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ZKLHLZ LLZRr«UK^ L « L -S A. ^2 H -Z LZ KL^ erschlossenes Gebiet. Indem er es durchstreifte, wurüe ^-.. Bahnbrecher für all die anderen, die nach ihm hierher gekommen sind. Indem er es durchstreifte, ein Menschenleben lang durch streifte, wurde er zugleich der beste Senner dieser seiner Heimat. Ihm blieb nicht» verborgen, weder in dem unwegsamen Felsenge? klüst der Höhen, noch in den dunklen Tiefen der Schluchten; er kannte jeden Winkel, nicht nur der Berge und Täler, sondern auch der einsamen Mühlen und Forsthäuser. Immer wieder, wenn man seine Schriften liest, verwundert man sich von neuem ftine» Wissen», da» beinahe alle» umfaßte. Er konnte dem Wanderer Wegweiser sein, er konnte der Geologen und Botaniker belehren, er wußte in der Geschichte wie Vorgeschichte seiner Heimat Bescheid, er kannte ihre Bewohner, ihre Sitten und Wesensart, ihr Lolk»- tum und ihren Sewerbrfleiß Das macht. Laß er von inniger Liebe zu dieser Heimat durchdrungen war. Dies» Liebe zur Heimat ist es, die einem auf jedem Blatte seiner Bücher entgegenschlägt und die einem erneut da» Herz erglühen läßt. »Verdient irgend eine der vielen schönen Gegenden Sachsens immer mehr gekannt, immer und vollständiger beschrieben zu «erden, so ist es gewiß Rautenkranz«. Schwerter Roman an« dem Barock August bet Starken von Heinrich Zerkauleu. 6 Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.) Und Earol Sinwart tobte, daß der lange AyistnemHänger vor lauter Himmelangst zur normalen Menschengröße zusammen schrumpelte, da auch noch seine Babette ihn anfauchte, er möge nicht so dumm herumstehen, sondern rasch einen Kübel Wasser herbel- bringeN, um des Herrn Vaters geschwollene» Hinterteil zu kühlen. Alle Lerchen ober überschlugen sich vor Freude an diesem schö nen Sommertag und jubilierten wie die Hofflötisten Seiner Durch laucht auf einem Bankett und sangen Ihre himmlischsten Arie» zum Preise des Höchsten so kunstvoll und rein. Laß der Direkteur des Piasters, wenn er es vernommen, gewißlich vor Entzücken auf einem Bein gestanden «Nd zug sh örfhätte. ' nicht begreifen konnte, wie man so etwa» hat bauen könne»; wie erschlossenes Gebiet. Indem er es ich in der Folge dies« Höhl« und diese Felsen mit meine» Gespielen - mehrmals besuchte; wie gerade diese HÄHle mich auf die Natur und auf die sonderbaren Gestatten immer aufmerksamer machte, die sie in dieser Gegend umhergestellt hat; wie dadurch der Geschmack an Len Freuden der Natur und die Liebe zu ihr in mir erweckt, er- wärmt und immer mehr gebildet , ward; wie ich da so ost auf hohen Standpunkten Lieser Gegend und besonder» vom Königstein herunter, wo ich ost war, m dem Anschaun ihrer nahen und fer nen Neize versunken war: alle» das kommt lebhaft in mein« Erinnerungskraft zurück und geht in den innigsten Dank gegen Len Urheber meines Dasein» über, das gerade in dies« die Aufmerk samkeit so sehr aufreizenden Gegend seinen Anfang nehmen mußte." Die ganze EntwiHlung des künftigen Heimatforschers liegt darin im Keime verborgen. Darum ist auch kein» von den vielen Erinnerungsmalen, die ihm zu Ehren die Nachwelt er richtet hat — weder das auf der Götzingerhöhe bei Neustadt, noch die Gedenktafel auf der Bastei, die ihn zusammen mit dem anderen ., , Forscher der Heimat feiner Zett, dem Lohmener Pastor Nikolai genauer und vollständiger beschrieben zu «erden, so ist es gewiß nennt, noch das Felsenrund im Bärengarten bet Hohnstein, noch jene ausgezeichnet schöne, der man den Namen Sächsische Schweiz auch das schlichte Abbildnis in der Sakristei der Neustädtrr Kirche gegeben