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— 128 Von Papageien giebt es mehrere Arten. Dem Herrn Condamine ward auf seiner Reise in Südamerika erzählt, dafs die Indianer die Kunst besitzen den Papageien andere Farben mitzutheilen; wenn diefs wahr wäre, so müfste ihre Mannigfaltigkeit noch gröfser seyn. Die Indianer sollen ihnen die Federn ausziehen, und die Stelle mit dem Blute einer gewissen Gattung von Fröschen einreiben, wodurch die neuen Federn eine ganz andere Farbe als die vorigen bekommen sollen. Manche Leute, welche diefsgelesen haben, glauben, dafs die Indianer in dieser Colonie denselben Betrug ausüben; in dem Falle aber würde der Vogel bei der ersten Mause Federn von der natürlichen Farbe wieder bekommen, wovon man noch kein Beispiel bemerkt hat. Eine holländische Dame hieselbst hat einen Papa gei von hellgelbem Gefieder, an welchem die Spitzen der Flügel dunkel orangefarb sind *); , von diesem Papagei behauptete man, dafs seine Aeltern grün gewesen wären, und ein junger, den man in demselben Neste gefunden, hätte ebenfalls eine grüne Farbe gehabt. Aber das Gefieder hat sich nicht seither verändert, obgleich ihn die Dame schon einige Jahre hat. Besäfsen die Indianer solche Kunstgriffe, so würden sie dieselben gewifs öfters anwenden, da dieser Papagei sehr theuer verkauft worden ist. Der Schlufs, den man dar aus ziehen kann, ist; dafs die Verschiedenheit der Farbe nicht immereine besondere Gat tung anzeigt. Der südamerikanische Kakadu ist von einer schön grünen Farbe, mit einem weifsen Kopfe, und einer ins Braune spielenden Schattirung. An dem Halse hat er car- moisinrothe Federn mit hellblauen Spitzen; im Zorne sträubt er diese Federn auf, wovon er den Namen Kakadu bekommen hat **). Graf Büffon, bei dem er Maipouri heifst, glaubt, dafs er nicht ursprünglich in Amerika zu Hause sey; sondern von Ostindien her über gebracht worden ist. Dann wäre es aber wunderbar, dafs dieser Vogel in den ver schiedenen Ländern von Südamerika so gemein geworden ist. In Surinam sind sie sehr häufig; man schielst sie oft, denn man hält sie selten zum Vergnügen in Käfigen, da sie sehr schwer Wörter aussprechen lernen, und bald nach dem Verluste ihrer Freiheit ster ben. Dagegen schätzt man den grauen afrikanischen Papagei sehr wegen seiner Anlage zum * • \ *) Psittacus solstitialis Linn. W. ’*) Der eigentliche Kakadu, der Psittacus cristatus Linn. ist in Ostindien, vorzüglich auf den Molucken, nicht aber in Amerika einheimisch. DenNahmen hat er von seinem Geschrei, welches mit jenem Worte Aehnlichkeit hat, erhalten. Der Vogel, von welchem im Texte die Rede isr, ist Psittacus accipitrinus. W.