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Der Sächsische Erzähler / 2. Vetblatt -« -lummer .-.7 124. Aus Bischofswerda und Umgegend. > - Bischofswerda. 29. Mai. - Bater macht 'ne Herrenpartie! Die Sache mit der Herrenpartie zu Himmelfahrt hat schon tagelang ihre Schatten vorausgeworfen. Es fing da- mit «n, daß Vater beim Abendbrot erklärte „Nächsten Don nerstag ist Himmelfahrt." „Aha, bemerkte Mutter daraufhin, „wohin geht's denn diesmal?" „Noch nicht ganz raus", hat Vgter gesagt, „aber jedenfalls: der alte Brauch wird nicht gebrochen — der Kegelverein macht auch diesmal seine Her renpartie, und natürlich geh' ich mit!" Am Tage vorher war Vater schon mächtig aufgeregt. „Daß. wir bloß nicht die Zeit verschlafen! Du weißt, um halb achte geht der Zug! Gott sei Dank brauchen wir uns nicht M drängeln, denn wir haben diesmal bei der Reichs bahn gleich ein paar Abteile vorherbestellt. Was zieh' ich eigentlich an? Den Grauen? Oder lieber die Sporthosen mit der Windjacke? Wäre efgentlich besser — denn sicher uilrd's wieder Regen geben! Vor allem, Luise, pack' mir ordentlich was zu essen ein. So ein Marsch von zwei, drei Stuvden macht doch Appetit! Na, mittags sind wir ja dann draußen in der „Forelle"; dem kleinen Gasthaus am See — Ms Mittagbrot!" "„Willst Du nicht lieber den Rucksack nehmen?", meint Mutter noch am Morgen vor der Abfahrt. „Dann brauchst Du doch nicht altes zu schleppen?" „Rucksack! Liebe Frau, ich werbe doch nicht den Rucksack nehmen! Paßt gar nicht zu 'ner Herrenpartie — ist viel zu sportlich! Pack mir lie ber ein handliches Paket, das kann ich dann an den Stock hängen und schultern — — und abends, wenn alles aufge gessen ist, hab' ich wenigstens nichts zu tragen!" - »Mnd endlich ist es soweit. Vater ist gestiefelt und ge spornt Und frühstückt noch eingehend, „um eine ordentliche Grundlage zu schaffen!" — „Ich freu' mich", sagt Mutter, „Vest Tag wollen wir festlich begehen!" — und sie lächelt listig..: „Wieso", sagt Vater, „Du wirst doch keine Dumm heiten machen? Siehst Du Luise, ich freu' mich auch. Ein- chql 'jjn Jahre müssen wir Männer auch mal allein ausflie- xsen. Ohne die lieben Frauen, ganz ohne Aufsicht — wie in dsr seligen Iünagesellenzeit!" „Selig hast Du gesagt? Ich verstehe immer selig? Wozu hast Du mich denn geheiratet? Jetzt kommt es also heraus! Selige Jünggesellenzeit! Da zu trage ich also das Los der überbürdeten Hausfrau, dazu ziehe ich drei Kinder groß! Da bildet man sich ein, einen zufriedenen, glücklichen Mann zu haben, und sowas ist nur Wh, „ohne die Gattin ausfliegen zu können!" „Geliebtes Weib", sagt Väter pathetisch, „rege Dich nicht auf: Den einen THg „Ausgang" im Jahre hast Du doch im- M anstandslos bewilligt! Außerdem werdet Ihr Euch, wie DU schön angedeutet hast, sicher auf meiste Kosten einen fröh lichen Tag Mächen. Also laß mich ziehen und bedenke, daß sine Herrenpartie höchst ungefährlich ist!" Alle bringen Vater zur Tür. „Sei vorsichtig", sagt Mutter, „trinke nichts,, wenn Du erhitzt bist! Brich Dir kein Bein! Fall Nicht ins Wasser!" „Schreibe bald", ruft Kurtchen. „Bring mst Was mit!" schreit Evchen . . . Dann klappt die Tür — Vater ist gestartet! Die Äreichssportwerbewoche in Bischofswerda. ' Die iporttichen Darbietungen der Reichs-Sportwerbe- woche wurden am Montagabend mit einem Werbelauf des Deutschen Arbeitsdienstes, der Radfahrer, der Hitlerjugend und des Jungvolks, des Bundes Deutscher Mädel und der Turnerinnen eröffnet. Diese Abteilungen führten von der Neustädter Straße, Dresdner