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Mai 1889. «STAHL UND EISEN.“ Nr. 5. 381 ständen und einer elektrischen Beleuchtungs einrichtung, ist gewifs billiger als die Anlage von 7 getrennten Thürmen mit ebensoviel Poternen, Beobachtungsposten u s. w., aber schwerer zu unterhalten und noch schwerer zu vertheidigen. Es werden sich wenige Offiziere und noch weniger Maschinisten finden, die solche unterirdischen An lagen nachhaltig vertheidigen. Noch sind keine Panzerthürme im Kriege andauernd beschossen und vertheidigt worden, wir kennen den mora lischen Einflufs einer anhaltenden Beschiefsung auf die Besatzung noch nicht, glauben aber diesen schweren Dienst möglichst erleichtern, nicht aber durch Alleinslellung (Isolirung) noch mehr er schweren zu müssen. Gewifs nicht absichtlich ist es, dafs beide französischen Ingenieur-Offiziere, aus Furcht vor den Melinitgranaten, mit denen ja die deutschen Befestigungen vernichtet werden sollten, ihre eigene Ostgrenze den deutschen Heeren wieder öffnen, nachdem diese Grenze durch ihre Kameraden erst vor wenigen Jahren mit unzähligen Forts dicht besetzt wurde. Indem beide Offiziere, von denen Major Mougin, als ehemaliger Chef der mit den Panzerconstructionen beschäftigten Abtheilung des französischen Kriegsministeriums, doch in Frank reich einen gewissen Ruf als Ingenieur-Offizier besitzt, diese Forts verurtheilen und als unhaltbar hinsteilen, vernichten sie selbst die Hoffnungen, welche Frankreich bisher an diesen undurch dringlichen Fortsgürtel knüpfte. Wie viele Millionen Francs gehen dabei verloren und wieviel gröfser werden noch die militärischen und moralischen Nachtheile sein, wenn diese Befestigungen, nach dem ihre Besetzung und Ausrüstung so viel Truppen und Geschütze gekostet hat, doch nicht haltbar sind! II. Fortificatorische Betrachtungen. 1. Stellung der Panzerthürme und Panzerlafetten zum Wall. Zunächst ist die Frage in betreff der Stellung der Panzerconstructionen vor, auf oder hinter dem Wall zu erörtern, demnächst die Einzel- Stellung oder Gruppirung der Panzer constructionen zu erwägen. In betreff des Verhältnisses zum Wall sind 7 verschiedene Fälle zu berücksichtigen und in Fig. 2 angedeutet. A. Stellung der Panzerthürme vor dem Wall. a) Vor dem Glacis. b) Im Waffenplatz, ohne Vorgraben. c) Im Waffenplatz, mit Vorgraben. B. Stellung der Panzerthürme auf dem Wall. a) Auf der Berme. b) Auf dem Wallgang. V.9 G. Stellung der Panzerthürme hinter dem Wall. a) Auf den Cavalieren. b) Auf den Reduits. Aa. Die Stellung vor dem Glacis (Fig. 3) hat den Vortheil, den Wall 'und Hof des Werkes bezw. die Stadt nicht durch Sprengstücke zu belästigen, auch nicht feindliche Zufalltreffer dorthin zu lenken; aber den Nachtheil der ver einzelten Lage und dadurch nothwendigen Ver bindung der Panzerthürme mit Beobachtungs ständen, Erleuchtungseinrichtungen, Schnellfeuer geschützen und Mörsern, welche durch eine lange Poterne vom Graben aus bedient werden müfsten; auch würde diese vereinzelte Lage unter der Erde das moralische Gefühl niederdrücken und eine hartnäckige Vertheidigung zweifelhaft machen; beim Versagen des elektrischen Lichts oder dichtem Nebel die Annäherung einzelner Petardenträger möglich sein. A b. Die Stellung der Panzerconstructionen im Waffenplatz ohne Vorgraben (Fig. 3) hat den Vortheil des gröfseren moralischen Halts durch den nahe hinterliegenden Wall, auf den, auch bei dieser Stellung, weder Sprengstücke noch Zufalltreffer gelenkt werden, ferner den Vortheil, frische Luft von der äufseren Grabenböschung erhalten zu können; aber den Nachtheil, gegen Sturmcolonnen und Petardenträger nicht hin reichend gesichert zu sein, deshalb der Verbin dung mit Beobachtungsständen und Schnellfeuer geschützen zu bedürfen, auch die Bewegung der Infanterie im gedeckten Weg und dessen Ver theidigung durch dieselbe zu behindern. A c. Die Stellung der Panzerconstructionen i m Waffenplatz mitVorgraben (Fig. 4) würde den Vortheil haben, die wichtigen und kostbaren Panzerconstructionen gegen Sturmcolonnen und Petardenträger besser zu sichern, deshalb der Zutheilung von Schnellfeuergeschützen nicht zu bedürfen, also zu gestatten, das Ziel der Be- lagerungsbatterieen möglichst zu verkleinern, aufser- dem auch das moralische Element zu heben; aber den Nachtheil, die Infanteriebesatzung und Ver theidigung des gedeckten Weges zu behindern und durch den Vorgraben bezw. seine verthei- digungsfähige Gallerie die Baukosten zu vermehren. B a. Eine Stellung der Panzerconstructionen auf der durch Abrundung oder Abstumpfung des Walls am ausspringenden Winkel zu verbreiternden Berme (Fig. 4) würde den Vortheil haben der gröfseren Sicherheit, der leichteren Ausrüstung und Munitionsversorgung mittels eines nahe lie genden unterirdischen Geleises und des Auffangens der Granatsplitter und Fehlschüsse durch die Wallböschung; aber den Nachtheil, das vereinigte Feuer vieler Belagerungsbatterieen auf diesen vor springenden Winkel des Walls zu vereinen und dadurch nicht blofs die Panzerconstruction, son-