Volltext Seite (XML)
Bei Nahrungsmangel sucht er sich auch Würmer, Egel, Käfer, Biene», Heu schrecken und andere Insekten zum Fratze. Ganz junge Häschen und kleine, nackte Vögel sind vor ihm nicht sicher, doch wird er ihrer seltener habhaft. Molche, Schnecken und Kröten verschmäht er, doch tötet er letztere, wo er ste findet. Ist die Beute klein, so ersatzt er sie mit der Spitze des Schnabels und wirft sie mit einem Rucke in die Tiefe desselben hinein; ist sie jedoch grotz, so bearbeitet er sie vor dem Verschlucken mit seinem Schnabel. Kleinere Tiere verschluckt er oft noch halb lebend. Besondere Vorsicht wendet er beim Verzehren der Giftschlangen an. Fliehende Tiere werden von ihm nur ver folgt, wenn sie ihm ganz nahe und dabei nicht allzuschnell sind. Für das Aufsuchen und Erbeuten dieser Nahrung ist der Körper eingerichtet. Zunächst sind die Beine und Füße für das Durchschreiten von Sumpf und Moor geschaffen; denn die in der Mitte des Körpers eingelenkten, nur bis zur Mitte des Schienbeins befiederten, hohen magern Beine (Watbeine) werden durch den langen, dünnen Lauf des Fußes (Stelzfuß) noch höher. Am Laufe stehen drei durch eine kurze Haut verbundene Zehen (doppelt geheftete Füße) nach vorn und eine nach hinten; er selbst ist mit kleinen Schuppen netzartig bedeckt. Ebenso entspricht der lange, dünne Hals der Länge der Beine. Zum Erspähen der Beute stehen an den Seiten des kleinen seitlich zusammengedrückten Kopfes die braunen scharfen Augen, die von einem nackten, schwarzen Augenkreise umgeben sind. Die Ohren, von denen unter den Federn des Kopfes nur der Ein gang des Gehvrganges zu sehen ist, spielen beim Aufsuchen der Nah rung keine Rolle. Zum Ergreifen und, wo nötig, zum Bearbeiten der Beute gebraucht er den langen, geraden, von den Seiten zu- fammengedrückten, vorn zugespitzten und an den Rändern der Scheiden eingezogenen, kräftigen Schnabel. Die Beine des Storches sind durch ihre Länge, ebenso wie die Fütze, für das Durchschreiten von Sumpf und Moor wohl geschickt; zu ihnen paßt der lange, dünne Hals. Die scharfen Augen erspähen die Beute, und der lange, keilförmige, kräftige Schnabel ist für das Ergreifen, Hcrvorzichen und Bearbeiten derselben sehr geeignet. 6. Vermehrung. In der zweiten Hälfte des April oder auch erst Anfang Mai legt die Störchin 3—5 fein- und glattschalige Eier, die so groß wie kleine Gänseeier und von reinweißer, zuweilen auch ins Grünliche oder Gelbliche überleitender Farbe sind. Dieselben werden dann in 28—31 Tagen vom Storch und der Störchin ab wechselnd ausgebrütet. Sobald das eine der beiden Eltern erscheint, stößt das andere vom Neste ab, was natürlich nicht immer mit gleicher Raschheit und Sicherheit geschieht; manchmal erhebt sich der gerade aufsitzende auffallend zögernd von den Eiern oder der noch zarten Brut. Die Jungen werden vom ersten Tage an so gefüttert (Nesthocker),