Straße, Kamenzer Straße und, Bäützner Straße nach dem Altmarkt einen sogenannten Sttrnlaüf durch. Jede der Abteilungen strebte in den ge nannten Straßen, 1 Kilometer vom Markt entfernt, ab 19,30 Uhr dem Markte zu, wo sie kurz darauf eintrafen. Die ins ¬ gesamt etwa 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen stellten sich dann vor dem Rathaus auf und warben mit den Tesamt- sprechchören „Turnt, spielt und treibt Leibesübungei? für die Leibesübungen. Schwimmen und Schwlmmvorführungen lm Sladtbad. Im Rahmen der Reichs-Svortwerbewoche fanden am Dienstagnachmittag ab NS Uhr bis 7 Uhr im Stadtbad schwlmmsportliche Darbietungen statt, mit deren Durchfüh rung der Schwimmverein Bischofswerda beauftragt war. Der Leiter der hiesigen Ortsgruppe des Reichs bundes für Leibesübungen, StudienratSchmldt, dankte, dem Schwimmverein» den Schulen, dem Deutschen Arbeitsdieiist und den Jugendorganisationen für die Teil- nähme. Es handele sich beim Schwimmen um die schönste Leibesübung im herrlichen Sonnenschein. Sie sei neben der Körperstählung und erfrischenden Wirkung eine außer ordentlich nützliche Sache; je mehr schwimmen lernen, um so weniger ertrinken. Es sei eine Selbstverständlichkeit, daß jeder, der körperlich fähig ist, schwimmen lernt. Studien rat Schmidt bat, für unser prächtiges Stadtbad eifrig zu werben. Ferner bat er, die Darbietungen der Reichssport werbewoche zahlreich zu besuchen bzw. an ihnen aktiv teilzu nehmen. Nach der kurzen Ansprache begannen die abwechslungs reichen Vorführungen, die von den zahlreichen Zuschauern, die sich nach und nach eingesunken hatten, mit regem Inter esse verfolgt wurden. Bet den Schwimmwettkämpfen wur den befriedigende Zeiten erreicht, zumal vorher kein Trai- ning möglich war, da die Badezeit ja erst jetzt eingesetzt hat. Die volkstümlichen Darbietungen waren vielseitig, und auch der Humor fehlte nicht. Die Vorführungen und Ergebnisse: 50 Meier Brust, Knaben, 1. Klasse der Volksschule: 1. Heinz Haase 52,2 Sekunden; 2. Lippks 55,8; S. Erhard Lorenz 57,2 und 4. Prost 1,02. 50 Meter Brust, Knaben. 2a-klasse der Volksschule: Rudolf Hofmann (Schwimmverein Bischofswerda) 42 Sek., Horst Büttner 49 und Dreßler 53,1. 50 Meter Brust, Mädchen, 1. und 2. Klasse: 1. Liesbeth Berge (2. Klasse) 52,2 Sek.; 2. Lotte Wohllebe (2. Kl.) 56,4: 3. Ursula Pausier (1. Kl.) 59,5 und 4. Brunhilds Pallas (1. Kl.) 60,3 Sonderkauf: S0 Meter Brust, Knaben, 2b-klasse: Trautzsch 50,2 Sek. und MaibaUm 67. Sonderkauf: 50 Meter Brust, Mädchen: 1. Brigitte Kurze (Schwimmverein Bischofswerda) — Klasse 3b — 57,8 und 2. Irene Hofmann (Schwimmverein Bischofswerda) — Klasse 5b — 61 Sek. 100 Meter, Brust, Bund Deutscher Mädel: 1. Inge Kurze 2,07,1 Sek.; 2. Lucie Wünsche 2,16,2; 3. Anneliese Hübler 2,35 und 4. Marianne Nitzsche 2,56. 100 Meter, Brust, Schwimmverein Bischofswerda: 1. Christa Plasnick 1,46,7 Sek.;2. Gretel Sander 2,05,4; 3. Marianne Marx 2,09,6 und 4. Hanni Gnauck 2,26,6. 4XS0 Meter-Stassel, beliebig, Knaben: 1. Schwimmverein Bi schofswerda (Hans Gotte, Rudolf Hofmann, Alfred Marschner. Wilfried Schreier) 2,58,6 Min.; 2. D. Oberschule (Christian Kra mer, Johannes Hornuf, Klaus Sparmann, Joachim Hillmann) 3,22,8. 3X50 Meter-Stassel, beliebig, Mädchen: 1. Schwimmverein Bischofswerda, Inge Kurze, Lucie Wünsche, Christa Plasnick) 2,47,8 Minuten; 2. Deutsche Oberschule (Marianne Scholze, Armgard Ull- mann, Elfriede Paulisch) 2,58,3; 3. Bund Deutscher Mädel (Gretel Sander, Gretel Seibt Trude Kunze) 3,09,0 Minuten. 