2 "Der Angeklagte Freege wird wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt”, hatte die Richterin gesagt» Und die Richterin war Eva - seine Eva. Wer sollte das jemals begreifen? Vor einigen Tagen war der Staatsanwalt bei ihm in der Haftan stalt gewesen. "In Ihrem Betrieb ist alles geordnet, Freege. Sie können nach Ihrer Entlassung sofort wieder dort zu arbei ten beginnen." Alles geordnet! Wie sich ein Mensch, der keine Schuld mit sich herumschleppte, das vorstellte, niemand ver mochte den Christian Janosch wieder lebendig zu machen. Würde alles wieder von vorn beginnen? Die nächtelangen Grübe leien über Forschungsaufträgen, die Gräupner am nächsten Morgen hohnlächelnd verwarf? Oder sollte sich dieser Mann in dem einen Jahr geändert haben? Geändert wie auch er, Michael Freege? Es war so schwer, den Worten des Staatsanwalts zu glauben. "Sie kommen als ein anderer Mensch wieder, Freege, Und Sie kom men zu Menschen zurück, die anders geworden sind, die gelernt haben aus dem, was geschehen ist. Es wird nicht leicht sein für Sie, aber Sie stehen ja nicht allein da." Wer wird denn schon zu mir halten, dachte Michael. Zimmermann vielleicht, auch Bernhard Köbler. Die anderen werden mich be trachten wie einen Eindringling; einea, der gesessen hat, braucht man nicht in einem Kollektiv. Das hatte er dem Staatsanwalt auch gesagt. "Sie dürfen nicht so bockig sein wie in der Hauptverhandlung, Freege. Es wird an Ihnen liegen, wie Sie sich wieder zurechtfinden." Leider, Herr Staatsanwalt , ich bin eben bockig, wie Sie es nennen. Vielleicht bin ich amkempfindlich. Hennen Sie es doch, wie Sie wollen. Ich habe mir die Geschichte eingebrockt und ich werde sie auch allein wieder auslöffeln.