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buchst wahrscheinlich aber, nach allem was ich von ihm gehört habe, hätte er bei einer schmeichelhaften Anerkennung seines Verdienstes vonSeiten der Regierung einen Antrieb gefunden, seine Kenntnisse, die nun leider mit ihm untergegangen sind, andern mitzu- theilen. Kommt nun ein neuer Arzt her, so mufs er erst durch Versuche finden, in wie fern sein System anwendbar auf Krankheiten in einem Klima das ihm bisher unbekannt war, seyn möge. Ich bezeigte einst dem geschicktesten Apotheker in Surinam meine Verwunderung, dafs man so wenig hiesige Pflanzen zur Arznei gebrauche. Da die Kräuter, Wurzeln oder Piinden welche aus Ostindien kommen, auf der langen Fahrt nach Europa und von da nach Surinam, oft so viel von ihrer Heilkraft verlieren: so wäre es, schon dieses Um standes halber, sehr wichtig, einheimische zu linden, welche jene entbehrlich machten. „Das ist sehr wahr, erwiederte der Apotheker, aber wer ersetzt uns die Zeit und die Aus lagen, welche uns die dazu nöthigen Versuche kosteii würden?“ Man hat mir folgendes Verzeichnifs mitgetheilt, welches die vorzüglichsten in der Heilkunde anwendbaren Gewächse, die in Surinam einheimisch sind, enthalten soll.' Der Simaruba-Baum *), dessen Rinde häufig zur Färberei gebraucht wird. Letztere hat einen angenehm bittern Geschmack, und wird für ein gutes Mittel gegen die Ruhr, und zur Stärkung des Magens gehalten. [Der Baum soll dem europäischen Apfelbaume sehr gleich sehen; die Blüthe ist aber violet, und hat einen scharfen, widerlichen Geruch, die Frucht ist roth und kugelförmig, und hat verschiedene Abtheilungen wie die Wallnufs. Der Strauch auf welchem die Purgiern üfse wachsen **), wird etwa sechs Fufs hoch, hat einen dünnen, knotigen Stamm; die Blätter, welche an der Spitze der Zweige sitzen, sind eiförmig, etwas gezackt; die Blüthen roth; die Frucht wie eine Nufs mit nicht star ker Schale. Der Kern hat die Gröfse einer grofsen Haselnufs, ist im Innern durch dünne, weifse Flaute in vier Abtheilungen getrennt, und hat keinen Geschmaak. Zieht man die •) Der Baum welcher die S i m ar u b a - R i u d e oder Ruhrrinde liefert, ist Quassia Siraaruba. Die Rinde kommt von der Wurzel des Baumes. W. •*) Im Original stehet Physic - nut, Die angegebenen Eigenschaften kommen am meisten mit den Saamen von Jatropha Curcas, die unter dem Nahmen: Semina Ricini majoris (Purgiern üfse) ehemals officiuel waren , überein. Ganz pafst jedoch die im Text gegebene Beschreibung nicht auf diese, denn bei ihnen ist die Frucht eine dreifächrige Saamenkapsel; und enthält in jedem Fache einen wie «ine Bohne grofsen Saamen, der unter einer dünnen, schwarzen Schale, einen weifsen, öligen, zweitheiligen, mit einem weifsen Häutchen bekleideten Kern umschliefst. W.