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eingetragen werden. Nach der bisher üblichen Berechnung fällt bei Erzen mit viel Kieselsäure und wenig Thonerde der Kostenanschlag aus zweifachem Grunde zu hoch aus, 1. weil zu viel Kalkstein und 2. weil infolge des dadurch er haltenen gröfseren Möllers zu viel Koks in Rech nung gestellt wird; bei Erzen mit viel Thonerde wird der gleiche Fehler in umgekehrter Richtung gemacht. lieber die Ursache des Zerfallens kalkreicher Hochofenschlacken. In den Handbüchern der Eisenhüttenkunde wird das Zerfallen kalkreicher Hochofenschlacken zu Pulver auf die Einwirkung der Atmosphärilien, Wasser und Kohlensäure, zurückgeführt. Es soll, wie beim Löschen und späteren Erhärten von gebranntem Kalk, in den freies Calciumoxyd ent haltenden Schlacken zuerst Calciumhydroxyd und dann Carbonat entstehen. Da solche jedoch, wie ich durch häufige Versuche festgestellt habe, frisch zerfallen keine Spur von Wasser und Kohlensäure enthalten, so kann die Erklärung jenes Vorganges unmöglich richtig sein. Auch weist schon das verschiedene Verhalten von ge branntem Kalk und erstarrender Schlacke darauf hin, dafs die Vorgänge des Zerfallens auf ver schiedenen Ursachen beruhen müssen. Während gebrannter Kalk trotz seines fast doppelt so grofsen Gehaltes an Calciumoxyd nur allmählich — innerhalb 8 bis 14 Tagen — an der Luft in den staubförmigen Zustand übergeht, tritt bei der Schlacke, noch bevor sie vollständig erkaltet ist, ein rasches und energisches Zerfallen ein. Dasselbe erfolgt übrigens nur unter gewissen Bedingungen. Rasche Abkühlung verhütet es vollständig; ruhiges Stehen und langsame Ab kühlung befördern es. Zerspringt ein Schlacken klotz oder zerschlägt man ihn, solange dessen Inneres noch flüssig ist, so tritt kein Zerfallen ein; der flüssige Kern läuft aus und erstarrt zu einer schaumigen, porösen Masse, welche unge achtet grofser Oberfläche und des dadurch er leichterten Zutritts der Amosphärilien nicht zer fällt. Die bereits erkaltete Schale bleibt durch aus fest und zusammenhängend. Die Feinheit des Pulvers steht, wie ich schon oben dargelegt habe, in naher Beziehung zur Höhe des Kalkgehaltes bezw. des Gehaltes an RO-Basen. Die Grenze, wo ein Zerfallen nicht mehr eintritt, liegt bei einem Gehalt von 45 bis 47 % RO-Basen. Durch einen Gehalt der Schlacke an Manganoxydul wird der Procefs in keiner Weise beeinflufst, wohl aber durch An wesenheit einer gröfseren Menge Magnesia, be sonders dann, wenn die Summe der RO-Basen sich vorgenannter Grenzzahl nähert: die Schlacke bleibt fest. Das Zerfallen beginnt in der Regel an der oberen oder unteren Seite des Schlackenklotzes oder an beiden Seiten zugleich, indem kleine krystallähnliche Gebilde mit ziemlicher Kraft sich loslösen oder eigentlich abspringen und sich weiter zu mehr oder weniger feinem Pulver zertheilen. Bald bröckelt auch die Rinde — doch diese in festbleibenden Stücken — ab und an den blofsgelegten Stellen der Peripherie tritt ebenfalls der Pulverisirungsprocefs ein. Derselbe dringt dann in die Risse und Spalten vor, welche, den Klotz in senk- und wagerechter Richtung durchquerend, allmählich sich bilden. In diesem Stadium gleicht die Schlacke einem belebten Ameisenhaufen und gewährt einen recht interessanten Anblick. Auch Schlacken mit sehr hohem Kalkgehalte bleiben oftmals ohne erkennbare Ursache fest. Betrachtet man diese genauer, so findet man stets, dafs sie durch ihre ganze Masse eine krystallinische Structur besitzen; ja nicht selten erscheint solche Schlacke als ein Haufwerk sehr gut ausgebildeter Krystallelemente. In vielen der artigen Schlacken, welche in verschiedenen Zeiten und Oefen erzeugt worden waren, habe ich die gleiche Zusammensetzung gefunden, nämlich 29,4 % Kieselsäure 13,2 » Thonerde 0,7 » Eisenoxydul 0,4 » Manganoxydul 3,1 „ Magnesia 48,4 » Kalk 4,5 , Schwefelcalcium 99,7 % Kalk war oft in mehreren Procenten durch Manganoxydul vertreten. Die Aequivalentgewichte von Kieselsäure, Thonerde und RO-Basen ver halten sich hier zu einander wie 2,5 zu 1 zu 2,5. Auch folgende Zusammensetzung, bei der sich ein Aequivalenzverhältnifs von 2,4 zu 1 zu 2 ergiebt, wurde mehrmals festgestellt: 30,9 % Kieselsäure 15,0 „ Thonerde 0,5 » Eisenoxydul 0,8 » Manganoxydul 2,6 » Magnesia 44,7 » Kalk 5,0 , Schwefelcalcium 99,5 % Aus der oben erwähnten Thatsache, dafs die Schlacke nur dann zu Pulver zerfällt, wenn sie einer langsamen Abkühlung ausgesetzt wird, läfst sich eine zureichende Erklärung des fraglichen Vorganges herleiten. Es tritt beim Erstarren der geschmolzenen Schlacke nicht nur eine Um lagerung der Molecüle ein im Sinne der gewöhn lichen Saigerung, indem die Bestandtheile unter dem Einflufs des bei der Abkühlung erwachen den Krystallisationsbestrebens sich anders grup- piren, sondern besonders dadurch, dafs Kalk und die verwandten RO-Basen die durch hohe Tem peratur erzwungene chemische Verbindung mit