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184 dieses Bauplanes benützten Baustoffe drängt sich unwill- i kürlich einem nachdenklichen Beobachter auf. Auch der Be- < sucher, der nicht mit dem zu genauerer Untersuchung er- f forderlichen wissenschaftlichen Rüstzeuge versehen ist, kann vereits mit unbewaffneten Augen erkennen, daß im Gegen satz zn dem uns bekannten Sandsteine weder im Granit noch in dem Basalt zusammengebackene und abgerundete kleine und kleinste Gesteinssplitter zu finden sind. Der Basalt zeigt in seinem dichten Gefüge eine gewisse Ähn lichkeit mit dem Gefüge eines scharf gebrannten Ziegels oder eines anderen ebenfalls mit Hilfe des Feuers oder großer Hitze hergestellten Kunststeines. Einen über zeugenden Schluß auf seine Herkunft und Entstehung er möglicht uns aber aufs beste ein Stück Basalt aus dem genannten Bruche, das im Museum der Naturforschenden Gesellschaft aufbewahrt wird. Ehemalige Besucher des BesuvS werden dieses Basaltstück für eine Lava-Brocke halten, und auch bei einem Vergleiche beider — sei es mit dem eigenen als Andenken mitgebrachten oder einem Mu seumsstücke — zu keiner anderen Auffassung gelangen. Diese Feststellung hat das Auftauchen der Erinnerungs bilder von Ausbrüchen berüchtigter Vulkane, den volks tümlichen „feuerspeienden Bergen" zur Folge. Und ganz mit Recht. Auch unsere heute so harmlose Landeskrone hat eine fnrchterweckende Vergangenheit. Ob in ihr alle die vulkanischen Erscheinungen, die uns z. B. vom Vesuv und Ätna berichtet werden, eine Rolle gespielt haben, ist schwer zu entscheiden. DaS Fehlen eines für die Vulkane bezeich nenden Aschemantels könnte auch mit seiner Abtragung durch die Trauspvrtkraft des fließenden Wassers eine ge nügende Erklärnng finden. Die Herkunft des Basaltes aus de» Tiefen der Erdrinde, ans denen sie in gleicher Weise wie heute noch die Lava als feuerflüssiger Gesteinsbrei herausgequollen ist, kann aber nicht bezweifelt werden. Noch mehr als bei dem Basalt füllt an dem Granit auf, daß er kein Schicht- oder Trümmergestein ist, sondern ebenfalls den Tiefen der festen Erdkruste mit ihren Nestern flüssigen Gesteinsbreies entstammt. Dieses Masscngestein nahm aber nach seiner Erstarrung ein ganz anderes Ge füge an,- große Brocken verschiedener Gemengteile befinden sich in seinem sehr dichten und festen Verbände. Deutlich sind die weißen bis schwach grünlichen Feldspäte in oft kristallähnlicher Formung in die weißliche oder rauchgraue AusfiillnngSmasse des Quarzes, die ein fettig glänzendes Aussehen hat, eingebettet. Dieser Salzfarbe des Gesteins ist Pfeffer in Form kleiner Täfelchen und plumper Säul chen von dunklem Glimmer beigefügt. Recht zutreffend hat man daher diesen heimatlichen Boden als „Pfeffer- und Salzgestein" bezeichnet. An der Landeskrone ist es nur in sehr stark verwittertem Zustande, der an der kräftigen Rost farbe des Granits sofort erkannt wird, zu sehen. Eine Brunnenbohrung auf einem am Fuße des Berges ge legene» Grundstücke gab aber vor Jahren Gelegenheit zur Beobachtung eines weniger stark von der Verwitterung an gefressenen Granites. In der weiteren Umgebung der Landeskrvne, z. B. an der Straße zwischen der Stadt und dem Berge, kann man an verschiedenen Stellen Quarz Feldspat in schönen Kristallen innerhalb des Gesteins be merken. Leicht läßt sich hier feststellen, daß diese wohl gestalteten Mineralkörper an das Vorhandensein von Hohlränmen oder Spalten im Granit gebunden sind. Nur in ihnen fanden sie den für ihre gute Ausbildung un bedingt erforderlichen Raum. Diese kristallinische Be schaffenheit des Granites läßt Schlüsse auf seine Herkunft zu. Er wie alle ihm ähnlichen Massengesteine sind bei ihrem Emporsteigen nicht bis an die Erdoberfläche vorgedrungen, sondern unter einer Gesteinsdecke stecken geblieben. Erst die zähe und dauernde Verwitterung in Millionen von Jahren der Erdgeschichte, der Zahn der Zeit, hat diese Massengesteine freigelegt. Ihr einstmaliges Sitzenbleiben läßt sich aber noch heute