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1. Januar 1894. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 11 „Stahl und Eisen“ 1889, Seite 106 veröffent lichten Auszug der ersten Arbeit von Keep: „je plötzlicher daher die Abkühlung vor sich geht, desto mehr Graphit wird aus geschieden, und die dünneren Theile der Gufsstücke sind daher grauer als die stär keren Partieen. “ Keep hat allerdings in seiner ersten Ab handlung, wenn auch nicht so schroff, diese Ansicht geäufsert.* Die damals gemachten Beobachtungen beruhten jedoch nur auf dem Bruchaussehen. Sie sind inzwischen durch aus führlichere Mittheilungen mit Angaben der Ana lysen ergänzt und verbessert,** in denen Keep die Verminderung der Graphitausscheidung durch Abschrecken, auch wo diese durch Aluminium hervorgerufen war, bestätigt. Durch die Graphitausscheidung wirkt das Alu minium mittelbar auf das Grofsgefüge des Eisens ein. Ein sonstiger Einflufs des Aluminiums auf das Korn, wie ihn Keep beobachtet haben will, konnte an den vorliegenden Proben nicht wahrgenommen werden. Dagegen vermindert der Aluminiumzusatz die glattwandigen, von Gasblasen herrührenden Hohl räume. Entsprechend den bisher gemachten Beobachtungen über das Auftreten dieser Art von Hohlräumen*** ist das harte Müsener Eisen, welches mangan-, silicium- und kohlenstoffarm ist, stark porös, das manganreiche Grünebacher Eisen enthält eine geringe Anzahl Blasen, das graue Müsener Eisen ist vollständig dicht. Ver gleicht man hiermit die Bruchflächen f der mit Aluminium versetzten Proben, so sind bei einem Zusatz von 0,5 % Aluminium die meisten der Hohlräume verschwunden; die mit 1 % und 2 % Aluminium versetzten Proben enthalten keine Hohlräume dieser Art mehr. Die Ursache für die besprochene Einwirkung des Aluminiums kann, wie auch die Entstehung der Gasblasen, eine zweifache sein: Aluminium wird voraussichtlich wie das Silicium das Lösungs vermögen des Eisens für Gase erhöhen oder einen Austritt der Gase aus dem flüssigen Eisen verhindern, und dieser Einflufs mufs der haupt sächlichste sein, andererseits kann es durch Zer legung des Kohlenoxydes wirken; dies letztere kann jedoch, wie auch diese Entstehungsursache der Gasblasen im Gufseisen, nur eine Nebenrolle spielen. Eine Verminderung der Gasentwicklung im flüssigen Eisen nach dem Zusatz des Alu minium ist nach den mir gewordenen Mittheilungen nicht beobachtet worden. * Iron 1888, S. 262. ** Transact. of lhe Am. Inst. B. 18, S. 114 fg. *** Ledebur: Handbuch der Eisen- und Stahl- giefserei, S. 38. t Siehe die beigefügten photographischen Abbil dungen, auf denen diese Hohlräume mit BH be zeichnet sind. Vermuthlich ist sie durch folgende Erscheinung bei den Versuchen verdeckt worden. Mit Vermehrung des Aluminiumzusatzes wurde nämlich das Eisen dickflüssiger und schneller matt, als im normalen Zustand. Bei 1 % Alu minium wurde diese Wirkung deutlich beobachtet. Bei 2 % Aluminiumzusatz mufste der Gufs rasch erfolgen, um sämmtliche Formen giefsen zu können. Dieselbe Beobachtung hat Keep gemacht. Zwar spricht er dies in seinem ersten Bericht* nicht so direct aus, pnd es ist daher in „Stahl und Eisen“ die Bemerkung aufgenommen, daf Aluminium im weifsen und grauen Roheisen • die Dünnflüssigkeit vermehrt. In der ausführlicheren II. Abhandlung** betont er dagegen, dafs die Flüssigkeit des Eisens durch Aluminium ent schieden vermindert wird. Auch J. Riley hat dieselbe Wirkung eines Aluminiumzusatzes beobachtet.*** Er stellte ein tretende Dickflüssigkeit bei 23/4 % Aluminium zusatz fest. Bei Benutzung eines Ferroaluminiums mit 18 % Aluminium gelang es nur, die Hälfte des Tigelinhalts zum Auslaufen zu bringen. Es entsteht die Frage nach dem Grunde der Dickflüssigkeit. Dafs das im Eisen zurück bleibende Aluminium sie bewirkt, ist nicht anzu nehmen, da das ganz ähnlich wirkende Silicium die Dünnflüssigkeit erhöht. Die eingetretene Re- duction der Oxyde kann ebenfalls nur dieselbe Wirkung gehabt haben, wie aus der Verwendung des Aluminiums bei der Flufseisenerzeugung her vorgeht. Es bleibt also nur übrig, die directe Oxydation des Aluminiums durch den Sauerstoff der Luft als die Ursache zu bezeichnen. Keep ist zu demselben Resultat gekommen. Er schreibt das Dickflüssigwerden einer Haut zu, welche sich um das fliefsende Metall legt und die Bewegungen desselben hemmt. Eine Folge davon ist die Beobachtung, dafs 2 aneinander laufende Ströme aluminiumhaltigen Eisens sich nicht vereinigen, sondern, durch eine Schicht getrennt, erstarren. Auch die Schwierigkeit, Aluminium zu löthen, beruht auf dem gleichen Umstand. + Die Haut ist eine Thonerdeschicht, welche sich bildet, sobald das flüssige Metall mit Luft in Berührung tritt. Die Beobachtung Rileys, dafs die Eisen- Aluminiumlegirung im Tiegel ganz flüssig war und erst beim Giefsen erhöhte Neigung zum Er starren zeigte, bestätigt das Vorstehende. Die Feststellung des Schwindmafses erfolgte so, dafs in die Giefsformen 2 genau 1 m von einander entfernte Marken eingedrückt, und die Entfernung dieser Marken an den erkalteten Gufs- stücken gemessen wurde. Die am Schlüsse bei- * Iron 1888, S. 262. ** Transact. Frankl. Inst. B. 18, S. 120. *** Iron B. 35, S. 445. t Transact. of lhe Amer. Inst. B. 18, S. 114.