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englischen Anträge» al» ein ausgesprochener Sieg der englischen Äusserung über die sromiHsche Lufgesaht. England ha» e« nun- mehr erreich», das, einerseits Marinesragen in einem Komitee von Sachverständigen beraten werden und das, andererseits nach den Vorarbeiten der Unterkommtssion bei den künftige nAbritstungsver- handlungen die einzelnen militärischen Wasscnkategorlen der Län der miteinander verglichen werden und nicht die gesamten militäri- schen Kräfte de» Lande». Kriand gescheitert. Varl», 18. Juni. (T.-Il!) Die Bemühungen Brian'os zur Kabinettsbildung sind gescheitert. Briand hat den gan zen Vormittag hindurch ununterbrochen mit Poincarö und Herriot verhandelt. Die Aussprache init dem Kammerprä sidenten, die über 3 Stunden, bis ^2 Uhr dauerte, hat einen besonders dramatischen Verlauf genommen. Tros; dringend ster Vorstellungen ist es Briand nicht gelungen, Herriot umzustiinmen. Herriot hat sich definitiv geweigert, in das neue Kabinett einzutrcten. Briand sagte den Journalisten, «r werde dem Präsidenten der Republik um 2'/, Uhr seine Mntwort geben. „Sie sind scharfsinnig genug, um Sie zu er raten. — Kerriot mit der Kabinettsbildung beauftragt. Paris, 18. Juni. (Drahtb.) Briand hat dem Präsiden ten der Republik um 3 Uhr nachmittags offiziell das Schei tern der Bemühungen mitgcteilt. Um 4,30 Uhr nachmittags erklärte Herriot beim'Verlassen des Elyscs, daß er den Auf trag zur Kabinettsbildung erhalten und angenommen habe. "Herriot nahm sofort Besprechungen mit Sarraut, Malvy ^und Chautomps auf und begab sich dann zum Präsidenten des Senats. Nach Blättermeldungcn soll Herriot bereits Äne.Ministerliste fertig haben. Wufanrnrentritt der Kergarbeiter- G„ internationale. ^ir^London, 18.'Juni. (Drahtb.) Am kommenden Mittwoch LrjttLn ^London der Vollzugsausschuß der internationalen BSerga'rbeitergewerkschaft zusammen, um sich mit der Lage Des englischen Bergbaues zu beschäftigen. Auf der Tages ordnung steht auch die Frage, welche Maßnahmen für die Verhinderung der Einfuhr ausländischer Kohle getroffen werden sollen. Berlin, 19, Juni. Wie die Morgcnblättcr aus Lon don melden, konnte zum- erstenmal seit dem Beginn des ^Streikes der Bergarbeiterverband von Lancashirc die ^Streikunterstützung an seine 80 000 Mitglieder nichtmchr Hahlen. - ' " ' Ein rumänisch-polnisches Kündnis. Die Konferenz von Vled. Bed, 18. Juni. Die Sensation des gestrigen Tages war die Erklärung des rumänischen Außenministers, daß Rumä «ien ein Bündnis mit Polen abgeschlossen habe. Die Mit teilung erregt in diplomatischen Kreisen das größte Aufsehen. Die Vertreter Jugoslawiens und der Tschecho slowakei erklärten bei der Konferenz, daß diese Tatsache einen völli gen Umfloß der Grundbedingungen der kleinen Entente be deiüe. Die Tschecho slowakei und Jugoslawien seien darü ber einig, daß sie niemals einen Vertrag eingehen könnten, der sich in irgendeiner Weise gegen Rußland richte. In der nlssischen Frage müßten sich Jugoslawien und die Tschecho slowakei freie Hand Vorbehalten. Die Konferenz wurde -heute vormittags 10 Uhr fortgesetzt und soll bereits heute zum Abschluß kommen. Bled, 18. Juni. Neber die bisherigen Verhandlungen in Bled wird folgendes Kommunique veröffentlicht: Die Konferenzvertrctcr der Kleineft Entente haben bei der allge meinen Ueberprüsung der internationalen politischen Lage die vollständige Ucbcreinstimmung der Gesichtspunkte der Vertreter der Länder der Kleinen Entente sestgestcllt. Gestern wurden alle Fragen der Tagesordnung im einzelnen über- prüft, besonders die Beziehungen jedes Staates der Kleinen Entente zu seinen Nachbarn. In der Nachmittagssitzung wurde die Ratifikationsurkunde der am 13. Juni erneuten Dcfensivverträge zwischen Rumänien und der Tschecho-Slo- wakci und zwischen Rumänien und Südslawien ausge tauscht. Auch die russische Frage wird aufgerollt. Der deutsch-russische Vertrag wird in diesem Zusammenhänge ein gehend besprochen werden. 