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-118- Eva konnte sich nur schlecht beherrschen. Sie fragte erregt; "Sie brachten also Dr. Gräupner die Unterlagen. Vielleicht gerieten sie irgendwo dazwischen - vielleicht bemerkte er sie nicht?" Die letzte frage setzte sie gegen ihren Willen hinzu, weil sie Gräupners Augen fürchtete. Was wird er jetzt tun? Wird er alles aufdecken? "Das ist nicht möglich", sagte Ingrid Rott. Sie erzählte, mjt welchen Worten ihr Michael Freege die Zettel übergeben hatte. "Also handgeschriebene Zettel waren es?" "Ja. Es wäre mir aufgefallen, hätte ich sie wieder in der Unter- schriftsmappe gefunden." Der Staatsanwalt fragte: "Bitte, Dr. Gräupner, wie war das?" "Ich kann mich nicht erinnern, solche Zettel erhalten zu haben", sagte Franklin Gräupner. "Können Sie sich nicht erinnern oder haben Sie keine -erhalten?" "Ich - ich kann mich nicht erinnern", erwiderte der Zeuge. Eva atmete auf. Nur schnell Gräupner loswerden. "Sind noch Fragen an den Zeugen?" Da meldete sich der Angeklagte zu Wort. Das erste Mal in der Verhandlung war es, daß Michael den Mund auftat, ohne gefragt zu werden. "Ich habe eine Frage an den Zeugen Dr. Gräupner: Warum hassen Sie mich so, Dr. Gräupner? Warum schieben Sie mir eine Schuld zu, die, wenn auch zu einem geringeren Teil und gesetzlich nicht verfolgbar, bei Ihnen liegt?" Gräupner wandte sich an Eva: "Muß ich mir das gefallen lassen?" "Nein", sagte sie. "Das ist keine Frage zur Sache. - Es ist eine Frage der Ehrlichkeit."