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Die eben erwähnten Fuchslöcher leiten zu einem Pro blem über, das bisher noch ungeklärt ist. Schon früher ist dem Verfasser ausgefallen, daß im Erzgebirge, in der Sächs. Schweiz und der Südlausitz die mit Fuchs gebildeten Flurnamen meistens an der äußeren Flurgrenze liegen, oder es stellte sich bei eingehenden flurgeographischen Unter suchungen heraus, daß sie oft eine innere Flurgrenzlinie darstellen können. Sie lagen dann dort, wo eine Altflur aufhörte, wo die Slawen oder eine erste deutsche Kolonisten schar vor dem Wald Haltgemacht hatten. Wir wollen eine Deutung dieser Flurnamen versuchen. Der deutsche Volks aberglaube (E. H. Meyer, Berlin 1900) kennt heute noch Donar mit Hammer und Axt als Begründer des Feldbaues. Er war der Bauerngott, sein Hammer wurde ein heiliges Bekräftigungsmittel bei rechtlichen Vorgängen, bei Abgren zung von Land. In älteren Zeiten nahm man Besitz von Grund und Boden, indem man im Fahren seinen Hammer aus dem Wagen warf. Ein Hammerwurf bestätigte den Besitz. Man erinnere sich dabei auch der 3 Hammerschläge bei Grundsteinlegungen und Auktionen. Nun waren neben dem Bock der rote Fuchs und das Eichhörnchen die bekann testen der dem Donar heiligen T'ere. Der Fuchs wurde, wo er austrat, ehedem mit Donar — in späterer, christlicher Zeit infolgedessen mit dem Teufel oder den Hexen — in Ver bindung gebracht. Das Plumpsackspiel in Westfalen z. B., bei dem einer spricht: „Kik di nit üm, dat Foesken dat kämt", geht auf ein ursprünglich weiter verbreitetes Donar festspiel zurück. In Böhmen nimmt der Fuchs als Tier des Gewitters, des Donars das böseste Zahnweh. Hier ließ man am Weihnachtsabeno von jeder Speise gern etwas auf dem Tisch stehen, das war eine Art Opfer für den Fuchs, da ek* eben zu Donar oder dem Teufel gehört, woran die Redens art erinnert: „Hol Dich der Fuchs" oder „Das weiß der Fuchs". In Sachsen sagt man hierbei herzhafter statt Fuchs gleich Teufel. Den Fuchs nennt man als Teufelstier nicht gern in der Oberpfalz beim Namen, man sagt hier lieber: Loiel, Henaloil, Henading, Henbou. In Mecklenburg nennt man deshalb das Hexentter nur Langschwanz. Der Fuchs- pöhl (bühl berg, winkel) ist bezeichnenderweise ein Teil vom sächsischen „Bösenbrunn". Weiter existieren von dem Schönhetder Fuchswinkel Gespenstersagen. Der Fuchs ist also das heilige Tier des Grenzgottes Donar, später des Teufels, der Hexen. Und diese bösen Geister wohnen bekanntlich nie am Dorf oder auf den Fluren, wo der Landmann arbeitet, sondern dort, wo es nicht ganz geheuer ist. Als Kind hat z. B. der Verfasser im Erzgebirge jedes Jahr mit „die Hexen ausgetrieben" und in den Hexenkessel gebannt. Der lag am Flurrand. Am Flurgrenzwald, dem alten hehl Grenze, hatten sich die Bösen auf, daher ist fast überall das vom Volke nicht mehr verstandene Hehl zur Hölle geworben. Der Fuchs ist aber dann selbstverständlich als Donars- und Teufelstier ebensogut mit Hehl wie mit der Hölle als Fln. in Verbindung gebracht worden. Nichts war natürlicher, denn hier verschwand er jedes Mal in das Waldesdunkel, wenn er im Dorfe nachgesehen hatte, ob auch alle Hühner, gut verwahrt worden seien. Der Flurgrenzwald war sein beliebtester Aufenthaltsort in der Nähe menschlicher Woh nungen, hier wurde er am meisten gesehen. So werden also wohl viele der Fuchsflurnamen als Grenzbezeichnungen gedeutet werden können. Den Flursaum ergänzen oft noch andere Grenzbezeich nungen: Hölle (hehl ----- Grenze), die Mark, die Scheide, Rodungsbezeichnungen, Grenzverhaue (z. B. Landwehr, Bollwerk, beide nach Beschorner oft recht entstellt, ferner unter Umständen „Klinge" - sl. Klinice Schloßbalken, meist sl. Klin Keil, vielfach auch deutsch mhd. Klinke Türriegel, mhd. Klinga Gebirgs- oder Gießbach?)) und Reste des ehemaligen Grenzwaldes. Nach unseren In- qenieurkarten können wir viele Grenznamen in Zusammen hang mit anderen neuen Fln. anfllhren. Bon den mit Fuchs gebildeten Namen gehen nach Wort form und Flurlage offenbar nur auf das Dasein von Füchsen, ohne andere Nebenbedeutung, zurück: Kl.