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Seitdem herrschte kein Frieden mehr zwischen ihnen. Zum offenen Streit wie an diesem Tage war es jedoch niemals gekommen. Dr. Gräupner indessen fand immer wieder neue Argumente, Freeges Arbeit zu verzögern. Eva räumte den Tisch ab und setzte sich Michael gegenüber. "Also, sprechen wir uns aus", sagte er. "Ja." Eva strich eine Strähne glatt und befestigte sie in ihrem Haarknoten. Traurig dachte sie: Nun wollte ich ihm heute alles sagen, wegen der Versetzung und so. Nun geht es wieder nicht. Er hat seine Sorgen, seine Probleme. Wie schwer manchmal alles ist. "Was hast du nur immer gegen die Genossen?" fragte Eva. Sie be mühte sich, das Gespräch endlich in Gang zu bringen. Michael dachte nach. "Nichts Bestimmtes. Aber ich kann nun mal Leute nicht vertragen, die ihre Zeit in Sitzungen und Versamm lungen verbrauchen. Wenn sie abends heimkommen, sind sie müde, abgekämpft, verstehen die Sorgen ihrer nächsten Angehörigen nicht ..." "Meinst du damit auch mich?" fragte sie. Er nickte. "Ja, auch dich, Eva. - Ich sehe doch, wohin das alles treibt mit dir. Du bist ja nur noch Richterin. Kaum noch hast du einmal Zeit, Frau zu sein, so, wie ich dich haben möchte..." Eva zwang sich zu einem Lächeln. "Und wozu brauche ich so viele freie Abende?" Sie dachte an die unzähligen verwarteten Stun den, die Michael in seinem Laboratorium zubrachte und auf sie vergaß. Dann fragte sie: "Und was wird nun? Ich meine mit dir und Gräupner?"