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Sorgenkinder. Von Dr. Martin Ulbrich. Direktor der Pfeisfer'schen Anstalten. Es wird heute so viel geklagt über Kinder, die den Eltern Mühe und Verdruß bereiten und nicht ihre Hoffnungen er füllen. Die einen mögen nicht gedeihen, bleiben zuruck und zeigen sich kraftlos und kränklich, die anderen leben ihnen nicht zur Freude, verursachen Kummer und Not und machen ihnen das Leben schwer. Wer ein paar Jahrzehnts zurück denkt, meint, daß es in diesem Maße früher nicht so gewesen sei. Und er hat nicht unrecht: denn die Kindernöte wachsen in der Tat in beängstigendem Umfange. Das beweist ein mal die Ueberfüllung der charitativen Anstalten mit elenden kleinen Wesen, dann die steigende Kriminalität der Jugend lichen. Das sind große Sorgen, auf deren Minderung man sinnen muß. Und man kann sie mindern, wenn man daran denkt, daß ein großer Teil davon verschuldet ist, und zwar durch die Eltern, deren herabgesetzte Tüchtigkeit sehr zu be klagen ist. Schon die Art, wie viele Ehen entstehen, ist rin großer Schaden. Seit dem Jahre 1875 haben wir die Er laubnis der blutsverwandten Ehe, die nahe Verwandte zu ihrem Unglück zusa-nmenführt. Ist es doch Erfahrung, daß in solchen Ehen sich die Mängel nicht nur wiederholen, son dern multiplizieren und potenzieren. Ihr wird es verdankt, daß alte Adelsgeschlechter und kräftige Bauernsamilien ent arten und zuletzt aussterben. Ein weiterer Schaden ist das unselige Verhältniswesen, das junge unreife Leute vereint, nicht aus edleren Motiven, sondern um des sexuellen Genus ses willen. Und wenn hernach der Staat solche Verhältnisse standesamtlich abstcmpelt, so werden daraus noch lange keine sittlichen Bündnisse, in denen frohe und glückliche Kinder ge deihen. Sie sind vielmehr lästige Nebenprodukte, die man mit in den Kauf nimmt, weil man sie nicht vermeiden kann. Hier ist Pflege und Erziehung nahezu nichts wert, weil Liebe und Gewissenhaftigkeit fehlen. Weiter kommen in Frage die unharmonischen Ehen, die durch Heiratsvermittler, geschäft liche Interessen oder Kuppelei nach allzu kurzer Frist ge schlossen worden sind, so daß jede rechtzeitige und gewissen hafte Prüfung für das Geeignetsein fehlt. Werden hier Kin der geboren, so gescheht es nicht selten, daß in ihnen sich schlechte körperliche oder seelische Eigenschaften der Eltern zu ihrem Unglück mischen, ähnlich wie Chemikalien, die getrennt harmlos, in ihrer Verbindung aber Explosivstoffe ergeben, die, in Bewegung gebracht, sich unheilvoll auswirken. Furcht bar rächt sich in solchen Ehen an Eltern und Kindern das Mißachten der ernsten Schillermahnung: Drum prüfe, was sich ewig bindet! Wo den Eltern der sittliche Ernst für die hohe Bedeutung der Ehe fehlt, nimmt zuweilen schon die Hochzcitsfeier ein bedenkliches Gepräge an. In eine Alko- holorgic ausartend, schafft sie die Grundlagen für ein erstes, meist mikrocephales und schwachsinniges Kind, welches das unselige Zeichen der sogenannten Hochzeitskinder trägt, die niemals irgend welchen Lebenswert gewinnen. Weiteres Unheil richtet die Kinderpflege unerfahrener Mütter an, die, außerstande, die kleinen Schreihälse zu be ruhigen, zu dem schädlichen Lutscher oder Nuckel greifen, der zu den größten Feinden der Kinderwelt gehört. Einmal ist er, weil schlecht zu reinigen, der Träger der schlimmsten In fektionen, wie der Tuberkulose, von Magen- und Darmleiden rind anderen Krankheiten. Sodann stimuliert sein langer Gebrauch den Scxualapparat und verfrüht seine Reife, so daß Lutschknaben