von den Sachverständigen auf Ar. 12 diesem Gebiete, den Mineralogen, einwandfrei nachweisen. Der zäh-flüssige Gesteinsbrei der Liefe enthält neben Wasserdämpfen auch sehr start zusammengepreßte, sogar verflüssigte Gase. Erreicht er die Erdoberfläche, dann ent weichen diese Gase und Dämpfe und blähen das Gestein auf. Ein auf diese Weise entstandenes blasiges Gestein ist das oben bereits erwähnte Stück Basalt, das somit das Auf steigen des Basaltes bis an die Erdoberfläche und seine Entgasung als notwendige Folge davon beweist. Im Gegen satz hierzu ergibt eine dahingehende Untersuchung des Granits, daß er die Gase und Dämpfe noch in seinen feinen und feinsten Hohlräumen birgt, mithin nicht entgast wurde, sondern in der Erdkruste stecken geblieben ist. Die Frage nach der Herkunft der Baustoffe unserer LandeSkrone führt den nachdenklichen Beobachter auch ans die B a u g e s ch i ch t e des Berges. Sie ist aufs engste ver knüpft mit den wechselnden Schicksalen unsers heimatlichen Erdbodens, die uns die erdgeschichtliche Forschung, die Geologie erschlossen hat. Diese rechnet mit Zeiträumen, die für unser Begriffsvermögen unbegreiflich sind. Es ist wohl augenscheinlich, daß der Granitsvckel der Landeskrvne der ältere Baustoff sein muß; wenn aber die Erdgeschichtler hierfür ein Alter von 8llO Millionen Jahren errechnet haben, so fehlt uns kurzlebigen Menschen jegliches Auf fassungsvermögen für solche Jahreszahlen und wohl bei den meisten Menschen der Glaube an die Leistungsfähig keit der Wissenschaft für diese Berechnungen. Sie werden in der Geologie auch nur als Vergleichszahlen für die un gefähre Dauer erdgeschichtlicher Zeiten benützt und erheben durchaus nicht den Anspruch, als „Geschichtszahlen" ge wertet zu werden. Die Entstehung des Granits ist aufs engste mit einer Gebirgsbildung verknüpft, die in jenen fernen Zeiten auch unsere heutige Oberlausitz in ihren Wirkungsbereich zog und einen Teil der „varistischen Alpen" hier aufbaute. Früher war man geneigt, diese Ge birge in seiner Höhe den gegenwärtigen Alpen an die Seite zu stellen; die neueste Forschung nimmt an, daß es „auch zu keiner früheren Zeit die Achse eines Hochgebietes gebildet hat". Die bei den gewaltigen Verschiebungen in der Erdkruste während dieser Vor-Steinkohlenzeit in unserer Heimat entstehenden Hohlräume benützte der Granit bei seinem Aufsteigen. Heute nach der Verwitterung und Abtragung der ihn einst überlagernden Decke reicht das Lausitzer Granitgebiet, das größte in Deutschland, von der Elbe bei Meißen bis an den Queis bei Lauban, von Teufelsmühle bei Zittau bis in die Stadt Görlitz hinein; im Nordwesten treten noch bei Senftenberg einzelne Granit inseln aus der Decke empor. Wie jung erscheint uns der Vergleich mit diesem 800 Millionen Jahre alten Granit der Basalt, der nur ein Alter von reichlich 10 Millionen Jahren hat. Welche unge heuren Zeiträume trennen mithin die beiden Bauzeiten, in denen unser Berg aufgebaut wurde! In der jüngeren arbeiteten die Vulkane in unserer Heimat, von denen die Landeskrone, die Jauernicker Berge, der Rothstein und die Löbauer Berge als die uns nächsten, schönsten und größten hier hervorgehoben werden. Neben diesen großen weist unsere nächste Umgebung noch viele kleinere Basalt ausbrüche auf. Selbst auf dem Gebiete des heutigen Gör litz finden wir noch drei Zeugen jener vulkanischen Tätig keit: in der „Löwengrube" südlich vom Krankenhause, an der Verbindungsstraße zwischen Ponte und ehemaligem Garnisonlazarett und in dem Steinbruche im Pomologischen Garten. Das war jene Zeit, als das Becken zwischen Görlitz sWeinberg—Moyser Park) und Ostritz ein mäch tiger Stausee füllte, der mit den Hochwassern auch den von ihnen mitgebrachten Schutt und die Trümmer von Baum stämmen und anderen Pflanzen aufnahm. Heute werden diese Pflanzenreste als Braunkohle bei Moys abgebaut. Wer seine Phantasie bei der Wiederherstellung des Lanö- schaftsbilües jener Vergangenheit unterstützen will, der Gdevlaußtze» Helmatzeitung