2V. Uervandslag des Deutschnat. Kandlungsgehilfenverbarrdes. München, 18. Juni. (Drahlb.s Heute vormittag wurde iw Bürgerbriiukcllcr der 20. ordentliche Verbandstag des Deutsch nationalen Handlungsgchilfenvcrbandcs durch den Verbandsvor- stchcr B c ch l y eröiinct. Der Vcrwaliungsbericht wurde vor der Erörterung Zür Kenntnis genommen. Die nusscheidcndcn Vcrwal- tungsmitglicder wurden wiedcrgewählt. Ncrbandsvorsn-cndcr Bcchli; ergriis hieran! das Wort zu einer großen Rede über die Stellung des D. H. V zu den poli tischen (n e g c n w a r t s p r o b l c in c n , über seine Wege und Ziele. Er ging von der Feststellung ans, daß der Verband alle politischen Probleme der vergangenen Zeit glanzend überstanden hatte. Die Ziele des Verbandes decken sich weder mit denen der Rechts- noch der L i n k s p a r t c i c n. Es handele sich sür den Verband darum, sich in den Parteien durch geschickte Vertreter durchznseßcn. Der D. V. V. habe keine andere Auigabc gegenüber den Parteien, als seine Ziele zu erreichen. Dabei müsse die Tal lache berücksichtigt werden, daß ohne das Zentrum heute we der nach rechts noch nach links eine Mehrheit im Parlament zu er zielen sei. Der Bestand des Zentrums als Mittclparlei sei sür die Kansmannsgehilsen eine Notwendigkeit und cs wäre zn bedauern, wenn diese Partei weiter nach links sich verschieben würde. Die Arbeitnehmer haben st«atspolitisch die Ausgabe, den Alant so zu gestalten, daß sie Mitträgcr des Staates und der Wirtschaft sind. Die Vorausseßnngen dazu, die in erster Linie in einer blühenden Wirtschast und der staatlichen Freiheit liegen, können bei der staats politischen Haltung, die die Sozialdemokratie heute cinnimmt, von dieser nicht geschossen werden. Eine blühende Wirtschast verlangt einen starken und machtvollen Staat. Die Arbeitnehmer müßten es in die Welt hinausschrcicn, hgß unsere Kindeskindcr noch unter den T r i b u t l a st e n des DgwcKplancs werden hungern müssen. Die Knechtschaft werde wie enden, wenn das deutsche Volt nicht den Willen zur Freiheit, zur Macht und zur Wehrhaftigkeit wieder finde. Die Arbeitnehmer würden es merken, daß sie es sind, die ihre Haut zu Markte tragen, wenn der Rcparationsagcnt erst einmal in die deutsche Sozialgesetzgebung eiNgreifr. Deshalb inüß. tcn die deutschen Arbeitnehmer eine Staatspolitik treiben, die den Freiheits- und Machtvollen des deutschen Volkes wieder wecken und den Zeitpunkt obwarlen, in dein wir die Freiheit wieder erringen könnten. Der D. H. V. wolle den Machtstaat, der uns nur nach außen hin Freiheit,,nach innen Knechtschgft brtzge. Wir «ollen nicht den alten PrivileHlenstaat ükd äuH nicht elistkFMWtdfsstibkra- tje. In der die Masse oder das Kapital herrscht, sondern wir wollen den nationalen Volksstaak. Wir müssen die Rechtsparteien in die Regierung wünschen, weil nur so die Kräfte/die den alten Staat wollen, sür den Ausbau des neuen Staates nutzbar gemacht werden können. Der Verband bleibt also parteipolitisch neutral, muß da her von Fall zu Fall politischen Einfluß ausüben. Zur Frage der Stellungnahme zu den Verbänden erklärte Bechly, bei den schwarz-wciß-roten Verbänden muß anerkannt werden die Pflege des Wehrgcdankens und die Ausnahme dller Volksgenossen. Wir verurteilen aber den Klcingcist der Unduld samkeit. Wir bedauern, daß die Vereinigten Vaterländischen Ver bände und der Stahlhelm sich sür die Werksgemeinschaft cinscßcn, für die die Arbeitnehmer kein Verständnis haben und die nicht wahrhaft national ist. Im Jungdo beachten wir ernstes Ringen um das Ablchnen kapitalistischen