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Der Sächsische Erzähler llsr v k'i'su lt« Wl Wkl »r 't/n§ I..okt wert- säigemWs Sn Verlust. In so 1«nke !rn ov: s lbre 2U 'eder. Larir unä ?r»u. Mittwoch, den 2V. Mai 1SS5 kuk 285 Heren öie- unmoglicb- k°»chmsnn. 1. Beiblatt zu Nummer 124. Reichsarbeitsführer Hierl in Großenhain. Großenhain, 2S. Mai. Am Dienstag früh traf uner wartet Reichsarbeitsführer Hierl in Großenhain ein. Sein kurzer Besuch ga . einer Besichtigung der beiden Großenhai ner Arbeitslager, insbesondere der Unterkunstsräume der Arbeitsmänner. tdsö ibivle i« LNuner, lÄngan. b loden ein U- Katz«r erfest Burkau. -MI» l«»»0» Ne, Urbor Altung Mnäer in »ball «r/ r». Zunahme der Beschäftigten im April. sä. Dresden, 29. Mai. Das Landesarbeitsamt Sachsen teilt mit: Die günstige Entwicklung des Arbeitseinsatzes in Sach sen im Frühjahr 1935 ging bereits aus dem gemeldeten Rückgang der Zahl der Arbeitslosen hervor. Das jetzt vor liegende Ergebnis der Krankenkassenmitgliederstatistik für den Monat April 1935 bestätigt nicht nur die statistischen Feststellungen der Arbeitsämter über die Abnahme der Ar beitslosigkeit, sondern zeigt, daß die Zahl der Beschäftigten in der Sächsischen Wirtschaft in sehr erheblichem Umfange' zugenommen hat. Vie Zunahme der Beschäfiigenzahl beträgt im April SS 52S, und zwar 48 448 Männer und 20 081 Frauen. Die Gesamtzahl der Beschäftigten in Sachsen beträgt nach der Krankenkassenmitgliederstatistik an: 30. April 1935 1501140, davon sind 62 Proz. männliche und 38 Proz. weibliche Arbeitnehmer. Gegenüber dem tiefsten Stande der Beschäftigung in Sachsen am 31. Januar 1933 standen Ende April ds. Js. rund 405 000 Arbeitskräfte mehr in Arbeit. liches Wilüwestlager auf. Ein ausgiebiges Frühstück folgte. Dann machte man es fich bequem und schwelgte in Natur und Maienzauber. Kräftiger Kiefernduft stand im Son nenglast, ein Pirol pfiff sein Vogel-bülo. Otti las, die Füße im Wasser,' mit hochroten Backen einen spannenden Krimi- nalromast- Tönte Malchen tüftelte mit vorgestreckter Zun genspitze-äst'der kniffligen Häkelecke eines Täschcntttches, und die sechs Kränzchendamen lagen bäuchlings mit aufge stützten Mmen im Kreise um eine unerschöpfliche Bonbon schachtel. : Sie waren über Dienstmädchen und Schneiderin nen glücklich beim Sündenregister der Ehegatten angelangt — da kkickte in das Hrmmelsahrtsidyll der Anschlag eines Hahnes, bedrohliches Hundeknurren murrte, und eine heisere Branntweinstimme krähte: „Hände hoch!" Acht zst Satzsäulen erstarrte Frauen sahen mit entsetz ten Augen auf den Bruder-Straubinger, der in einer Hand den Revolver hiÄt, mit der änderen in das Halsband einer riesigen Dogge faßte. Sechzehn Frauenhändc hoben sich und legten gehorsam Geld und Schmucksachen zu Füßen des Räubers nieder. Nur Tante Malchen wurde freundlich ab gewinkt, und Ottimußtenür den Romanband opfern. Dann stopfte der Fremde die nicht sehr ansehnliche Beute achtlos in unergrüMiche Hosentaschen und sagte mit der Höflichkeit eines englischen Herzogs: „Darf ich die Damen bitten, mich' als Mittagsgast gütigst aüfzünehmen?" Sprach's und ließ sich mit weltmännischer Grandezza im Kreise der verblüfften Frauen nieder, während Tante Malchen und Otti flink und schweigend einen vortrefflichen Mittagstisch deckten: Der Straubinger eröffnete nun eine glänzende und selbstver ständliche Unterhaltung, als säße man auf der Alsterterrasse des Uhlenhorsstr Fährhauses, lobte die Kochkünste der Da- !men, füllte ihnen aufmerksam die Gläser und brachte in kurzer Zett die tief unter den Nullpunkt gesunkene