meist in heimliche Sünde verfallen, wäh rend Lutschmädchen dirnenhaft werden. In Frankreich ist es dein greisen Dr. Pinard durch Vorlegen erdrückenden Mate rials gelungen, ein Gesetz herbeizuführen, das den Gebrauch und die Herstellung dieses Kinderfeindes unter schwere Strafe stellt. Man hofft, auf diesem Wege etwa 30 000 gefährdeten Kindern die Gesundheit zu erhalten. Wo der Säugling nicht zu seinem Recht kommt, findet es das Heranwachsende Kind noch viel weniger. Die Untüchtig- kcit vieler Mütter hat dem Verbrauch van Konserven weiten Eingang verschafft. Mögen sie den Erwachsenen nützen, deren Körperbau vollendet ist, so werden sie für die stark wachsen den kleinen Kinder wegen ihrer Vitaminarmut geradezu katastrophal. Während man z. B. aus einem Liter milde ge wärmter Kuhmilch acht Kindermahlzeiten bereiten kann, hat ein Liter «inständig sterilisierter Konservenmilch kaum noch den Wert einer einzigen. Dasselbe gilt von Gemüsekonserven, hart gekochten Eiern, Brühwürstchen usw. So ist es denn kein Wunder, wenn die durch Konserven ernährten Kinder trotz reichlicher Nahrungszufuhr blaß und elend aussehen und nicht gedeihen wollen. Es ist ein grausamer, aber wah rer Witz, wenn von einem Oheim erzählt wird, daß er seiner modernen Nichte zur Hochzeit eine ganze Kücheneinrichtung geschockt habe, nämlich einen Dosenöffner und einen Gas kocher. Und an solche Irrtümer schließt sich eine lange Reihe von Erziehungsfehlern und Sünden. Selber schlecht erzogen, verstehen solche Eltern die höchste und wichtigste Kunst nicht, und so lösen sich die Kinder, kaum halb erwachsen, vom Elternhaus«, das ihnen nicht von dem kostbaren Elternsegen bietet, und sic treiben auf dem wilden Meere der Zeit, so daß cs uns nicht wunder nehmen darf, wenn so viele von ihnen frühzeitig als brüchige Wracks an irgend einem wüsten Ufer stranden. Wollen wir oie Solgeucmoer vermindern, dann müssen die Väter und Mütter wieder die Elternsorge lernen, die in den Kindern die kostbarsten Güter der Che sieht und hütet und keine Pfuscherei treibt, sondern sich lehren und leiten läßt von bewährter Erziehungsweisheit, die mit offenen Augen die großen Gefahren des Lebens kennt und mit siche rer Hand die Abwehrwaffen wählt und zurüstet. Soll unser Nachmucl)s gedeihen, dann muß vor allem die deutsche Fami lie wieder gebaut werden auf fester Grundlage, aus erprob ten Steinen. Der christlich-deutsche Geist muß wieder zu sei nem Reästc kommen. Dann werden statt der Sorgenkinder Se-g«rskindcr cmfwochsen, ein tüchtiges Geschlecht an Leib und Geste, dos Volk und Vaterland baut und das kostbare DSbrrerbe wahrt und mehrt für eine neue bessere Zeit, die unserem Volke die Stellung wiedergibt, die es nach Art und Geschichte unter den Völkern der Erde einzunehmen seit 'M»» der b««chttqt ip. Gestirnte Nacht, Ls sang die Nacht. Der Simmel klang. Die Sterne tanzten Fackelreigen. Der rote Mond hing tief und bang An langen dünnen Weidenzwelgen. Ich griff in lleberfchwang und Wahn Hinauf in Nacht und Sternenmeere. Ich riß aus Aetherblau und Lahn Lin Bündel weißer Slrahlenspeere. Ins Herz stieß ich die Lichlerfluk. Das letzte Dunkel zu erhellen. Seitdem flieht durch mein schweres Blut Der Glanz der Nacht in Silberwellen. Heinzludwig Raymann. „Unsee Kind ißt schlecht". Von Dr. med. G Zickgraf - Bremerhaven. Keine Klage hört der Arzt in seiner Sprechstunde von besorgten Müttern mehr als diese. Liegen Krankheitszu stände vor, so erklärt sich ja der Äppetitmangel aus der be stehenden Krankheit. Häufig genug wird aber der