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Januar 1892. STAHL UND EISEN. 8 Nr. 1 Kieselsäure und Thonerde zu lösen trachten und als freie Basen theilweise ausscheiden. Letzterer Umstand ist besonders geeignet, eine Sprengung des körperlichen Zusammenhanges, also eine molare Theilung zu bewirken. Bei rascher Ab kühlung kann aber weder eine Saigerung noch eine Ausscheidung erheblicher Mengen von RO- Basen stattfinden. Die chemische Bindung der Bestandtheile nach dem Erstarren ist ungefähr dieselbe wie im geschmolzenen Zustand, und deshalb bleibt die Schlacke fest. Hat dieselbe zufälligerweise eine der Krystallisaton günstige Zusammensetzung, so bleibt sie trotz hohen Kalkgehalts ebenfalls fest, weil die mit dem Krystallisationsbestreben verknüpfte Cohärenz- wirkung sich stärker erweist als die gleichzeitig thätige Expulsivkraft der freiwerdenden Basen. Die zu Mehl zerfallenen Schlacken unterliegen nun allerdings dem Einflufs der Atmosphärilien. Schon nach 4 tägigem Liegen an der Luft wird dieser Einflufs bemerklich, indem die Oberfläche durch Aufnahme von Wasser und Kohlensäure erhärtet. Die Erhärtung schreitet aber nur lang sam von aufsen nach innen weiter, weil die zuerst entstandene dichte Rinde das tiefere Ein dringen der Feuchtigkeit verhindert. In dieser Weise bildet sich aöf den Schlackenhalden eine dünne, harte Rinde, welche das darunter liegende Pulver vor der Erhärtung schützt. Im Winter friert gewöhnlich die harte Kruste ab, und auf der blofsgelegten Schicht wiederholt sich der geschilderte Vorgang. Die Pulverschlacke läfst sich vortheilhaft als Ersatz von Weifs- wie Wasserkalk zur Mörtel bereitung verwenden, indem man sie mit der Hälfte Sand vermengt. Bei einer von mir auf geführten Versuchsmauer, wobei Wasserkalk- und Schlackenmörtel je zur Hälfte verwendet worden war, zeigte nach Ablauf eines halben Jahres letzterer eine gröfsere Festigkeit als ersterer. Wahrscheinlich ist, dafs der aus dem Schwefelcalcium durch Oxydation hervorgehende Gips zur gröfseren Festigkeit wesentlich beiträgt. Einführung des Thomas Die Eisenerze Schwedens sind im allgemeinen seit Alters her berühmt wegen ihres geringen Phosphorgehalts. Als reinste Sorten sind die in hohem Ruf stehenden Erze von Dannemora (Upsala), die nur 0,002 bis 0,003 % P enthalten, und jene von Persberg (Vermland) geschätzt, deren Phosphorgehalt auch nicht viel bedeutender ist. Abgesehen von diesen beiden Vorkommen, schwankt der Phosphorgehalt der schwedischen Bergerze zwischen 0,005 und 0,05 % ; er steigt aber auch bis zu 0,01 % und darüber. Ja in gewissen schwedischen Erzen hat man sogar bis über 2 % Phosphor nachgewiesen. Dieser hohe Phosphorgehalt scheint gröfstentheils von einer Apatit-Beimengung herzurühren, die in den Erzen von Grängesberg so bedeutend auftritt, dafs man bereits daran dachte, das Phosphat auf nassem Wege zu gewinnen.* Zu den phosphor reicheren Erzen gehört ein Theil der Bergerze von Kopparberg, jene von Kirunavara und einige Lager von Gellivare. Erze mit mehr als 0,1 % wurden früher nur für Gufszwecke oder gemengt mit reinen Erzen verarbeitet; die an Phosphor * Vergl. J. v. Ehrenwerth: »Das Eisenhütten wesen Schwedens«, S. 18. -Processes in Schweden. /Nachdruck verboten. \Ges. v. 11. Juni 1870.' ärmsten Erze dienten gröfstentheils zur Erzeugung von Gementeisen für Gufsstahl. Auch zur Her stellung gewisser Sorten von Handelseisen wählt man möglichst phosphorarme Erze. Nach Einführung des Thomas-Gilchrist-Pro cesses hat man versucht, die Lagerstätten phos phorhaltigen Eisenerzes zur Ausfuhr auszubeuten, ohne Jahre hindurch an irgend einer Stelle durch schlagenden Erfolg zu erzielen. Erst neuerdings scheint hierin durch die bekannte Rhedereifirma Wm. H. Müller & Co. in Rotterdam, deren Unternehmungslust und Energie durch das Ab leben ihres verdienten Begründers keine Einbufse erlitten zu haben scheint, eine Wandlung einzu treten. * * Ueber das Grängesberg-Erz erfahren wir Nachstehendes: Schlesien, welches das Erz schon seit einer Reih e von Jahren gebraucht, nimmt im Jahr 70000 bis 80000 t und der rheinisch-westfälische District annähernd dasselbe. Hiermit ist die dortige Förderung für die Ausfuhr infolge der eigenthümlichen Transportverhältnisse zur Küste absorbirt. Auch England istReflectant geworden, so dafs das Erz gut abgenommen wird. Ausfuhrhäfen sind Oxlosund und Gothenburg. Aufser diesen Grängesberg - Erzen werden kleinere