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47 vorgestellten Erdbewegungen aber reichen bis in die Schöpfungszcit herein. Alle im Vereine sind die mächtigen Veranlassungen jenes großen Chaos von Höhen, Tiefen, Formen und Bestandtheilcn, welche wir gegenwärtig an den zugänglichen Theilen der Erdober fläche überall neben einander beobachten können. Um dieses ebenerwähnte Chaos genügend zu erklären, dürfen wir jedoch unseren Maßstab nicht nach jenen Grotten, Höhlen und Klüften nehmen, welche wir gegenwärtig unter der Erde treffen und bewundern. Diese sind nur die letzten Reste oder die Zeugen einer durch Jahrtausende fortgesetzten Ausfüllung der im Innern der Erde durch ihren Abkühlungs-Prozeß entstandenen gewaltigen Bewegung. Die Einstürze der vorhistorischen Zeit müssen größtentheils als Katastrophen betrachtet werden, welche sich gleichzeitig über viele geographische Quadrat-Meilen, ja über Strecken von 50 bis 60 und mehr Meilen Durchmesser, oder Länge und Breite, ansdehnten. Denn nur solche Katastrophen, mit welchen auch hef tige Erschütterungen des feucrflüssigen Erdinneren nothwcndig ver bunden waren, können im Stande gewesen sein, den Bildungen der Erdoberfläche jene Großartigkeit der Conturcn und jene Gleichheit der Formen zu geben, welche wir allgemein bewundern. Wenn aber nur die gewaltigsten Stöße von oben herab ans das feuerflüssige Erdinnere im Staude sind, jene wellenför migen Erschütterungen und Schwingungen der Erdoberfläche zu deuten, durch welche oft ganze Welttheile in Bewegung gesetzt werden*): so vermögen auch nur gleichzeitig sehr umfangreiche Einstürze der Erdoberfläche uns die Erklärung zu geben, wie feuerflüssiger Granit durch mächtige, über demselben befind liche Steinlager an die Oberfläche, oder aber in die Klüfte *) Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 wurde in den Alpen, in Schweden, in Thüringen bis zum baltischen Meere, in den Antillen und in Canada wahrgenommen. Der Quais von Lissabon ver sank spurlos in die Tiefe; bei Cadix hob sich das Meer KO, in den An tillen 22 Fuß über die gewöhnliche Flnth.