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fahrende Batterieen anzulegen? Eine Panzerung dieser Lücken würde die Kosten sehr erhöhen, eine blofse granatsichere Eindeckung mit offener Front leicht zerstört werden; es scheint also zweck- mäfsiger, diese Lücken ganz offen zu lassen. 5. Querschnitt des Hauptwalls (Fig. 7 und 8). Die Besorgnifs, dafs die Sprengstoff granaten die Erdböschungen nahe über den Graben bekleidungsmauern treffen, hinter denselben minen artig wirken und jenes Mauerwerk in den Graben werfen, d. h. breschiren werden, ist wohl erst dann vorhanden, wenn zufällig mehrere solcher Geschosse bald nacheinander ein und denselben Punkt treffen und dadurch der Minentrichter all mählich vertieft und verbreitert wird. Auch gilt diese Besorgnifs wohl nur für die inneren Graben bekleidungsmauern (Escarpen), welche ohnehin durch den indirecten Brescheschufs der schweren gezogenen Kanonen und Haubitzen gefährdet sind. Statt diese Mauern, wie bisher, immer niedriger zu machen, können sie in Zukunft ganz unterdrückt und durch eine Erdböschung mit vorstehendem Eisengitter ersetzt werden; letzteres ist gegen 30 °-Einfallswinkel der 21-cm-Haubitzgranaten zu sichern. Den Graben, nach Mougins Vorschlag, aus Besorgnifs vor den Sprengstoffgranaten ganz weg zulassen, scheint nicht rathsam, weil er nicht blofs als Hindernifsmittel, sondern auch zur Lieferung der Erde für die Wallschüttung erforderlich ist. Da die äufsere Grabenböschung (Gontrescarpe) dem indirecten Schufs nicht ausgesetzt ist, sie auch nicht, wie der Hauptwall, absichtlich bom- bardirt wird, ihr Mauerwerk oder Eisenbekleidung eine starke Erddecke erhalten, auch zur Verthei- digung eingerichtet, und die Grabensohle durch Schnellfeuergeschütze der Länge nach bestrichen werden kann, ist die Sturmfreiheit des Hauptwalls nicht gefährdet; dieselbe wird in Zukunft durch die weitere Vervollkommnung der Feuerwaffen, welche besonders dem gedeckt stehenden Ver- theidiger zu gute kommt, sowie durch die gröfseren Besatzungen immer mehr gesichert. Letztere ge statten auch, von den engen Thoren, schmalen Brücken, Zugklappen und sonstigen ängstlichen Vertheidigungsmitteln, wie sie vom Mittelalter er erbt wurden, Abstand zu nehmen. Die Gewehrgallerie (Fig. 7 und 11) längs der äufseren Grabenböschung (Gontrescarpe) kann 2 bis 3 Stock erhallen, von denen einer zum Wohnen, der andere zur gedeckten Verbindung, und beide zur Vertheidigung und Beleuchtung der vorliegenden Grabensohle dienen. Diese Graben bekleidung könnte, wie von uns schon 1866 in den »Fortificatorischen Eisenconstructionen« vor geschlagen, in Eisen construirt werden; ebenso die Wohn- und Aufbewahrungsräume, welche unter dem Hauptwall und den, dessen Lücken deckenden Traversen einzubauen sind, auf die wir nach stehend zurückkommen. 6. Vorgeschobene Werke (Detachirte Forts [Fig. 5 und 9]). Kleine vorgeschobene Forts scheinen, wie erwähnt, gegen Sprengstoff granaten schwer haltbar, ihre kurzen Erdwälle und kleinen Höfe würden bald umgewühlt und ihre Hohlbauten zerstört werden; sie sind des halb durch vorübergehende (provisorische) oder flüchtige Schulterwerke, d. h. angehängte, ver stärkte Schützengräben zu verbreitern, keine Ge schütze auf den offenen Wall zu stellen und die 3 m starken Erddecken der Hohlräume durch ebensoviel Beton zu ersetzen, wenn die doppelte Höhe von Erde und Dünger nicht zulässig ist. Die Lünettenforts (Fig. 5) könnten 3, die ab gestumpften Lünetten (Fig. 9) 2 Panzerlafetten in den Brustwehren der ausspringenden Winkel er halten; die versenkbaren gepanzerten Schnellfeuer geschütze müfsten in die innere Böschung der zwischenliegenden Brustwehr eingeschnitten und ungepanzerte gezogene Mörser in die Schulter werke gestellt werden. Die militärisch nicht ausgebildeten Landstürmer können zur Anlage der Schulterwerke und ähn lichen Arbeiten herangezogen werden, während die grofse Masse ausgedienter Landstürmer ge stattet, die Festungsbesatzungen wesentlich zu verstärken und das flüchtig zu befestigende Vor gelände der vorgeschobenen Werke nachhaltend zu vertheidigen, so dafs diese nur die Hauptstütz- und Rückzugspunkte bilden und gestatten, den Kampf um das Gelände immer wieder zu beginnen. Neu zu erbauende vorgeschobene Werke sind möglichst grofs zu machen; infolge ihrer Panzer- thürme können sie dafür weiter auseinander liegen, ihre Anzahl also vermindert werden. 7. Der Angriff und die Vertheidigung solcher Befestigungen würde ungefähr folgenden Verlauf nehmen: a) Die 4 bis 8 Stück 15-cm-Ringkanonen. der 2 bis 4 drehbaren Panzerlafetten jedes Forts, bezw. jeder Front, werden den Bau und die Ausrüstung der ersten Belagerungsbatterieen sehr erschweren bezw. verhindern. b) Kommen dieselben trotzdem zustande, so werden sie von 2 bis 4 fahrenden Batterieen zu 10 bis 20 Geschützen überraschend be schossen. c) Die ersten Angriffsbatterien werden durch ihr Enfilir- und Ricochetfeuer keinen Schaden anrichten, da der offene Wall und gedeckte Weg nicht besetzt sind. d) Jede Demontirbatterie des Belagerers wird mindestens drei drehbare Panzerthürme sich gegenüber haben, vielleicht auch mehr. e) Die gezogenen Mörserbatterieen und Spreng stoffgranaten des Belagerers finden nur kleine, gut geschützte Ziele, d. h. einzelne Panzer lafetten-, Panzermörser- und Panzer-Schnell- feuerbatterieen, oder den langen schmalen Hauptwall; nirgends finden sich breite und