endgültig vorbei. Alles war wie immer: die gedämpfte Kühle der Eingangshalle, die Freitreppe aus Sandstein, die zu bei den Seiten der Pförtnerloge emporführte und die vor Jahren irgendein Baumeister für vornehm gehalten hatte, gerade der Würde eines Gerichtsgä) äudes angemessen« Heute ärgerten sich die Reinigungsfrauen über die Schnörkel des Eisengeländers, die ewig verstaubt waren. Eva wußte, daß draußen der Hochsommertag sich anschickte, die Großstadt in einen staubigen, glühenden Kessel zu verwan deln. Trotzdem empfand sie die Kühle des Gebäudes nicht an genehm. Sie fröstelte« Vielleicht war es auch nur Unbehagen, das sie befiel, wie in jedem Jahr, wenn sie nach dem Sommer urlaub wieder mit ihrer Arbeit begann« Auch ein wenig Neugierde mochte dabei sein, wohl so ein Gemisch von Neugierde und Unbehagen, das sie jedes Mal verspürte, wenn sie eine Akte zum ersten Male in die Hand nahm und noch nicht wußte, welche Art von Entscheidung sie ihr abforderte. Die Richterin stieg langsam die ausgetretenen Sandsteinstufen zum ersten Stockwerk hinauf. Es war ein Sommer, wie tausend andere und doch der Sommer, an den sie dachte, weil er anders war, als mancher vorange gangene» Für Eva Martin bedeutete er, daß sie gelernt hatte, was es heißt, jung zu sein. Mit ihren neunundzwanzig Jahren war sie sich bisher gesetzt und würdig vorgekommen, wohl auch ein wenig über Gebühr ernst - und innerlich unsicher über die Wirkung der zur Schau getragenen Würde. Dann kam ein Tag, an dem sie alles in der Stadt zurückließ,