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Sie Seziehimgea unserer Tierwelt zum WeihnaKtsfeff. Wie die Pflanzenwelt in mannigfacher Beziehung zum Weihnachtsfest steht, so lassen sich auch im Reiche der Tiere die verschiedensten Verbindungen zu diesem volkstümlichsten aller christlichen Feste Herstellen. An erster Stelle kommen hier die Haustiere in Betracht, die in besonders engem Verhältnisse zu den Menschen stehen. Aber auch mit den frei lebenden Tieren hat sich der Volksglaube be schäftigt und läßt sie zur Weihnachtszeit bedeutungsvoll für den Menschen erscheinen. So spielen diese Tiere im Glauben der sogenannten „Zwölfnächte" (vom 25. Dezember bis zum 6. Januar), der in deutschen Landen außerordentlich verbreitet ist, eine ge wisse Rolle. Ihm zufolge ist es gefährlich, in seiner Zeit be stimmte Tiere beim Namen zu nennen, vor allem den Wolf, den Fuchs, die Ratten und Mäuse. Man soll statt dessen Um schreibungen benutzen, denn der ausgesprochene Name lockt sie herbei. Wo alles in der Weihnachtszeit sich eines erhöhten Wohl lebens erfreut und aus der Fülle des Ueberflusses Segen und Gedeihen für die Zukunft erwartet, da darf auch ein wertvoller Besitz des Menschen, das Vieh, nicht zurückstehen. Auch ihm wird am Weihnachtsabend besonders gute und reichliche Nahrung gespendet. An mehreren böhmischen Orten erhalten die Tiere schon am Vormittag ihre Lecker mahlzeit, ,„s G'leck", meist aber bei Einbruch der Dämme rung unmittelbar vor der Abendmahlzeit. In Ortmannsdorf im Erzgebirge darf kein Tier das ihm vorgelegte Futter auf fressen, sonst wird es das ganze Jahr nicht satt. In man chen Gegenden muß das Vieh von allen Gerichten kosten und von allem Futter fressen oder gar neunerlei Futter erhalten. Besonders wirksam soll entwendete Speise sich erweisen. So wird in der Mark Brandenburg das Stroh zum Häcksel der Pferde aus fremden Dächern genommen. Man muß hier-grünen Kohl aus dem Garten des dritten Nachbarn holen und jedem Tier im Stalle davon geben. Gewisse zau berkräftige Gaben werden vor allem empfohlen, um das Vieh gesund zu erhalten. In Westböhmen gibt man den Kühen die verdorrten Kränze von der „Sichellege". Der Hauswirt oder Hausfrau übernehmen wohl selbst die Fütterung, wie überhaupt eine gewisse Gemeinschaft mit den Menschen in dieser feierlichen Stunde stark betont wird. In Böhmen geht die Hausfrau am heiligen Abend mit den zuerst abgeschnittenen Stücken Brot und Strietzel und den ersten Aepfeln und Nüssen in den Kuhstall und steckt einem jeden seiner Bewohner ein Stückchen von den Eßwaren ins Maul, um die Tiere vor Unglück zu bewahren. Auch das Federvieh wird am Weihnachtsabend von der Hausfrau mit eigener Hand gefüttert und erhält besseres Futter. Im Vogtland setzt man in Cunsdorf am Christabend den Hund auf den Tisch und gibt ihm zu fressen Können doch die Tiere in der geweihten Nacht reden und weissagen, so daß sich mancher Besitzer auf di« Lauer legt, um zu horchen. . - Wie durch verschiedene Mittel das Vieh am Weihnachts abend gegen böse Einflüsse geschützt wird, so werden nament lich auch die Tröge und Krippen sorgfältig bedacht. Sb legt man beispielsweise Geld hinein und stellt ein Licht daran. Dem Geflügel streut man das Futter innerhalb einer Kette, eines Seiles oder eines Reifens, damit es die Eier nicht auf fremde Höfe lege. Aus der Wendet wird uns berichtet: Am Weihnachtsheiligenabend muß man das F u t t e r, das man den Hühnern gibt, mit einer Kette oder einem Reifen umgeben, dann legen sie die Eier nicht an vielen Stellen im Gehöfte, sondern an einem be stimmten Fleck. Auch muß die Katze auf dem Miste gefüttert werden, sonst sängt sie ckeine Mäuse. Wenn während eines Christ abendessens ein Hund bellt, gibt es nächsten Jahres eine Braut im Hause. Dem Weihnachtsglauben unserer Lausitz gehört auch folgende Ueberlieferung an: Manche Leute suchten ihre Hunde recht böse und zu guten Wächtern zu machen und gaben ihnen deshalb drei Bissen Brot, die mit Knoblauch und Salz bestreut waren. Der Knoblauch ist auch sonst von Bedeutung im weihnachtlichen Volksglauben der Völker. Obwohl im vorstehenden nur ein Teil der Beziehungen unserer Tierwelt zum Weihnachtsfest Erwähnung finden konnte, so gewährt er jedenfalls schon einen fesselnden Ein blick in diese Aeußerungen der deutschen Volksseele. —e. MMWe vellemriMW m WM MkmiiMk -kl Slkkles Zeis I« ttn Mm LMei. Von HerbertHändler. (Schluß.) Anno 1520 war wieder ein außerordentlich heißer Som mer mit verheerender Dürre. In dieser groyen Not wur den auf obrigkeitlichen Befehl hin allerorts kirchliche Pro zessionen veranstaltet. Die Ratsregistratur der Stadt Ka menz enthält vom Jahre 1520 folgende Eintragung: „Zu wissen ...: Laß eine löbliche Procession gehalten und bestellt ist worden von einem edlen Rat in diesem Jahre, darum, daß uns Gott der Allmächtig« wolle versehen mit einem gnädigen Regen, aus dieser Ursach, daß kein Regen gefallen ist von Kreuzerfinüung (den 3. Mai) bis Montag nach Corpo- ris Christi (den 24. Juni). So aber E. E. Rat den Zorn Gottes vermerket, haben sie von Stund an löbliche Proces sion gehalten, und gefügt mit dem heil. Kreuze zu gehn zu unserm alten Patton, zu dem lieben St. Jost mit allen Kerzen. Folgende aber, den Dienstag haben sie bestellet zu