80 Meter-Sleiderschwimmen, beliebig, Deutscher Arbeitsdienst: Gestoppt wurde, nachdem die Kleider im Wasser ausgezogen wa ren: 1. Börner 1,48,9 Min.; 2. Menschner 1,55; 3. Ritscher 2,08,9 und 4. Götze etwa 2,12. Die Schwimmvereinsmitglieder Fritz Bauer, Otto Piche und Erich Mickel führten vom 3 Meter Sprung herab einige gut ge lungene Sprünge aus. Spannend verlief die 3X10Ü-Meker-Staffel, beliebig zwischen der Hitlerjugend (Gustav Völker, Hans Hermann Bergner, Gott- fried Alex), dem Deutschen Arbeitsdienst (Stellmacher, Basche, Böhme) und dem Schwimmverein Bischofswerda, den der bekannte Jugendschwimmer und die große Hoffnung des Vereins, Manfred Schreier, im Alleingang vertrat. Er schwamm also die 300 Meter allein, während bei den anderen je 3 Mann die Staffel bestritten. Schreier kraulte, die anderen schwammen beliebig. Mit großem Vorsprung gewann Schreier mit 4,14,8 Minuten. Die HI. brauchte 5,52,4 Min. und der Deutsche Arbeitsdienst 6,20,9 Min. 6X50 Meker-Skaffel, beliebig: 1. Schwimmverein Bischofswerda 3,48,9 Minuten (geschwommen von Joh. Heinrich, Fritz Bauer, Heinz Borisch, Wilfried Schreier, Rudi Hofmann, Manfred Schreier); 2. Hitlerjugend 4,55,6 (Günther Scholz, Fritz Bunde- Mittwoch, den 2V. Mai 1S3S. mann, Heilgeist (schwamm zweimal), Hans Hermann Bergner, Gu stav Völker); 3. Deutscher Arbeitsdienst 5,01,3 (Walter, Börner, Köhler, Böhme, Grätzschel, Stellmacher). Slreckenlauchen: Deutscher Arbeitsdienst: 1. Kirsten 201L Me ter in 20 Sek.; 2. Börner etwa 12 Meter. * Die Beteiligung am Prelsschießen (Kleinkaliber), da, ebenfalls im Rahmen der Reichs-Sportwerbewoche statt findet, war an den beiden ersten Tagen (Montag und Dienstag) auch rege. So wurden bereits am Montag 44 Lagen geschossen. Heute Mittwoch, abends 1L8 Uhr, werden auf dem Alt markt Volkstänze vom BDM., den Schulen und Turnerin nen vorgeführt. Es sei nochmals auf die öffentlichen Turnstunden (Plan war in der Freitagsnummer zu ersehen) aufmerksam gemacht. Wettere Veranstaltungen. Achtung! Und nun noch etwas ganz Neues! Weltfahren der wasserfahrer von Bischofswerda, am 2. Juni: a) Ab 9 Uhr beim Schützenhaus auf der Wessnitz bis Fischermühle Belmsdorf und zurück, für Herren-Einer, Herren-Doppel und Gemischt-Doppel. b) 13.30 Uhr auf dem alten Badeteich (Horkaer) 5 Runden Wettfahrt. Wer ein Faltboot hat, mache mit und melde sich eine halbe Stunde vor Beginn auf dem Startplatz. Wer noch nicht geschossen hat, gehe in der Zeit von 3—7 Uhr nachm. aufs Schützenhaus. —* Die Sonderzüge am 30. Mai nach Bautzen können zum ermäßigten Fahrpreis von 70 Pfg. für Hin- und Rück fahrt von allen Volksgenossen benützt werden. Die Karten sind jedoch im Laufe des heutigen Tages, spätestens bis abends 8 Uhr, an den Schaltern des hiesigen Bahnhofs zu lösen. Für die Hinfahrt verkehren zwei Sonderzüge ab Bi schofswerda 9.39 und 10.38 Uhr; Rückfahrt ab Bautzen abends um 21.14 und 22.42 Uhr. —* Gefunden wurden: eine Halskette, ein älteres Her renfahrrad, eine braune Mütze für Damen, mehrere Ser vietten, frisch gewaschen, eine Milchkanne. Ferner ist ein Kanarienvogel zugeflogen. Näheres in der Polizeiwache. —* Bezlrksableilung l v, Landjugend Bischofswerda und Umg. Ueber eine Fahrt „Kraft durch Freude" wird uns berichtet: Schon lange war in uns der Wunsch wach ge worden, auch dieses Jahr einen Ausflug zu unternehmen. Als Reiseziel war das Erzgebirge ausersehen. Am 23. Mai verließen wir in 5 großen Wagen der Kraftverkehrsgesell schaft, mit 203 Teilnehmern unser Städtchen. Der Wetter gott war uns an diesem Tage sehr hold gesonnen. Um 5 Uhr setzte