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Verlust der Sinne, Lähmung der Zunge, der Glieder hinzu, und meistens macht ein Schlagfluß dem Jammerleben ein Ende." vr. Hartmann, vr. Schreber. Für Kinder ist Branntwein (auch Likör) Gift; es giebt allerdings Eltern, welche es für eine Heldenthat halten, wenn ihr drei- oder vierjähriger Sprößling einen Teller Fleisch ab räumt und mit fünf oder sechs Jahren ein Glas Lagerbier be wältigt rc. — Der Wein ist unverfälscht wohl nur in den Gegenden zu be kommen, in denen er erbaut wird, und selbst da kommen Fälschungen häufig genug vor. Außer dem Wasser, Weingeist und verschiedenen Säuren enthält er noch mancherlei andere Bestandteile, welche nach Verschiedenheit der Reben, des Bodens und des Klimas verschieden sind. In den Weinen kälterer Gegenden herrscht die Säure mit etwas Laugensalz gemischt vor; rote Weine haben einen Überschuß an herbem Gerbstoff, die Weine der wärmeren Himmelsstriche an Zucker. Der Gesundheit sind die Weine um so zuträglicher, je reiner sie sind und je weniger Nebenbestandteile sie enthalten. Da sie diese Eigenschaft nur durch die lange fortgesetzte Gärung erhalten, so sind sie desto besser, je älter sie sind. Junger, saurer oder gar gefälschter Wein stört zunächst die Verdauung, kann aber auch sonst noch nach teilig wirken. Guter Wein wirkt anregend, aufheiternd und beschleunigt den Blutlaus. Wenn er schwachen Kranken verordnet wird, so ge schieht es nicht, weil der Arzt dem Weine eine nährende und kräf tigende Eigenschaft zuerkennt, sondern weil er wünscht, daß durch die Anregung der Verdauungswerkzeuge und die Beschleunigung des Blut umlaufes der Appetit und die Verdauung des Kranken gebessert und der Wein auf diesem Wege ein Mittel zu seiner Kräftigung werde. Man hat nicht mit Unrecht den Wein die Milch des Alters genannt; er wird auch von alten schwachen Personen, mäßig genossen, nicht nur gut vertragen, sondern trägt auch oft aus dem oben angegebenen Grunde zu ihrer Kräftigung bei; jungen und starken Leuten und erst recht Kindern mit geschwächter Verdauung ist er nur schädlich. Der Wein ist also ein Reizmittel, ein Genußmittel, welches unter Um ständen sehr zweckmäßig sein kann; ein Stärkungsmittel, ein Nahrungs mittel im wahren Sinne des Wortes ist er dagegen nicht zu nennen. Damit soll nicht gesagt sein, daß man nie mit einem Freunde ein Glas Wein trinken oder an einer heitern Gesellschaft sich beteiligen solle. Zu rechter Zeit und am rechten Orte ist eine solche Erheiterung recht wohlthätig; die Reizmittel sind aber nicht dazu da, einen ge wöhnlichen und täglichen Gebrauch davon zu machen oder sie in einer Menge zu genießen, welche der Gesundheit schadet und den Menschen seiner Würde beraubt! Das Bier (siehe Brauerei!) enthält außer Wasser, Alkohol und Kohlensäure Eiweiß, Gummi, Zucker, Hopfenbitter und Hopfenöl; es wirkt daher, mäßig genossen, nicht nur angenehm erregend und