Arzt beim besten Willen keine eigentliche Krankheit entdecken können und mit einem Rezept die Mutter zu beruhigen suchen. In den wenigsten Fällen allerdings wird irgendein Erfolg von dem angeratenen Mittel eintreten. Das appetitlose Kind ist nämlich weniger ein Gegenstand der ärztlichen Fürsorge, als der einer erzieherischen. Ma mal kommt es vor, daß die betreffenden Kinder nur einer geregelten Nahrungsaufnahme entwöhnt sind oder noch nicht daran gewöhnt waren. Oft essen solche Kinder, falls sie schon groß genug dazu sind, heimlich zwischen den Mahlzeiten irgend etwas, sie naschen also. Ebenso kommt es vor, daß die überängstliche Mutter, nachdem das Kind stundenlang vor seinem Teller gesessen und, statt zu essen, verwöhnt in den Speisen herumgestochert hat, demselben später doch irgend etwas anderes zu essen gibt und so schuld daran wird, daß das Kind zur nächsten Mahlzeit wieder keinen Appetit hat. In solchen Fällen Hilst kein Medikament. Nur zielbewusste Erziehung. Es schadet gar nichts, wenn ein Kind mal eine Mahlzeit überschlägt, man gebe aber in der Zwischenzeit dem Kind keinerlei Nahrung, keinen Leckerbissen. Insbeson dere kein Naschwerk, Zucker oder Schokolade. Der Zucker und die Süßigkeiten haben einen überaus großen Sätti gungswert, so daß ein Stückchen Schokolade, ein Bonbon, zur Unzeit gegeben, den Appetit für die nächste Mahlzeit ver schwinden läßt. Dielfach handelt es sich um einzige Kinder, bei denen über Appetitlosigkeit geklagt wird. Meist sind diese Kinder der Mittelpunkt des Haushalts und aller Gedanken der Fa milie. Bei genauem Nachforschen entdeckt man dann häufig, daß derartig« Kinder in der frühen Jugend, als sie noch ge füttert wurden, planlos überernährt und übersättigt wurden. Instinktiv lebt in diesen Kindern späterhin noch eine Abnei gung gegen diese Ueberfütterung und auch gegen die betref fenden Speisen. Daher kommt es dann, daß solche Kinder einen Widerwillen gegen Milch und Gemüse haben. Solche Kinder verlangen nach sauren Speisen, Hering, Rettich und sonstigem Absonderlichen. Mit anderen Worten, der Ge schmack dieser Kinder ist verbildet. Hier ist es Aufgabe der Erziehung, die Fehler, die in der ersten Jugend gemacht wurden, wieder zu beheben. Da zu kommt noch, daß derartige Kinder häufig genug frühreif sind. Sie können Gedichtchen aufsagen mit vier bis fünf Jahren, sie produzieren sich vor den stolz blickenden Augen der Mutter und der Verwandtschaft in dieser und jener Hin sicht. Auch hier wird das einzige Kind, das ja immer im Brennpunkt des Interesses der Familie steht, in erster Linie zu nennen sein. Bei der Verziehung solcher Kinder spielen die Großeltern oft genug auch eine verhängnisvolle Rolle. Wenn die Mutter wirklich etwas erziehen will, fällt ihr die Großmutter in die Arme. Ist es ein Wunder, wenn solcbe Kinder bald der Neurasthenie anheimfallen, von der die Appetitlosigkeit und die Verbildung des Geschmacks häufig nur die ersten Zeichen sind? Daß das „nervöse Kind" eine so häufige Erscheinung in unserer Zeit ist, hängt nicht damit zusammen, daß wir über haupt in einer hastigen, nervenerregenden Zeit leben. Die Schuld dieser Erscheinung liegt fast immer in erzieherischen Mängeln. Es ist Aufgabe der Eltern, diese abzustellen, wollen sie ihren Kindern eine frohe Jugend bereiten und sie später wohlvorbereitet ins Leben entlassen. Die Appetitlosigkeit des Kindes ist nur ein Ausschnitt aus den vielen Sympto men, die solche Kinder zeigen. Diese Kinder können häufig mit einem Schlage zu guten Essern werden, wenn