sich die Autokolonne in Bewegung. In Goldbach und Großharthau wurde noch einmal halt gemacht, um die dortigen Mitglieder in die großen Autos aufzunehmen. Nach kurzer Fahrt hatten wir Dresden erreicht und nun ging es dem Erzgebirge zu. Schon um 7 Uhr waren wir in Dippoldiswalde, in der Ferne grüßte uns die Talsperre Malter, doch ohne halt zu machen ging es in froher Fahrt nach Zinnwald. Hier angekommen, wurde eine längere Pause eingeschoben. Die Besichtigung des Zinnbergwerkes nahm längere Zeit in Anspruch. Für die Damen in ihren Stöckelschuhen wird es gewiß kein großes Vergnügen unter der Erde gewesen sein, zumal es recht schmutzig war, und wir meist in gebückter Haltung gehen mußten. Nach 3stündi- gem Aufenthalt bestiegen wir wieder unsere Wagen und fuhren immer höher ins Gebirge, dem Ziele „Schwarten berg" entgegen. Unterwegs wurde noch am staatlichen Kalk werk in Hermsdorf angehalten, das besichtigt wurde. Nun folgte eine mühselige Fahrt, immer bergauf, bergab, bis wir endlich um 2 Uhr auf dem Schwartenberg anlangten, wo das Mittagessen schon bereit stand. Von hier oben hatte man einen herrlichen Rundblick auf die umliegenden Ortschaften. Wie sehr die dortigen Bauern um ihre Scholle känyifen müssen, kommt uns nun erst zum Bewußtsein; auf den Wiesen und Kleebrachen sproß nur vereinzelt ein grünes Hälmchen empor. Pünktlich i/>4 Uhr waren wir zur Abfahrt bereit. Unser nächstes Ziel war Seiffen, der Hauptort der Spielwarenindustrie. Die ausgestellten Arbeiten in der Gedanken zum Himmelfahrtsfest ' 1935. Aufgefahren gen Himmel! Aufgefahren gen Himmel — so steht es in unserm Glaubensbekenntnis. Aber hat dieser alte Satz des alten Vekeritttnisses noch für uns heute, dieselbe Bedeutung wie einst für die Christen der ersten Jahrhunderte, wo doch unser Weltbild ein gaüz anderes geworden ist als das Weltbild jener ersten Christen und man dem alten Himmel in diesem mo-erpen Weltbild keinen Platz mehr einräumen will? Ist dä-müch mit unserm modernen Denken die alte Botschaft des heutigen Festes: Aufgefahren gen Himmel! zu ver einen? ' Die Himmelfahrtsbotschaft hat heute, gerade heute und gerade für uns die allergrößte Vedeutung. Dadurch, daß die Bedeutung dieses Tages vergeistigt wird, ist sie um so tiefer geworden. Wohl wissen wir, daß der Himmel, der sich über uns wölb-, dicht der Ort ist, an den einst Jesus Christus heimkehrte. Wohl wissen wir heute, daß die Worte: Christ fuhr gen Himmel, uns nur das geben können, was Worte zu geben fähfg sind — ein menschliches Bild von einem überirdischen Vorgästg. Aber darum gerade wissen wir auch, daß dieser überirdische Vorgang das Wesentliche inmitten aller ver gänglichen Bilder der Himmelfahrtsgeschichte bleibt und daß därürtt heute aus der Botschaft des Himmelfahrtstages, wenn wir sie geistig verstehen, uns neue Kraft für unser religiöses Empfinden wie für unser irdisches Leben zu strömt. Das aber ist die ewige Wahrheit voll neuen Lebens, die utis deö heutige Tag verkündet: Wie Christus nicht unterging in Staub und Nacht dieser Erde, sondern aufge fahren ist gen Himmel, heimkehrte in das Reich Gottes, so wird auch unser Leben nicht ein Weg in der Tiefe bleiben, sondern ein Weg zur Höhe werden. Auch unsre Seele kann und soll Himmelfahrt erleben; weil ihr diese Welt nicht ge nügt, wird sie in ihrem Aufwärtsstreben himmelan, d. h. zu Gott kommen. Darum ist für uns Christi Himmelfahrt kein Naturfest, so sehr wir uns auch auf dem Höhepunkt der Maienherrlich keit an allem Frühlingsglanz freuen mögen, sondern das Fest einer