Einflusses. Wir warten jede Ent wicklung wohlwollend ab. In der Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold sehen wir die Tatsache, daß drei Millionen Menschen in Disziplin erzogen werden. Die geistige Haltung der Millionen Arbeitnehmer kam, nicht in kurzer Zeit geändert wer den. Das Eintrctcii des Reichsbanners Schwnrz-Rot-Gold für den Staat, vorerst in timen Kampf um die Republik gekleidet, ist we sentlich gegenüber der vaterlandslosen Haltung der alten Sozial demokratie. Heute herrscht natürlich im Reichsbanner noch Klassen kampf und Internationalisierung und wir müssen die Entwicklung im Reichsbanner nbwartcn. Wir im D. H. V. ringen um die Er kenntnis des nach oben führenden Weges, um die Erziehung des Führcrtums, um die Freimachung vom Schlagwort. Uns beherrscht der Wille zur Macht, zur Erreichung des einen Zieles: Die Größe unserer Stellung and das Heil unseres Volkes! Hierauf nahm der Vcrbandstag einstimmig unter großem Bei fall den Antrag der Verwaltung auf Einführung einer Altersver sicherung an. Die übrigen Gegenstände der Tagesordnung behan delten interne Verbandsangelegenhcitcn. Kleine politische Meldungen. Line Lösung des Lcssingkonfliktes in Hannover. Der Kanslikt an der Technischen Hochschule in Hannover hat durch die Initiative des Rektors der Technischen Hochschule in Hannover, des Rektors der Universität Halle, des Vorsitzenden des Verbandes deutscher Hochschulen, des ikt-eichstagsabgcordnetcn Dr. Kahl, sowie einiger anderer führender Persönlichkeiten eine Lösung gesunden. Professor Lessing bleibt das uncntziehbarc Recht der voni-r loxoncki gewahrt. Er wird die für den Sommer angekündigtcn Vorlesungen zu Ende führen und hasst in dicscrZeit kcincStörungen durch die Studenten zu erfahren; seine Vorlesungen wird er aber mit Abschluß des Se mesters sür immer cinstellen, dafür wird er vom Minister einen dauernden Forschungsauftrag erhalten. Die cingclcitcten Diszipli narverfahren gegen die schuldigen Studenten werden fortgcführt. Die Leiter der Protestbewegung stellen sich der akademischen Be hörde zur Verfügung. Eine Verschwörung gegen Rkustapha Kemal. Kurz vor der heutigen Ankunft des türkischen Staatspräsidenten Mustapha Kemal Pascha in Smyrna wurde von der politi schen Polizei eine Verschwörung gegen das türkische Staats oberhaupt aufgedeckt. Unter den Verhafteten befinden sich angesehene Männer des öffentlichen Lebens, darunter ein früherer Abgeordneter. Die Polizei beschlagnahmte ein Lager von Bomben und Waffen. Drolpreiscrhöhung in Frankreich. Der Brotprcis wird vom 20. Juni ab von 2,25 Franken auf 2,30 Franken er höht werden. Man kündigt eine weitere Verteuerung für den 15. Juli an. Ein Teil der Presse protestiert gegen diese fortgesetzten Zuschläge, die als ein Skandal bezeichnet werden. Rückkehr der deutschen Hochseeflotte. Die deutsche Hochseeflotte ist am Freitag in ihre Heimathäfen zurückge kehrt und zwar die Linienschiffe Hessen und Elsaß und der Kreuzer Nymphe nach Kiel, die übrigen Schiffe nach Wil helmshaven. Mann ist das Ergebnis des Volks begehrens ?u erwarten? Berlin, 18. Juni. (W. T. B.) Die vorläufigen Ergeb nisse des Volksentscheids dürften nach zuverlässigen. Mittei lungen an die Presse am Sonntag abend vermutlich von s.!