-Schweidnitz: Fuchslöcher, Oberherwigsdorf (bei Löbau): Fuchsgründel (eine Wiese), Seitendorf: die Fuchshöhlen, Pöritzsch: der Füchselteich (?), Oderwitz: bie Fuchsschänke, Herwigsdorf: der dürre Fuchs. Dagegen liegen an der äußeren Flurgrenze der Hörnitzer Fuchs (an den Zschirnwiesen, wo zugleich der nördl. Saum der Altflur zu suchen ist), das Mittelweigs- dorser Fuchsloch (grenzt an Flur Altdörfel). Die Westflur grenze von Oberkunnersdorf geht am Kottmarwald nord wärts zum Fuchsborn; dann weiter als Haderplan ( Zank plan), Liebens Mauer, zum Meißengrund.Tannen-Brünnel, Pelzberg (in Lawalde: Belzfleckel). Bei Kühnel: Petzberg (osl. pesk - Sand, da daneben der Sandberg liegt). In Oberdeutschland kennt man aber auch Belzhage usw., die von Belz, Pelz Zweig, Gebüsch, Weidengeflecht, Zaun abgeleitet werden (Buck S. 23). Zwischen Spreedorf und der Gersdoifer Flur liegt die Fuchshölle ( Fuchsgrenze!). Hier ist auf der Karte von 1805 keine Bodenvertiefung an gegeben. Die östliche Niederfriedersdorser Flurgrenze be zeichnet der bekannte Fuchsberg. Er liegt westlich von der Koihe (Kot, schmutzig, mhd. Kote Hütte; osl. Küt --- Winkel, Atsch. Kotel----Kessel gehören wohl kaum hierher), die aus dem Sumpfe: das oder der Litticht (1805) kommt (liedern, oerliedern, in Unordnung kommen; besser wie die obd. Fln. Litt, Liden, Lidem, Lett, Leiten ----- blauer Lehm). Beide Namen kennzeichnen diese Gegend als sumpfig. In Deßa ist die Litte eine Wiese. Die Kühnelsche Erklärung von Litticht (N. L. M. 73, 153 sl. ----- heftiger, wilder Bach) trifft hier jedenfalls nicht zu. 1805 liegt hier ein Fuchsberg auch an der nördlichen Spremberger Flurgrenze; der Klein schönauer Dürre Fuchs (1824) befindet sich westlich am oberen Dorfausgang. Der Ruppersdorfer Fuchsberg und die Hintere Fuchswiese (1805) bilden mit der kl. und großen Rosine (die Freiberger Rosine ist z. B. nach einem Besitzer ge nannt; nach L. Gerbing ein auch in Thüringen häufig auf- tretender Fln.) und vielen Wäldern eine ausgeprägte ehe malige Nordflurgrenze von Niederruppersdorf. 1805 ver läuft die eigentliche Ruppersdorf-Kunnersdorfer Grenze freilich vom Rauths Teich (ob vom Roden, von obd. Räuhe, Rauh-Dickicht soon mhd. ruchwaldl oder nach einem Be sitzer?) am Petersbach über die Klinge, den Klingborn mit dem Grenzweg nach der Hölle, den Kirchwiesen, den Kott- marhäusern.dem breiten Brunnen bis zur Stelle: die nackten Mädchen (Gerbing S. 134 auf Molschlebener Flur: die nackende Magd). Der Wanderer wird an dieser Stelle wie auch an den Mädelesteinen des Riesengebirges keine der artigen, holden Wesen erblicken; vielmehr nannten unsere oberdeutschen Kolonisten Mad, Mahd (Mehrzahl Mäder, Möder) eine Wild-, Heide-, Holz-, Ried- oder Moorwiese, die in der Regel nur einmal gemäht werden kann, nicht ge düngt wird und nach der ersten Sense als Weide dient. 2) 3m N. L. M. 102 unter Weigsdorf hat sich durch Versehen ein böser Fehler eingeschlichcn. Ayd. Ulme Keil gibt es überhaupt nicht. Gemeint ist dort mhd. KlinkersTllrriegel.z