sie in eins andere Umgebung versetzt werden, und besonders dann wenn es dann recht einfache Verhältnisse sind, in die sie kom men. Das natürliche Bedürfnis zu essen wie die andern auch, kommt dabei am schnellsten zum Durchbruch. Y Der Doppelselbstmord. Eine heitere Geschichte von Irma Erben-Sedlaczek. Als sie sich nach dem Wintersport beim Fünfuhrtee kennenlernten, sprachen sie von Zarathustra, dem Unter gang des Abendlandes und Bonsels Jndienfahrt. Als sie am anderen Tage zusammen rodelten, naynte er ihr blon des Haar eine goldene Melodie auf dem weißen Grunde der Seelandschaft und ihre Augen nebelgraue Geheimnisse. Und als sie am Abend in der Hotelhalle Shimmy tanzten, da waren ihre Lippen verstummt, und nur die lodernden Blicke und die heißen, zuckenden Hände führten eine eigene Sprach«. Aber diesem jähen Aufstieg folgt« eine rapide Tal fahrt. Alf Röder (er hieß eigentlich mit seinem Taufnamen gut bürgerlich Alfons, aber so konnte man sich doch nicht nennen!) war es plötzlich eingefallen, daß er ja längst, seit Jahren schon gebunden sei. Er hielt sich als „Mann qon Ehre" für verpflichtet, der schlanken Ruth mit den nebel grauen Augen davon Mitteilung zu machen. Jugendliebe — die einzige Tochter seiner Wirtin, er müsse eigentlich sagen: Pflegemutter. — Siebzehnjährig — er war der erste Mann in ihrem Leben gewesen — sie müsse begreifen . . . Ruth begriff und umgab fein Haupt mit der Gloriole des mannhaft für eine Jugendtorheit Büßenden. Vielleicht hätte sie die ganze Angelegenheit weniger ideal aufgefaßt, wenn Alf nicht völlig die Tatsache zu erwähnen vergessen hätte, daß seine präsumtive Schwiegermutter doppelte Haus besitzerin und das einzige Töchterchen ihre alleinige Erbin war. Von diesem realen Wissen unbelastet, nahm Ruth zart schwesterlich die Hand des schmerzerfüllten Gefährten und begann mit hoher, singender Stimme zu sprechen. Einen ganzen Schwall von okkultistisch-theosophisch-spiritistischen Phrasen, wie sie unverdaut und unverstanden in ihrem reichlich überspannten Köpfchen herumgeisterten. Sprach davon, daß Seelen, die einander einmal umfangen in der heiligen Schneeeinsamkeit der Berge, untrennbar verbunden seien, und daß es einen Wandel gäbe auf anderen Sternen, — reiner, beglückender und besser als auf dieser unvollkom menen Erde. Und Alf ließ sich verstricken in das üppig wuchernde Gerank tönender Worte. Er war noch jung. Ein echter „Nachkriegsmann" — weichlich, vertanzt, ver spielt. Wußte nichts vom Wert des Lebens, weil er es ja nie hatte einzusetzen brauchen. Entflammte sich an der Idee des gemeinsamen Sterbens wie an einer neuen Sensation. Aber — es sollte in Schönheit geschehen, wenn Ibsen auch schon überholt war. Nicht zerschmettert vom steilen Absturz sollte man ihre Leichen finden, sondern unentstellt, lächelnd, mit weißen Blüten in der Hand (in Ermangelung von Weinlaub im Haar). Und man wollte in einer fernen, über den Dingen stehenden Klarheit erst einmal besprechen, wie das zu geschehen habe. Denn es ist im Grunde technisch gar nicht einmal so einfach, „in Schönheit zu sterben" . . . Der heutige Tag sollte ihnen noch gehören und dann — morgen — — Es wäre banal gewesen, die Jazzmusik des Fünfuhrtees hineinlärmen zu lassen in die letzten Dinge die ses Lebens. Also war es eine stille, kleine Konditorei, die sie am Spätnachmittag aufsuchten. Aber sie waren sich über die zu wählende Todesart noch ebensowenig einig wie über die Zahl der zu schreibenden Abschiedsbriefe, als ein junges Paar in Sportausrüstung mit fröhlichem „Skiheil!" den Raum betrat. Als sah indigniert auf, um gleich darauf mit einem freudigen Ausruf aufzuspringen. „Ja, Richard, alter Freund, bist Du's wirklich?" Der hübsche, große, breit schultrige Mann schüttelte ihm die Hand und stellte ihn dann der jungen Dame vor, die seine Schwester war. „Gestatten Sie, Fräulein Ruth — Doktor Mayberg!" machte Alf nun seinerseits bekannt. Er sagte aus einem dunklen Gefühl heraus plötzlich „Sie" zu dem Mädchen, dem er soeben noch in den Tod zu folgen gewillt gewesen war. . . Und dann wurde es sehr lebhaft in dem dämmrigen Extrazimmer. Doktor Mayberg, der etwas durchfroren war, ließ Punsch kommen, und der brachte überraschend schnell Stimmung in den kleinen Kreis. Am meisten freilich trug Mayberg selbst dazu bei. Er wußte so originell von Win tersport und -sportlern aller Art zu erzählen, daß keiner sich dem Reiz seiner launigen Schilderung entziehen konnte. Be sonders Alf, leicht beeinflußbar wie alle übersensiblen Natu ren, war wieder ganz im Bann des älteren Kameraden, mit dem er einmal zwei Semester auf einem Technikum zusam men gearbeitet und damals eine über den Tag hinaus gehende Freundschaft geschlossen hatte. Er fand es gar nicht einmal verwunderlich, daß Ruths seltsam glänzende Augen unverwandt an den klugen, sympathischen Zügen des statt lichen Mannes hingen. Es störte ihn ebensowenig, als Maybergs entzüc kende, junge Schwester mit ihm, Alf, ein Gespräch begonnen hatte. „Sprudelnder Waldquell!" dachte er schwärmerisch und sah auf die rosigen, lachenden Lippen, zwischen denen die schneeweißen Zähnchen blitzten. Aber die kleine Wald quelle ließ ihm keine Zeit zu Träumereien. „Sind Sie Tänzer?" fragte sie soeben. Alf's Antlitz leuchtete auf. Er war in seinem Element. „Tänzer? Mehrfacher Preisträ ger bei Turnieren, mein gnädiges Fräulein!" Und beide vertieften sich in die technischen Finessen von Shimmy, Blues und Florida. Mayberg lachte gutmütig. „Nun dachte ich, das kleine Persönchen würde müde sein nach der Skitour. Aber keine Ahnung! Wie ich sie kenne, tanzt sie heute nach bis zum letzten Takt durch." Ruth lächelte ihm versonnen in die Augen. „Vielleicht liegt im Tanz unseres Daseins letzte Deutung verborgen! Gaben doch die Alten nicht nur der Freude, sondern auch dem Schmerze, der Ver zweiflung, der Trauer im Tanze Ausdruck." Mayberg sah sie aufmerksam an. Dumm schien sie nicht zu sein. Ein bißchen überspannt vielleicht — aber war es nicht gerade eine reizvolle Aufgabe für einen Mann seines Schlages, so ein kleines, umhertastendes Seelchen auf den richtigen Weg zu leiten? . . . Man ging vereini ins Hoiei, kleidete sich um und tanzte während des ganzen Abends. Aber weder Alf noch Ruth war es dabei nach „danse macabre" zumute. . . Beim Gutenachtsagen sahen sie sich nicht an. Sie genierten sich. Am nächsten Morgen gingen die-Vier gemeinsam zum Wintersport. Doktor Mayberg mit Ruth, Alf mit Fräulein Mayberg. Und das bildhübsche Persönchen erzählte ihm ganz beiläufig, daß die chemische Fabrik ihres Vaters glän zend ginge, und daß er eigentlich einen Schwiegersohn als Teilhaber ersehne, denn ihr Bruder wolle seine außerge wöhnlichen Kenntnisse gern außer Landes verwerten. Und Alf erwog, daß eine gute Fabrikteilhaberschaft doch bei wei tem rentabler und vor allem greifbarer fei als die Aussicht auf zwei Zinshäuser, deren Besitzerin sich noch in den besten Jahren und bei guter Gesundheit befand . . . Auch Mayberg erzählte der blonden Ruth allerlei von seinen Plänen. Und vom Wunderland« Indien, wohin er Für Frau und Heim