>11 Uhr ab cinlaufen und bis spätestens 1 Uhr abgeschlossen sein. Am Montag werden dam noch Berichtigungen ent lausen, so daß am Dienstag das vorläufige Endergebnis be- kanntgegcben werden kann. Nun tritt das Wahlprüfungsverfahren ein, dessen Ar beit mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen wird, denn wir haben 68 000 Stimmbezirke. Die Prüfung wird darum schmierig werden, weil an einzelnen Stellen Parolen aus gegeben worden sind, keine oder zerrissene oder unbe schriebene Zettel in die Umschläge zu stecken. Mitte August tritt das Wahlprüfungsgericht zusammen. In ihm sind die großen Reichstagsfraktionen vertreten Sozialdemokraten (Dittmann), Deutschnationale (Lohmann), Deutsche Volks partei (Kahl), Kommunisten (Torgler), Zentrum (Schulte, bisher Vorsitzender), Demokraten (Brodaus) und vier Reichs- gcrichtsrätc. Das endgültige Resultat wird vom Reichsmini- stcr des Innern im „Rcichsanzeiger" bekanntgegebcn. Die Kosten für Volksbegehren -und Volksentscheid trägt das Reich, auch den Gemeinden werden von ihren Auslagen vier Fünftel erstattet. Vom Reichstag sind vorläufig dafür 3,7 Millionen Mark angefordert und bewilligt. Neues aus aller Welt. Hochwasser in Schlesien. Ein neuer Dammbruch an der Reiße. Berlin, 19. Juni. (Drahtb.) Wie die Blätter berichten, hat das Hochwasser der Neiße im Landkreise Guben gewal tigen Schaden angerichtct. Mehrere Ortschaften sind von jedem Verkehr abgeschnittcn. Bei dein Dorfe Strcga ist gestern der Damm der Neiße gebrochen. Infolgedessen mußte dos Dorf Pohscn geräumt werden. Pioniere wurden einge setzt. Auch nach' Aickanicttcnruh wurde Reichswehr aus Fransurt a .d. Oder beordert. Forst i. d. Lausitz, 18. Juni. Sowohl die Neiße als der durcb die Stadt fließende Mühlgraben sind gestern über die User getreten. In der Nacht zum Freitag entstand durch einen Dammbruch bei Koync Hochwassergefahr sür die Stadt. Die Gärten und Straßes! stehen bis weit in das Stadtinnere unter Wasjer. Die Einwohnerschaft wurde nachts durch Fcucrsignalc ousgcsordcrt, die Kellerwohnungen und die niedrig gelegenen Wohnungen zu räumen. Inzwischen wurde ein leichtes Fallen des Wassers festgcstellt. kottbus, 19. Juni. Infolge des Hochwassers ist der Damm aus hem Wege nach Branitz über den Wcrnersteg ge brochen. Seit vier Uhr nachts arbeitet die Feuerwehr von Kottbus an der Ausbesserung. Anlagen des Kotlbuser Sta- dions/ind,übe^chwemmt. Hochwasserschäden lm vdergebiet. Ratibor. 18. Juni. Das Hochwasser der Oder und ihre, Nebenflüsse chat großen Schaden angcrichtet. Ein erheblicher Teil der Getreide-, Kartoffel- und Hartfruchternte ist vernich- tet. Es macht sich allgemein großer Futtermittelmangcl be merkbar. Besonders heimgesucht wurde die Gemeinde Kra- nowitz, die seit 50 Jayrcn kein Hochwasser mehr erlebt hat. Das Wasser, das in 20 Minuten um 4 Meter stieg, drang in die Wohnungen der niedriger gelegenen Häuser ein. Un- tcrhalb Ratibor stehen 7 Gemeinden unter Wasser. Das Wasser fällt jetzt langsam. Das Absluten wird aber durch wiederholte neue schlagartig niedergehende iRegenfälle stark aufgchalten. — Mutter und Kind vom Blitz gelöket. Nach einer Blättermeldung aus Augsburg schlug in Hötchencck bei Scharding der Blitz in das Haus eines Hofbesitzers ein. Die 46 Jahre alte Frau Therese Schütz und ihr 4jährigcs Töch terchen, die sich in dem Hause zu Besuch befanden, wurden vom Blitz getroffen. Sic konnten nur noch sterbend aus dem in Flammen ausgehenden Hause geborgen werden. — Das siebente Todesopfer des Dortmunder Mordes. Aus Dortmund wird noch gemeldet: Die Ehefrau Mi- licki, von dem Mörder Maschkowski schwer verletzt wurde, ist im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. — Ein Reichswehrsoldat in Trier festgenommen. In das Militärgefängnis in Trier wurde der Reichswehrsoldat Scheer aus Flensburg cingeliefert, der sich ohne Erlaubnis der Besatzungsbehörden bei seinen Verwandten in Ditburg aufgehalten hatte und dort von französischen Gendarmen festgcnommen worden war. — Sechs Jahre Zuchthaus sür den Fassadenkletterer. Das Schwurgericht verurteilte gestern in Berlin den Fassa denkletterer Kaßncr, der durch ein Fenster des 1. Stocks des Hotels Kaiser cingcdrungcn war, und von dem Hotel gast Hollinger zum Fenster hinausgcworfen worden war, wegen versuchten Totschlags und versuchten