Stim mung bis nahe an den Hitzegrad tropischer Zonen. Er kannte Europa besser als die Damen Berlin, erzählte drol lige Geschichten von bekannten Leuten und gestand mit schö ner Offenheit auf «ine schüchterne Frage Tante Malchens, daß er schon als Siebenjähriger bei seinem ersten Diebstahl ertappt sei. Die Schilderungen aus diesem abenteuerlichem Leben waren fo spannend, daß erst die einfallende Däm- Johannes Scharrers an seinem ISO. Geburtstag zu aewrnken, haben wir um jo mehr Grund, als wir in Kürze auch das 100jährige Bestehen seines Werkes st.: feiern können. Die Schriftltg. !? Aus der Reihe der Deutschen,, die sich auf dem euro päischen Festland zuerst für die Erbauung von Eisenbahnen eiNstgten, tritt der Nürnberger Kaufmann Johannes Scharrer für alle Zeiten verdienstvoll hervor. Denn während Männer wieder bayerische Oberbergrat von Baa der und der Jnigeniöur Frqnz Anton v. Gernstner nur für Vst Schaffung von Eisenbahnen eintraten, die durch Pferde betrieben werden sollten, ging von Scharrer die Anregung und Durchführung der ersten mit Dampf betriebenen Eisenbahn aus. Scharrer wurde am 30. Mai 1785 in dem ehemals nürnbergischen Landstädtchon Hersbruck als Sohn eines Meßgers und Bierbrauers, geboren.. Der Junge zeigte früh: einen sehr lebhaften Geist und würde dann von seinen Emrn auf die Lateinschule seiner Gierstädt geschickt. Johannes bewies aber auch zeitig den Drang nach prak tischer Tätigkeit und trat eine Lehrlingsstelle in einem Nürnberger Handelshaus an. Es wär ihm vergönnt, schon achtzehnjähriger Handlungsdiener die französische, eng lische, italienische Und spanische Korrespondenz eiüer ange sehenen Nürnberger Firma zu führen. Vierundzwanzigjäh- rig gründete er mit feinem Schwager ein Geschäft, das er späte« allein weiterführt« und wohl zu großer Blüte ge bracht hätte, wenn sein Interesse nicht plötzlich in öffentliche Bahnen gelenkt worden wäre. Ms Bayern «ine Verfassung erhielt und die Städte da mit ihre Selbstverwaltung wieder bekamen, wurde Scharrer, ein Meister der Rede und des geschriebenen Wortes, in Nürnberg zum Magistratsrat gewählt: fünf Jahre später wist er Zweiter Bürgermeister der schönen Stadt. Er rief einch'Sparkässe ins Leben, ließ «in Getreidemagazin er- baüetz und Albrecht Dürer ein Erzstandbild errichten. Mit einer" Schrift,Mundlinien zum Plan einer technischen An stalt rn Nürnberg" trat er für die Schaffung einer poly- stchnksthen Schul« ein, deren -Direktor er später wurde. Er befchrd sich unter den Streitern für den deutschen Zollverein und sttzte in einer Schrift die Wirkung hoher Zölle ausein ander.' Dadurch lenkte et die Aufmerksamkeit der bayeri schen Staatsregierung auf sich und wurde von ihr wegen dtt Einführung eines gemeinsamen Münzsystems fist Süd- und Mitteldeutschland zu Rate gezogen. Wichtiger war jedoch für Scharrers ferneres Wirken der Auftrag des bayerischen Staatsministeriums, in Berlin Einsicht in die Technische Schule und in die preußische Zen- trälanstalt für polytechnischeü Unterricht zu nehmen und darüber zu berichten. Dadurch wurde nämlich düs Interesse des Nürnbergers auf die Dampfkraft 'gelenkt. Und da tzr -W schon verschiedentlich Gedanken tzur Schaffung eines nationalen Verkehrswesens hatte durch den Kopf gehen las sen, faßt« «r gleich nach der Abgabe seines Berichtes, im Sommer'1832, den Plan, zwischen Nürnberg und Fürth die D^Wnstsche -Eisenbahn: zu erbauen.» " ' ' Scharrer stellte zahlreiche statistische und technische Be rechnungen an. Und siehe,- Vie-Aüssickstön wären sehr günstig. Das Gelände zeigte sich außerordentlich geeignet