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32 Menschenkunde. 4. Welche Aufgabe haben die einzelnen Arten der Nahrungsstoffe bei der Ernährung des Menschen zu lösen? Die Aufgabe der Eiweißstoffe. Da alle Säfte und Werkzeuge des menschlichen Körpers (s. o.) Eiweiß enthalten, so ist es klar, daß das genossene Eiweiß in erster Linie zum Aufbau der Werkzeuge unseres Körpers dient. Moleschott und andere Physiologen haben nach gewiesen, daß der Faserstoff des Blutes, das Fleisch, der Leim und die leimgebenden Gewebe Sauerstoffverbindungen (Oxyde) des Eiweiß im Blute sind; ferner, daß Haut, Haare, Knochen, Knorpel, Bänder, Sehnen, Gefäße und Nerven durch eine Verbrennung (Oxydation) des Blutes entstehen. Also dient ein Teil deT dem Körper zuge führten Eiweißes zur Bildung der Werkzeuge unseres Kör pers.. Ein anderer Teil ist aber stets in den den Körper durch strömenden Säften aufgelöst enthalten. Er wird durch die Lebens- thätigkeit rasch zersetzt (iu Kohlensäure, Wasser und Ammoniak oder Harnstoff verwandelt und so ausgeschieden). Jede Zersetzung ist aber eine Verbrennung und erzeugt Wärme und Kraft. Beide, Wärme und Kraft, werden beim Aufbau und Zerfall der Körperstoffe erzeugt. Also: Die Eiweißstoffe dienen vorzugsweise zum Aufbau der Werkzeuge unseres Körpers, wobei durch ihre Zer setzung zugleich Wärme und Kraft erzeugt wird. L. Die Aufgabe des Fettes. Da demselben der Stickstoff fehlt, so kann es nicht in dem Maße wie die eiweißartigen Stoffe zum Aufbau des Körpers verwendet werden; aber es vermag das flüssige Eiweiß der Körpersäfte zu ersetzen und an dessen Stelle zu verbrennen, dient also vorzugsweise der Wärmeerzeugung und ermöglicht so eine Ersparnis an Eiweiß. Außerdem lagert es sich an solchen Körperstellen, welche äußerem Drucke ausgesetzt sind (Hohlhand, Fußplatte, Gesäß rc.), oder an denen wichtige Werkzeuge (Augapfel, Nieren) einzuhüllen sind, in den Zellen der Gewebe ab. 6. Die Aufgabe des Stärkemehls und Zuckers. Dieselbe ist der des Fettes ähnlich. Das Stärkemehl dient nur dadurch und insoweit es in Zucker verwandelt wird, als Nahrungsmittel; denn nur der Zucker wird aufgelöst und aufgesaugt. Sie zersetzen sich noch leichter als das Fett, dienen also ebenfalls zur Erzeugung von Wärme und Kraft und ersparen deshalb Fett. Ein arbeitender Mensch verbraucht nur wenig mehr Eiweiß, aber bedeutend mehr Fett, Stärkemehl und Zucker als ein ruhender. kiir. „Der Stickstoffverbrauch wird durch die ganze große Muskelarbeit nicht beeinflußt; denn der Eiweißbedarf bleibt sich in der Ruhe und Arbeit gleich (Fick und Wislicenus); allzureichliche eiweißhaltige Nahrung ist also unnötig und wegen ihrer großen Neigung zur Zersetzung dem Körper oft schädlich.» „Bei sehr stick- stofsarmer, pflanzlicher Kost kann bedeutende mechanische Arbeit geleistet werden.» (Traube.) v. Die Aufgabe der Blutsalze ist, insbesondere bei der Bil dung der verschiedenen Körperteile (Knochen und Zähne, Knorpel,