hat", schreibt er in seinem Buche »Schandau". »Wo ist — keines ist so berechtigt wie die Erinnerungstafel, welche den d« Pinsel, der dies« Eingang eben dieser Diebeshöhle am Kleinen Bärenstein (die - - - nunmehr seinen, Götzingers, Namen trägt) ziert und in welche der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz die Worte eingegraben hat: „Dem Andenken Wilhelm Leberecht Götzingers, der hier die ersten Anregungen empfing zur Erforschung der Naturschönheiten der Sächsischen Schweiz." ,„ . der so viele gefolgt sind!" Er hat sie durchwandert wie kein anderer seiner Zeit. Schon als Schulknabe vom Sebnitzer Pfarrhaus aus. wohin die Eltern bald übersiedelten. Wie sehr ihm dieses Städtchen, in dem er «inen großen TeU seiner Jugend jahre verlebte, ans Herz gewachsen war, davon spricht er in seiner „Geschichte und Beschreibung des kursächfischen Amte» Hohnstein mit Lohmen", von der er sagt, daß es eine Geschichte und Beschrei bung „insbesondere der unter dieses Amt gehörigen Stadt Sebnitz" ist. Den Fragern, warum er in dem Buche gerade der Stadt Sebnitz einen so breiten Platz eingeräumt hat, antwortete er: ,Me Geschichte einer Stadt wollte ich nun einmal ganz ausarbei ten, und Sebnitz erwählte ich hierzu, weil ich aus dem dasigen Archiv die meisten Nachrichten erhielt, weil ich Gelegenhett hatte, zu ihrer Geschichte mehr als zu den übrigen zu sammeln, da ich mich einige Jahre dort aushielt und — weil es mein« Vater stadt ist." Und dann wieder von Hohnstein aus, wo er als Predigtamtskandidat zum ersten Male den Ornat trug. Am meisten aber doch von Neustadt aus, das den Diakon freudig be grüßte und das bis zu seinem Tode, fast dreißig Jahre lang, di« Stätte seines rechten Wirkens war. Daß er sich auf die Kraft des Kanzelwortes verstand, das war ihm von den Vätern her über kommen. Zeitgenossen rühmen seine „vortrefflichen Kanzelvor- träge", und sie jchätzen ihn al» pflichteifrigen Seelsorger, loben „sein gutes Herz gegen Arme" und seine „Tätigkeit bet allem, was das Allgemeine und das Best« eines jeden einzelnen seiner Kirchen kinder nur irgend befördern konnte"; er ist ein ganzer Mensch, mit „exemplarischem Lebenswandel", ein Mensch voll von Geselligkeit, der „die Behauptung seiner Würde wahrte, ohne damit im ge ringsten Anmaßung und Stolz zu verbinden." Ein solcher Rus ging ihm voraus. „Wegen des an den Probe predigten zu erwartenden starken Kirchenbesuchs" hatte „der Zimmermeister alle Emporkirchen, Säulen, Bänder und Stand« genau untersuchen" müssen, und der Glöckner hatte „die Kirche wegen der Diakonatsprobe außerordentlich zu säubern", und als er am 12. Oktober 1787 seine Antrittspredigt hielt, war das Gottes haus gefüllt bis zur letzten Bank. Die Bande zu seiner Gemeinde sollten bald enger und herzlicher noch geknüpft werden. Schon wenige Monate später Holle er die Tochter des Magisters Bielitz vom nahen Langenwolmsdorf heim. Sieben Kinder hat sie ihm in der 23 Jahre langen Ehe geboren, die der Tod im Frühling des Jahres 1811 mit rauher Hand zerriß. Zwei Jahre darauf vermählte er sich mit der Witwe des Daubitzer Pfarrers Brahtz in Bautzen. Fünf Jahre nur sollte er noch an ihrer Seite verleben, am 23. April 1818 starb er unerwartet „nach gering erscheinender Kränklichkeit" am Schlagfluß. Er hatte ein Alter von nur SS Jah ren erreicht. Auf dem Friedhof in Neustadt liegt er an der Seite seiner ersten Frau begraben. Seine Gemeinde hat die Grabstätte ihres „unvergeßlichen Lehrers und Freundes" erhallen bis auf Len heutigen Tag und damit das Wort erfüllt, das sein Grabstein trägt: „Gedenket Eurer Lehrer, die Euch das Wort