und brauchte nicht wie die erste englisch« Eisenbahnstrecke mit Brücken und Tunnels versehen zu werden. Der Verkehr zwi- schen Nürnberg und Fürth war sehr rege. Scharrer hatte ihn sechs Wochen lang beobachten lassen und dabei festgc- stellt, haß täglich 1720 Personen hin und her fuhren oder aingen. So war die Rentabilität von vornherein gesichert. Scharrer erließ am 13. Mai 1833 eine „Einladung zur Gründung einer Gesellschaft für die Errichtung einer Eisen bahn chit Dampffahrt zwischen Nürnberg und Fürth" und leistte sie mit folgenden Worten ein: „Die Erfindung der Eisenbahn mit Dampfkraft ist für den materiellen Verkehr Die Damenpartie. Heitere Himmelfahrtsskizze von Henny Alberta Hansen. „Und wo steht es geschrieben, bitte", fragte Frau Karola Lindemann mit erhöhter Stimme und klopfte Mit dem.Eis- läffel auf den Kristallteller, „wo steht es geschrieben, daß der Himmelfahrtstag ausschließlich den Männern gehört?" IN das Schweigen des Kränzchens sagte eine sanfte Stimme: „Es ist eben eins der ungeschriebenen Gesetze, aber trotzdem rechtsgültig." Tante Malchen wäre jetzt am liebsten in die Erde gesunken vor all den auf sie gerichteten Blicken, sie hatte einen Augenblick lang vergessen, daß sie als.arme, unverheiratete Schwester des Hausherrn weder wort- noch stimmberechtigt war, aber Frau Karola rettete die Lage großmütig und sagte: „Sehr richtig, liebe Amalie, abär-trotzdem werden wir uns erlauben, am Himmelfahrts tag eine Damenpartie zu machen." Sämtliche Frauenköpfe nickten nachdrücklich: die Damenpartie wurde auf die Tages ordnung gesetzt und einstimmig angenommen . Der Himmelfahrtstag kam strahlend auf die Erde. Herr Lindemann war schon mit der zweiten Hahncnkraht zu sei ner Herrenpartie abgerückt, und mit dem Glockenschlage sechs fuhr Mti, des Hauses hübsche und fahrkuiidige Tochter, mit dem gemieteten Achtsitzer vor. Mit der üblichen Ver spätung trafen all« sechs Damen pünktlich ein und wurden nebst Decken, Kiffen und umfangreichen Futterkörben sach kundig verstaut. Otti placierte Tante Malchen mit einem sechs Flaschen starken Korbe Weines aus Frau Schätzens Obstgarten und einer Schüssel bibbernden Weingelces neben sich, schwang sich auf den Führersitz und landete nach pracht voller zweistündiger Fahrt in einem allen unbekannten Walde, hinter Potsdam, in dem, laut Karte, «in kleiner ver- träupiter See liegen sollt«. Man fand ihn im bergigen Ge lände, ein von Eichen umstandenes und vom blauen Him mel und goldenem Sonnenschein durchleuchtetes großes Äafferauge. Ngchdem die Ahs und Ohs der Begeisterung verhallt, schlug, man mit Decken, Kissen und Futterkörben ein frdh- Landestagung des Christlichen Frauendienstes. »ä. Dresden, 29. Mai. Die Landestagung des Christ lichen Frauendienstes wurde mit einem Festgottes- dienst in der Dreikönigskirche eingeleitet. Superintendent Gerder - Chemnitz zeichnete in seiner Predigt die deutsche Frau als Mittelpunkt und Seele des Hauses. In zwei über füllten Sälen fand am Nachmittag die öffentliche Lan- desversammlung statt. Nach kurzen Begrüßungs worten der Landesleiterin H. von Burgsdorff berichtete Pfarrer Seyferth über die im letzten Jahre geleistete Ar beit. Oberlandeskirchenrat Müller überbrachte die Grüße des Landesbischofs. Universitätsprof. Dr. Doerne-Leipzig sprach zu dem Hauptthema „Das Amt der Frau in der Gemeinde". Das besondere Amt der christlichen Frau in der Kirche sei der persönliche Liebesdienst von Mensch zu Mensch. Bereits im Urchristentum habe es das Amt der weiblichen Diakonie gegeben. Die Frau sei vor allem berufen zu christlicher