- 7 - "Nimm Platz, bitte”, sagte Kramer. Eva lachte. "Ihr macht es aber feierlich." Sie wurde jedoch rasch wieder ernst. "Was ist los, Genosse Kramer?" Richard Kramer war kein Mensch, der wie die Katze um den heißen Brei ging. Er war dafür bekannt, daß er seine Entschlüsse gut durchdachte, bevor er sie anderen mitteilte. Er war auch dafür bekannt, daß er sich selbst größte Leistungen abverlangte, die er von seinen Mitarbeitern ebenso erwartete. Das erweckte mit unter den Anschein von Härte. Keiner konnte ihm jedoch eine einzige Ungerechtigkeit nachweisen. In der Arbeit ergänzte er sich gut mit dem Parteisekretär. Hermann Kreuzig war jedoch ein ganzes Jahrzehnt jünger - Ende Dreißig etwa - und das machte sich bemerkbar in seiner Vitali tät, die das Strenge vermissen ließ, was in Kramers Auffassungen mitunter zu spüren war. Richard Kramer sagte: "Um es kurz zu machen, du sollst ans Kreisgericht - Land." Evas Hände verkrampften sich an der Lehne des tiefen Ledersessels der aus irgendeinem Grunde im Zimmer des Leiters gelandet war. Kramer selbst benutzte nur glatte Holzstühle. Er war der Mei nung, zum Arbeiten brauche er keinen Lehnstuhl. "Und warum soll ich - versetzt werden?" fragte Eva, als sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. Hermann Kreuzig versuchte, ihr über die erste Verwirrung hinweg zuhelfen. "Du darfst das nicht als Mißbilligung deiner Arbeit auffassen, Eva. Es ist eine reine Notwendigkeit. Verstehst du?" Eva verstand es nicht. "Warum gerade ich?" fragte sie.