geschichtlichen Tatsache, die wir in unsrer Seele aufs neue erleben können. In dieser Erkenntnis sagen wir denen, die mit dem Inhalt der alten Himmelfahrtsbotschaft nichts mehr anfangen können und sich daher am Himmel fahrtstag auf die Freude an der Natur beschränken: Laßt euch die Natur zum Gleichnis werden! Es ist mit ihr in dieser Frühlingszeit genau so, wie mit der alten Himmel fahrtsbotschaft. Aus beiden strömt neues Leben. Lauscht nur auf die Quellen dieses Lebens! Lauscht hinein in eure Seele! Dort schlägt Gott selbst die Quellen an durch die heilige Mahnung des heutigen Tages: Aufwärts die Augen über diese Erde hinaus! Das Herz empor! Und himmelan die Seele! Wer diese Stimme Gottes nicht vernimmt, der mag weiter auf- und untergehen in den Dingen dieser Zeit. Ihm bleibt das Stück Himmel in uns unentdeckt, das ein kleiner Teil des großen Himmelreichs ist, das Gott überall da re giert, wo eine Seele ihren Schöpfer in Sehnsucht sucht und Gott dann diesem heiligen Suchen mit seiner Gnade begeg net. Wem dieser Gott aber begegnet, in dessen Seele schwin den alle Zweifel, wie Morgennebel der Sonne weichen. Auch der tiefste und ernsteste dieser Zweifel, ob die An sprüche von uns Staubgeborenen auf Ewigkeit nicht An maßung und Ueberheblichkeit sind, hält da nicht stand. Denn gerade diesen heiligen Zweifel ernster Menschen besiegt der König des heutigen Festes Jesus Christus mit seiner alle Botschaft von der Ewigkeit wahrmachenden Tat der Heim kehr zum Vater. Durch diese Tat ließ er einst seine Jün ger in die Welt Gottes, die wir den Himmel nennen, schauen und sandte sie dann — ausgerüstet mit diesem unvergeß ¬ lichen Anblick — hinaus in die Welt, daß sie diese Erde für Gott eroberten. Das gleiche tut er heute an uns. Er läßt auch unsre Seele den Vater schauen, der unser Herz mit der Gewißheit seiner Liebe erfüllt und unserm Leben durch diese Gewißheit Kraft für die tägliche Arbeit gibt. Diese Lebens kraft wächst, je tiefer wir Christi Lichtgestalt in unser Herz eindringen lassen. Und je inniger wir mit ihm Gemeinschaft halten, um so sehnsüchtiger wird die Melodie der Seele: Ich liebe dich, o Ewigkeit! und um so sicherer gehen wir den Weg zum Vater. Dieser Weg zu Gott besteht aber nicht in schwärmerischem Genhimmelschauen und Händefalten, sondern in glaubens starker Arbeit hier auf Erden zum Besten unsrer Mitmen schen. Christen, die wirklich „himmelan" wandern, sind keine gefühlsseligen Träumer, sondern Wirklichkeitsmen schen, die mit den gegebenen Tatsachen rechnen und sie zur Ehre ihres Gottes und zum Segen ihrer Weggenossen ge brauchen. Nicht Weltflucht, sondern Weltverklärung ver langt Christus von den Seinen auf ihrem Weg zum Him mel, d. h. auf dem Weg zu Gott. So beginnt der Seele Himmelfahrt schon auf dieser Erde. Jeder Triumph über das Leid dieser Welt, das wir durch werktätige Liebe besiegen, jeder Kampf gegen di« Sünde in uns und um uns, jeder Glaubenssieg über das Heer der Zweifel ist eine Himmelfahrt der Seele. Denn solche Himmelfahrt ändert diese Welt, indem sie ein Stück Himmel auf Erden schafft mit all der Gottesgnade und Gotteskraft, die eben vom Himmel ist. Möchte auch der heutige Tag uns diese Himmelfahrt durch unsre Entscheidung für den Sieg der Ewigkeit bescheren! Möchten wir auch in kommenden Lebenstagen viele solcher Himmelfahrten durch Taten tapferen Glaubens und selbstloser Liebe erleben! Dann folgt ganz gewiß auf solch ein gesegnetes Leben einst der Seele letzte Himmelfahrt Lurch den Heimgang zum Herrn der Ewigkeit. SM. L lc. A.