Familienerziehung, schwester lichem Dienst von Haus zu Haus, Seelsorge des Wortes und der Tat. Der christliche Frauendienst wolle dauernd en dxn kirchlichen und christlichen Grund dieser Frauenarbeit erin nern. Zum Schluß zeigte Frau Pfarrer Muntschick-Meihen an Hand des Neuen Testaments die Voraussetzungen nny Amte der Frau in der Gemeind« auf. 7 Schaffung von Schulgemeinden und Berufung von Jugendwaltern. sä. Dresden, 29. Mai. Der kommissarische Lester des Ministeriums für Volksbildung hat unter dem 25. d. M. eine Verordnung betreffend Schaffung von Schulgemeinden, und Berufung von Jugendwaltern erlassen, durch die die vom preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbil dung am 24. Oktober 1934 festgelegten Grundsätze auch auf die sächsischen öffentlichen Volks- und Höheren Schulen über nommen werden. Dadurch werden aste bisherigen Anordnungen über die Eltern beiräte aufge hoben und unter Anlehnung an die preußischen Richt linien folgendes bestimmt: Um die Einheit des erziehlichen Wollens und Handelns zwischen Elternhaus, Schule und Staatsjugend herzustellen merung die fröhliche Tafelrunde an den scheidenden Tag mahnte. Und nun drängte der Straubinger zum Aufbruch, damit die Damen nicht -in den Trubel der nicht immer ganz einwandfrei heimkehrenden Herrenpartien gerieten. Die be rauschenden Erzählungen und die Geister des Obstweines waren nicht, ganz spurlos an den Damen vorübcrgegangen, aber unter der-tatkräftigen und sachkundigen Hilfe des Spitz buben saßen bald alle geborgen im Wagen, und Tante Mal chen überreichte dem Strolch noch ein umfangreiches Futter paket. Mit dem aufrichtigsten Bedauern, daß man ihn und den Hund . im Wagen ja leider nicht unterbringen könne, schied man und traf in Berlin Haus, Hunde und Katzen im besten Wohlbefinden. ,, Bei einer Tasse stärkenden Kaffees stellte man fest, noch nie einen so kurzweiligen Ausflug gemacht zu haben, und beschloß mit seltener Einmütigkeit, auch künftig «ine Him melfahrtsdamenparti« zu machen. Ein freundlicher Traum-, gott aber wob in acht Frauenträumcn einen sanften Glo rienschein um die Abenteuergestalt des gesetzlich zwar an fechtbaren, aber menschlich liebenswerten Bruders Strau binger. ------ Am nächsten Tage brachte der Postbote Frau Linde mann ein eingeschriebenes Päckchen. Inhalt: Die geraubten Geldbörsen und Schmucksachen. Dazu ein Brief an Otti: Den Roman müsse er als Konterbande «inziehen, da sie die sämtlichen Kriminalbücher ohne Nutzen gelesen. Ihrem ge schulten Detektivblick hätte es sonst sofort auffällen müssen, daß der Revolver ein Kinderspielzcug war, der Hund «ine Steuermarke trug, das Räuberzivil von einem guten Schnei der stammte, das Hemd tadellos gebügelt und das Gesicht frisch rasiert gewesen sei. Solche Dinge dürfte man bei einem echten Bruder Straubinger kaum finden. Wahr sei einzig der Fall des beim Diebstahl ertappten Siebenjährigen, da sei er nämlich über den Apfelkeller seiner Mutter geraten. Zuletzt aber bitte er alle Damen, daß man ihm den kleinen Himmelfahrtsspaß verzeihen möge. Die Damenpartie des nächsten Himmclfahrtstaaes fiel aus, alldieweil sich Otti mit Herrn Doktor Gottschalk, alias Bruder Straubinger, auf der Hochzeitsreise befand. Ser Gründer der ersten deutschen Eisenbahn. 15V. Geburtstag Johannes Scharrers am 3V. Mai 1V35.) 