Gottes gelehrt haben, welcher Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach!" Wie viele sind seinem Beispiel nachgefolgt! Der große Strom der Wanderer, der sich alljährlich in die Täler der Sächsischen Schweiz ergießt, die Tausende derer, die während des Sommers hier Freude und Erholung finden: sie alle wandeln auf seinen Spuren. Und alle die, die gerade heute wieder in Wort und Schrift auf die Schönheiten dieses Teiles unseres Vaterlandes Hinweisen, sie tun nichts anderes, als was Götzinger vor nunmehr 150 Jahren ihnen vorgemacht hat Er hat als einer der ersten das Lob der Sandsteinberge und Felsengründe gesungen. Denn damals wan derte man noch nicht so viel wie heute. Das Elbsandsteingebirge ' war ein in weiten Kreisen fast noch unbekänntes, ein noch täwi Liesen Reichtum darstellen könnte?" fragt er. Mo die Feder, die das auszudrücken vermöchte, was nur ersehen und gefühlt sein will? Wo der Dichter, der Wendungen, Bilder und Worte finden könnte, um die Prachtschönheit der Würdigung genug zu schildern?" Der Maler ist gekommen. Ludwig Richter hat bald nach ihm da», was er mit der Feder gezeichnet, mit'dem Pinsel geschildert. Der Dichter aber ist er selbst, er, der in Be scheidenheit über sich hinweg nach dem Dichter ruft. Seine Schrif ten sind ein Niederschlag der Schönheit, die er draußen gesunde«. Ob sie gleich alles da» enthalten, was für Reiseführer und Ge schichtsbücher, Chroniken und Wanderheste unerläßlich ist, sind sie doch mit dichterischem Auge geschrieben. Trotzdem über IM Jam« fett seinem Tode dahiagegangen sind, scheint si ) nicht Zett gefunden zu haben, gerade die Diüseitigk tanne» zu erkennen. Seine Sprach« ist getragen von Emp ¬ finden und künstlerischer Gestaltungskraft. Er verstanden, Natur »nd Leben la Einklang zu bringen, und er will, daß auch andere dieser Harmonie teilhaftig werde« „Die Anhänglichkeit an die Schönheiten der Natur hat so viel reuelöst Freuden über mein Leben verbreitet, so viel Aufheiterung und Erquickung in mein ost gebeugte» Herz ge- gosfen, hat so ost mich mit dem schönen Wohnplatz der Erd« wirder zufrieden gemacht, wenn Menschen mir ihn verbitterten, hat so viel Bekanntschaft mit drn Edelsten und Besten unsere« Ges mir verfchafst und selbst zur Bildung meine» Seifte» und so all der Herrttchkett zu preisen. Den» im Anschcmn der Grö und Er habenheit der Natur wird er immer auch zu dem geführt, der sie geschaffen hat. Er wird nicht müde, ihre Wunder zu preisen, und wo ihn sein Gefühl überwältigt, das Mngt sein« Sprache aus in einem Preis des Höchsten. „Trotzend dem Strom« der Z«it und d«r Gewalt der Machthaber, beschämt e» euch all«, ihr grobschei nenden Erbauer von Prachtwerken. Allein groß ist Gott! Er kenne dich und ihn! Staune und bet« ani" Und «ndllch: „Rie derfallen «nd anbeten! Da» nur ist hier die Stimmung jeder reinen Seele. Hier wird sie ihre hohe Würde und edle Beskin- mung gewiß innig fühlen, wenn die hier ousgebreiteten Schönhei ten der Natur ihr von jeder Stelle zurufen: Du Mensch, du bist der einzige auf dieser Erde, der mich fühlen und bewundern um» durch mich sich zum gemeinsamen Urheber mit «lnem reinen Ge fühl emporschwingen kann. Nirgends muß der Gebeugt« sich er heiterter als in diesem Anblick fühlen, wenn er den Gedanken in ihm weckt: Der so herrlich und schön da« Land deiner Wallfahrt ausschmückte, der hat auch deinen Pilgerweg dir gewiß mtt Wels- hett und Güte vorgezeichnet." Das ist der stamme Künder der Natur, der in unverbrüchlicher Liebe zu den Geschöpfen bekennt: „Freunde der Natur — ihr «erdet auch Freunde ihre» Urheber» und eurer Brüder sein." L S.