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gestiegen ist, sich seit dem Vorjahr also mehr als verdoppelt hat, und dafs die Verbandsthätigkeit für die deutsche Elektrotechnik nutzbringend war. Auf wirthschaftlichem Gebiete hat sich der Verband mit dem Deutsch - Japanischen Handelsvertrag und mit Ausstellungsangelegenheiten* beschäftigt. Auf tech nischem Gebiete ist der Verband von öffentlichen Be hörden mehrfach zu Rathe gezogen worden und hat durch Abgabe von Gutachten die Interessen der Elektrotechnik gefördert. Nach Genehmigung des Jahresberichts und erfolgten Wahlen wurde über die Arbeiten der verschiedenen Commissionen berichtet. Sodann wurde die Versammlung bis auf den Nach mittag vertagt, um den Mitgliedern Gelegenheit zu geben, der in der Zwischenzeit stattfindenden Ent hüllung des Ohm-Denkmals beizuwohnen. Die Festrede hielt der Königl. bayr. Cultusminister, in welcher er Ohm als das Muster eines selbstlosen, der Erforschung der Wahrheit um ihrer selbst willen dienenden Gelehrten hinstellte und im Hinblick auf den Platz des Denkmals vor dem Polytechnikum die | heranwachsende Jugend zur Nacheiferung ermahnte. । Der Nachmittag war den Vorträgen gewidmet und sprach zunächst der städtische Elektrotechniker F. Uppenborn über: die städtischen Elektricitätswerke Münchens. Für die Erzeugung der zur elektrischen Strafsen- beleuchlung erforderlichen Kräfte standen der Stadt eine Reihe von Wasserwerken zur Verfügung. Es wurden zunächst versuchsweise die nöthigen Anlagen im Westenrieder Brunnenhaus und im Muffatwehr eingerichtet. Letztere Kraftstation erhielt noch eine Dampfreserve für den Fall, dafs im Winter zum Be triebe der Turbinen das Wasser fehlen sollte. Die erste Strafsenbeleuchtung, welche mit 600 Volt Spannung im Dreileitungssystem betrieben wurde, umfafste 210 Bogenlampen zu 10 Ampre und 68 Lampen zu 5 Ampäre. Zur Beleuchtung des Rathhauses und einiger Institute wurde eine grofse Accumulatorenbatterie auf gestellt. Durch eine zweite Wasserwerksanlage können noch 400 eff. HP erzeugt werden, welche zur Er weiterung der Strafsenbeleuchtung und sodann auch zum Betriebe einer elektrischen Strafsenbahn in Ver wendung kommen. Zu diesem Zweck ist ein Zwei leiternetz mit 600 Volt Spannung geschaffen worden. Eine Dampfreserve umfafst zwei Verbundmaschinen von je 300 HP und eine dreifache Expansionsmaschine von 600 HP, welche mit den Dynamos direct gekuppelt sind. Aufserdem besitzt die Stadt noch das Elek- tricitätswerk der Vorstadt Schwabing mit 70 HP und das mit Wechselstrom arbeitende Werk von Maria Einsiedel, dafs hauptsächlich zum Betriebe von Getreide putzmaschinen in den städtischen Lagerhäusern dient. Der folgende Vortrag von Prof. Dr. H. Wedding handelt über: vergleichende Messungen über Acetylen, Gaslicht und elekirisches Hogenlicht. Dem elektrischen Licht ist in dem Auerschen Gasglühlicht ein gefährlicher Concurrent entstanden und hat sich dieser Kampf noch durch die Gründung weiterer Gasglühlichtgesellschaften verschärft. Auch mit Spiritus arbeitende Glühlichtlampen sind in den Wettbewerb eingetreten. In neuester Zeit ist dem elektrischen Glühlicht ein weiterer Concurrent in dem Acetylen erwachsen. Dasselbe läfst sich aber nicht ohne weiteres in offener Flamme verbrennen, weil es sonst sehr stark rufst, man hat deshalb eigene Brenner construirt. Für Strafsenbeleuchtung sind diese jedoch zu theuer und müfste man dann gewöhnliche Schnitt brenner nehmen und das Acetylen vorher mit Luft mischen. Die Explosionsgefahr wäre durch Vermischen * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1895, Nr. 11, S. 553. mit Kohlensäure zu verhüten. Man könnte das Acetylen auch dadurch ausnutzen, dafs man es dem Leuchtgas beimengt. Der allgemeinen Anwendung steht indessen noch immer der Preis im Wege. Erst wenn sich der Preis des Acetylens auf ein Drittel vermindern würde, liefse sich eine Verbilligung der Acetylenlampe gegen über der Gasglühlampe erwarten. Das elektrische Glühlicht stellt sich noch gegenwärtig auf 3 8, während das Bogenlicht bei siebenmal gröfserer Lichtausbeute auf 0,4 8 kommt, also die billigste Beleuchtungsart vorstellt. Dazu kommen noch die günstigen Eigen schaften bezüglich des Farbentons und der Licht streuung, so dafs für die Strafsenbeleuchtung unbedingt Bogenlicht vorzuziehen ist. Ein Vertreter von Paul Stotz berichtet sodann über: elektrische Kocheinrichtungen. Seit zwei Jahren wurden in England und Amerika ausgedehnte Versuche angestellt, den elektrischen Strom auch zu Zwecken des Kochens und Heizens zu verwenden. Die einfachste Art, Hitze durch den elektrischen Strom zu erzeugen, besteht darin, einen Draht von möglichst hohem spec. Widerstande zu verwenden, denselben durch Asbest zu isoliren und einen Strom von passender Stärke durchzusenden. An Stelle von Asbest wurde auch Gement, von Crompton Email verwendet, jedoch ohne Vortheil, weil eine Reparatur hierbei ausgeschlossen ist. Die Anordnung der Drähte wurde natürlich so getroffen, dafs auf einem möglichst geringen Raum eine möghchstgrofseWärmeentwicklung zustande kommen mufste. — In dem vom Vortragenden vorgeführten System von Schildner-Jennie ist die Anordnung derart, dafs um Asbestschnüre eine Spirale aus dünnem Platindraht aufgewickelt ist. Diese sind in schneckenförmigen Nuthen einer Cha- motteunterlage in einer gröfseren oder geringeren Anzahl von einzelnen Abtheilungen untergebracht und möglichst so eingerichtet, dafs bei 110 Volt ein Strom von einem Ampere durch jede Abtheilung durchgebt. Sind also fünf solcher Abtheilungen parallelgeschaltet, so sind fünf Ampere wirksam. Durch einen Dreipunkt- contact lassen sich ferner verschiedene dieser Spiralen einschalten, so dafs eine Variation in der erzeugten Kochhitze, wie es für Kochzwecke nöthig ist, sich erreichen läfst. Auf den Asbestspiralen liegt als Heizfläche ein Metallblech, die Chamotteunterlage dient dazu, die Wärme aufzuspeichern und sie nur an der gewünschten Stelle zur Wirkung zu bringen. Die Stärke des verwendeten Platindrahtes, der zwar theurer als andere Metalldrähte, aber dafür haltbarer ist, beträgt 1/10 bis 15/100 mm. Mit einer Reihe derartiger Apparate führte Vor tragender sodann praktische Versuche aus. Nachdem am zweiten Tage einige geschäftliche Angelegenheiten unter dem Vorsitz des Vorstandes Slaby erledigt waren, darunter die Wahl des nächsten Versammlungsortes, für welchen nach Antrag der Vorstandschaft Be rl i n bestimmt wurde, hielt Ingenieur G. Hummel seinen Vortrag über Motor zäh ler. Er berichtete über einen von ihm construirten Elektricitätszähler für die Energiemessung von ein phasigem Wechselstrom. Derselbe giebt direct den Verbrauch von Wattstunden an und soll sich, was Genauigkeit und Empfindlichkeit anbelangt, sehr gut bewähren. Nach diesem Vortrage sprach Givil-Ingenieur F. R o fs über: die Rohrpumpe von Dubiau. Er führte aus, dafs die Elektrotechnik dem Bau von Dampfmotoren eine gewaltige Anregung gegeben hat, die zu einer grofsen Reihe von Constructionen führte. Damit haben die Fortschritte im Bau von Dampfkesseln nicht gleichen Schritt gehalten. Man