt. Die Angaben über Werth der Lochungsarlen bei den verschie denen Eisensorten, Einflufs der Ueberblattungen oder Verlaschungen, der Parallel- oder Zickzack- nietungen,• des Stauchdruckes, der unmittelbaren oder mittelbaren Stofsdeckung u s. w. gewähren einen ausgezeichneten Ueberblick über die be treffenden Verhältnisse und sind in dieser Zu sammenstellung vom höchsten Werthe für eine zweckmäfsige Anordnung dieser häufig so fehler haft behandelten Constructionstheile. Auch der erfahrene Gonstructeur wird den betreffenden Abschnitt mit grofsem Nutzen durchstudiren. Der vierte Specialfall behandelt die einfache Biegung und giebt dementsprechend zunächst die graphische Bestimmung der Gröfstspannungen in .einem zusammengesetzten Querschnitt nach Gill mann und sodann wieder, wie in den früheren Fällen, für die verschiedenen Baustoffe das Ver- hältnifs der erlaubten Spannung zur einfachen Zugfestigkeit, nebst Anwendungen. Wer in Zukunft seine Constructionen nach den in dem Werke gegebenen Zahlen und Rech nungsarten bemifst, wird dem verlangten icher- heitsgrade erheblich näher kommen, als bisher. Abgesehen von den oben berührten, nicht gerade wesentlichen Ausstellungen, stellt das Buch einen thatsächlichen und grofsen Fortschritt besonders für die Berechnung gedrückter und genieteter Theile dar und kann deshalb nur empfohlen werden. Die Sprache ist klar und verständlich; manche entbehrliche und unschöne Fremdwörter hätten allerdings vermieden werden können; auch scheinen d'e in Norddeutschland üblichen Mafs- bezeichnungen wie qm, cbm zweckmäfsiger als die angewendeten m2 m3 u. s. w. Die Aus stattung des Buches ist zu loben. Ss. V.» 6