schweren Rau bes zu 6 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Stel lung unter Polizeiaufsicht. «WM Unsere Mitarbeiter in ben'Landgemeindcn'ersuchen wir, uns das Ergebnis des Volksentscheids in ihrem Orte sofort nach Feststellung (die Abstimmung ist überall um 5 Uhr nachmittags beendet) durch Fernsprecher Nr. 444 oder 445 mitzuteilen. Wir bitten um Mitteilung der gültigen Ja-Stimmen, der Neinstimmen, der Zahl der ungültigen Zettel und der Anzahl der Eintragun gen in die Listen für das Volksbegehren, die am 17. März ab geschlossen wurden. Aus der ?OVerMufitz. , Bischofswerda,'19. Juni. Sonntätzsgedanken für den 3. Sonntag nach Trinitatis, 20. 6. 1926. Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt sür euch! 1. Petr. 5, 7. Fahles Gespenst wandert über die Erde. Sein Name ist Sorge. Industrie, Handel und Gewerbe liegen darnieder. Arbeitgeber und Arbeitnehmer tragen eine schwere Sorgen last. Wetterkatastrophen schrecken die Menschheit. Dos nasse Erdreich vermag nicht mehr aufzunehmen, was den Schleusen des Himmels entströmt. Wasserfluten gefährden die schönen Hoffnungen auf eine gute Ernte, haben sic man cherorts bereits zunichte gemacht. Der Landmann ist erfüllt von banger Sorge vor einer Mißernte. Nicht minder schwer ist die Sorge im Staatsleben. Noch immer kein Friede innen wie außen. Und in den Einzelfamilien: wer zählt die Menge der täglichen kleinen und großen Sorgen? Berge hoch türmen sie sich auf, und nichts vermag uns darüber hinwcgzutäuschen, auch nicht der Umstand, daß unser Volk allwöchentlich Feste über Feste feiert und ein Gebaren zur Schau trägt, als ob wir noch im Wohlstände der Vorkriegs zeit lebten. Die Sorgen sind und bleiben da. Da ruft nun Gottes Wort uns zu: Alle eure Sorge werfet weg! Laßt dieses Erdensorgen fahren! Im Grunde sieht auch jeder ein, daß das Sorgen un nütz ist. Man bekommt graue Haare davon und schlaflose Nächte; man wird müde und verdrießlich darüber, und ge bessert ist mit alledem doch nichts. Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit. Aber warum läßt denn keiner das Sorgen? Weil cs so viel am rechten Glauben und am Gottvertrauen fehlt. Weil wir mißtrauisch sind gegen Gottes Verheißungen. Weil mir uns einbilden, wir wüßten alles besser als Gott. Weil wir lieber Trotz und Verzagtheit in unserem Herzen Raum gewähren. Wir müßten ja sonst mit unserer natür lichen Anlage brechen, und das tut kein Mensch von selber. Darum frißt der Sorgcngeist immer weiter um sich und ver giftet Herz und Haus und zerstört Frieden und Gesundheit. Wir wollen doch dem entfliehen und hinfliehen zu dem wahren Helfer. Wozu habe» wir denn einen Heiland, ipsnn wir ihn nicht benutzen wollen? Wozu haben wir denn einen Gott, wenn wir nicht vertrauen wollen seiner Weisheit und Güte, seiner Allmacht und Treue? Er sorgt für seine ganze Schöpfung, also auch sür uns. „Es kann mir nichts ge schehen, als was Gott hat ersehen und was mir heilsam ist." „Gott ist und bleibt getreu!" Alle eure Sorge werfet auf Ihn! Zum Wersen gehört Kraft, Schwungkraft des Glaubens und des Gebets. So werfet eure Anliegen auf den Herrn, bis sie auf seinem Gottcshcrzcn liegen bleiben! Aber dann laßt sic auch da liegen! Es gibt Menschen, die werfen mit der einen Hand ihre Sorgen auf Gott, und mit der anderen Hand nehmen sic sie wieder zurück auf ihre Schultern und schleppen sich damit weiter und tragen sich schließlich tot daran. So soll cs nicht sein. Man muß dem Herrn auch etwas zutrauen. Der unsere Sündenlast getragen hat, der sollte unsere Sorgenlast nicht tragen können oder tragen wollen? O ihr Kleingläubigen! Warum so furchtsam? Warum so sorgenvoll? Die Wassermassen im Meer sind groß und brausen mächtiglich; der Herr aber ist noch größer in der Höhe. Malm 93, 4 - .. Br.4Ak.