7 Bon Hermann Ulbrich-Hannibal. - - - . - - - - - - «Staat«» und für-die Verbindung der Völker von einer ebenso unberechenbaren Wichtigkeit als die Erfindung der Buchdruckerkunst für ihren geistigen Verkehr. Wie durch die Buchdruckerpresse die Produktionen des menschlichen Geistes in Tausenden von Exemplaren für die ganze zivili sierte Welt geliefert werden, wie sie als ein Hebel von un ermeßlicher Kraft zur Beförderung des geistigen Verkehrs, zur Verbreitung der Kenntnisse und zur Emporhebung der Wissenschaften und Künste wirkt, ebenso wird durch die Eisenbahnen mit Dampffahrt der persönliche und materielle Vorkehr der Menschen und der Austausch der Produkte der Natur und des Gewsrbefleißcs erleichtert und beflügelt. Die Entfernungen werden durch dieses dem Fluge der Vögel nachstrebende Verbindung!!- und Transportmittel im mer kleiner, Staaten und Nationen rücken dadurch einan der näher: die Verbindungen werden zahlreicher und enger, und der Mensch bemächtigt sich immer mehr der Herrschaft über Raum und Zeit . . . Sollen wir in einer so bedeutungsvollen Entwicklungs periode der Früchte des menschlichen Erfinduugsgeistes müßig zusehen, ohne zu erwägen, ob nicht auch wir im Innern Deutschlands dieser Früchte teilhaftig werden oder wenigstens «inen unseren örtlichen Verhältnissen und Kräf ten angemessenen Versuch machen können? Sollte es nicht der Mühe lohnen, zu untersuchen, ob nicht dis frequente Kommunikation zwischen Nürnberg und Fürth ein« günstige Gelegenheit zur Herstellung einer Eisenbahn mit Dampf fahrt zwischen diesen Nachbarstädten, die hinsichtlich ihres Verkehrs und ihrer Gewerbeindustrie so vielfältig und innig miteinander verbunden sind, darbietet?" Da Scharrer in dieser Einladung den Aktionären auch gleich auf Grund zuverlässiger Berechnungen eine Dividende von 12,5 Prozent in Aussicht stellte, gelang es ihm in eini gen Monaten, das Kapital von 177 000 Gulden zusommen- zuhringen. Am 18. November 1833 gründeten die Aktio näre im Saale des Nürnberger Rathauses die „Ludwigs- Eisenbahngesellschaft" und wählten Johannes Sä)arrer zum stellvertretenden Direktor. Damit war freilich die erste deutsche Eisenbahnstrecke noch nicht zustande gekommen. Es bedurfte weiterer Kämpfe, denn es stellte sich nicht nur, wie allgemein bekannt ist das bayerische Aerztekollegium dem Bau entgegen, sondern es fand sich sogar aus den Reihen der Aktionäre der Landrichter Wellmer aus Fürth zur Ver öffentlichung eines „Berichtes an die Aktionäre und das Publikum über, die Ludwigseisenbahn-Angelegenheit" be- rest in dem über die Schädlichkeit der Dampfkräft gewettert wurde. Und als das Aktienkapital schließlich nicht reichte, blieben auch die anderen Aktionäre nicht mehr ruhig. Aber Scharrer schlug alle Angriffe ab und führt« den Bau zu Ende, so daß die Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth am 7. Dezember 1835 als die erste des europäischen Fest landes eingeweiht werden konnte. Scharrers Erwartungen wurden noch weit übertroffen. Als ein Jahr: vergangen war, hätten sich bereits, um mit den Worten der bayerischen Aerzte zu reden, 450000 Per sonen der Gefahr des Eisenbähnfährens freiwillig ausgefetzt. Und als die Generalversammlung zur ersten Dividenden verteilung zusammentrat, könnte sie 20 Prozent ausschütten. Der Erfolg -veranlaßt« die Aktionäre, Scharrer zum Direk tor der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft zu wählen. Aber es war dem kühnen Unternehmer nur noch einige Jähre vergönnt, das Werk, mit dem «r das deutsche Eisen bahnwesen begründet hatte, zu leiten. Am 30. März 1844 erlag er einem Nervenschlag. - Der Enkel Johannes Scharrers leistete deutsche .Pio nierarbeit im-Auslande, er war als deutscher Kaufmann in Neapel für die deutsche Wirtschaft tätig. Die Urenkel sind heut; in Leipzig ansässig als Exporteure mit weltumspan nenden Beziehungen.