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1. August 1895. Ueber Darstellung, Eiffenschaften und Verwendung von Nickelstahl. Stahl und Eisen. 723 Die Dehnung nacii dein Härten kann bei den beiden Materialien I und 11 nicht in Vergleich ge zogen werden, weil die erste Probe, ungeachtet des geringen Kohlenstoffgehalts, Härte annimmt, während dies bei der zweiten Probe nicht der Fall ist. Um trotzdem einen Vergleich ziehen zu können, wählte Moulan einen Martinstahl (111) aus, der so viel Kohlenstoff enthielt, dafs dessen härtender Einflufs dem des Nickels gleichkam. Wie man aus der nachstehenden Analyse ersieht, enthielt der Stahl neben 0,55 % Kohlenstoff auch ziemlich viel Silicium und Mangan, weshalb das Material offenbar zu hart war, um richtige Vergleichswerthe zu liefern. Stahl 111 enthielt: Kohlenstoff . Silicium . . Schwefel . . Phosphor . . Mangan . . Diese Probe wurde handelt wie die beiden ergab: . . 0,55 % • • 0,20 „ . . 0,03 „ . . 0,047 , . • 0,70 , in derselben Weise be- vorhin genannten und Zustand der Probe ungehärtet gehärtet in Wasser bei 900° C. . gehärtet in Wasser bei 900° G. und bei 500° C. ausgeglüht . gehärtet in Oel bei 900° G. . gehärtet in Oel bei 900° C. und bei 500° C. ausgeglüht . . . 51,6 53,2 86,0 12,1 73,9 2,2 80,2 71,6 78,8 102,9 93,4 106,0 7,7 1,8 9,8 24,4 0,9 27,3 4,7 27,3 Vergleicht man die hier gefundenen Zahlen mit jenen für Nickelstahl, so erkennt man auch hier sofort die Ueberlegenheit des Nickelstahls, denn dieser zeigt nach dem Härten und Ausglühen bedeutend höhere und regelmäfsigere Werthe für Dehnung und Contraction. Kupelwieser weist dagegen mit Recht darauf hin, dafs das Material der Probe 111 als Vergleichungsmaterial zu hart war, was man schon aus den Ergebnissen der mit dem ungehärteten Matei ial vorgenommenen Proben erkennt; beim darauffolgenden Härten war das Material so spröde geworden, dafs die Festigkeit des im Wasser gehärteten Kohlenstoff stahls schon kleiner war als die des ungehärteten und die des gehärtet und ausgeglühten. Wenn auch nicht in so hohem Mafse, doch immerhin auffallend sind die entsprechenden Verhältnisse bei den in Oel gehärteten Stäben. Einen weiteren Unterschied zwischen Nickel und Kohlenstoffstahl liefert das Aussehen des Bruches. Der Bruch des gehärteten Kohlenstoff stahls ist trocken und körnig, der Bruch der entsprechenden Nickelstahlproben dagegen seiden artig und dem der nicht gehärteten Proben ähnlich. Biegeversuche bestätigten, wie sich erwarten liefs, die Ergebnisse der Festigkeitsuntersuchungen, denn während Probestäbe von 25 mm Querschnitt aus gehärtetem Kohlenstoffslahl unter einem Schlag plötzlich brachen, liefsen sich die in der gleichen Weise behandelten Nickelstahlstäbe biegen, ohne Risse zu zeigen. Bei Durchbiegungsversuchen wurden Stäbe von 50 mm Querschnitt auf 1/2 m Entfernung unterstützt und in der Mitte bis zur bleibenden Durchbiegung belastet. Für das nickelfreie weiche Flufseisen trat diese bei 4648 kg, für den Nickel stahl erst bei 8652 kg ein. * * * Auf dem Florida Meeting des American Institute of Mining Engineers im März d. J. sprach Francis L. Sperry über Nickel und Nickelstahl. Die Mittheilungen , welche er über das Vorkommen, die Erzeugung und die Gestehungskosten des Nickels machte, können wir als bekannt voraus setzen* und daher von einer Wiedergabe absehen, dagegen enthalten seine Angaben über Nickelstahl viel neues Material. Die „Bethlehem Iron Company“, lieferte für die amerikanischen Dampfer „Jowa“ und „Brooklyn“ die Mittel- und Sch rauben wellen aus Nickelstahl. Erstere haben 400 mm äufseren und 248 mm inneren Durchmesser, während die letzteren 432 mm äufseren und 280 mm inneren Durchmesser besitzen. Die Wandstärke ist somit in beiden Fällen 76 mm. Die amerikanischen Lieferungsbedingungen schreiben eine Zugfestigkeit von 598/4 kg/qmm und eine Elasticitätsgrenze von 35,15 kg/qmm vor. Sechs Proben aus der hohl geschmiedeten, in Oel gehärteten und roh bearbeiteten Schrauben welle** des Dampfers „Brooklyn“ lieferten folgende Ergebnisse: Abmessungen der Probe nun Zug festigkeit kg/qmm Elasti citäts grenze kg/qmm Dehnung °/o Con- traction 0/o 50,8 X 12,60 . . 66,21 41,47 26,4 60,83 50,8 X 12,62 . . 66,25 42,72 25,55 60,58 50,8 X 12,62 . . 65,53 41,29 25,8 61,33 50,8 X 12,62 . . 65,89 42,72 25,8 59,81 50,8 X 12,65 . . 64,98 41,86 28,0 60,74 50,8 X 12,65 . . 63,51 39,70 28,0 60,74 Es ist zu beachten, dafs die Elasticitätsgrenze dieser Welle ungefähr der Zugfestigkeit einer aus gewöhnlichem Flufseisen hergestellten Welle gleichkommt, während Dehnung und Querschnitts verminderung in beiden Fällen nahezu gleich sind. Nicht uninteressant ist auch der Vergleich, den der Vortragende an Hand der Bemerkungen * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1893, Nr. 8, Seite 325, 1894, Nr. 1, Seite 23. * * Die Welle hatte einen äufseren Durchmesser von 435 mm, einen inneren Durchmesser von 278 mm, eine Länge von 11,871 m und ein Gewicht von i 8670 kg.