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-Nr. 12 Gberlaufltzer Selmatzsttung dem Teile der großen Halle, wo, von buntbemalten Kirchen fenstern überragt, die Ausstellung der Pianofortefabrik August Förster-Löbau untergebracht war. Auf einem Tische, an dem ich vvrüberkam, fesselten mich die Bücher von Wilhelm von Polenz, dem Dichter und Guts herrn von Obercunewalde,' in einem anderen Stande be fanden sich von demselben Aussteller aus selbstgezogenen Früchten hergestellte Obstkonserven. Dann besuchte ich draußen im Freien die junge Kückenmutter, von der die Sonderausstellung der Grubschützer Nutzgeflügelzuchtanstalt betraut wurde. Da war es gar lustig anzusehen, wie die der Brutanstalt entstammten Kücken, nach ihrem Alter von wenig Tagen, von einer Woche, von zwei Wochen und mehr von einander getrennt, in den eingezäunten Abteilungen der offenen Anlage sich tummelten. Eine gigantische Muttersau war auch eiumal zu sehen, die nicht weniger als sechzehn quiekende Ferkel zu befriedigen hatte. „Zittau ist entdeckt!" rief ein Großstädter aus — eiu Berliner sogar war es —, der unsere Ausstellung besuchte. „Die Weinau ist entdeckt," sagte der Zittauer, der sonst kanm einmal im Jahr den städtischen Park aufsuchte und der nun mit staunender Bewunderung sah, welche Wunder dinge die geschickte Hand des ausstellenden Gärtners, die Phantasie und Gestaltungskraft des Baukünstlers, der kluge Sinn, die farbenfrohe Schaffenskraft des Elektrotechnikers da draußen aus der Erde hervorgezaubert hatten. Wie schade, daß alle Herrlichkeit nur von so kurzer Dauer war! Aber das Los alles Schönen auf Erden ist die Vergäng lichkeit. Wenige Tage vor dem Schluß der Ausstellung wurde noch das „Fest der Mitarbeiter" abgehalten. Da wurde Franz Ulrich Apelt's, des Zittauer Lyrikers, No vellisten und Dramatikers, jugendlich-heiteres Lied ge sungen, das so begann: „Streut euch Asche auf den Scheitel, Moll sei euer Harfe Ton, Alles Irdische ist eitel, Weg ist's, wie der kleine Kvhu. Hold verneigt sich die Kamöne, Denn sie ist zu Ende ja, Die famose, wunderschöne Jpsensche Komödia!" Ja. die Jvsensche Komödia! Großes Verdienst fürwahr hat sich der Geschäftsführer der Ausstellung, Friedrich Jpsen, nm das Unternehmen erworben. Wir denken seiner, der nun wieder in seiner Heimatstadt Lübeck lebt, in Dankbarkeit. Und ein anderes Lied wurde an diesem Abend gesungen, aus der Feder des Verfassers dieser Zeilen. Darin hieß es: „Das ganze kleine lust'ge Reich, So frei und ungebunden. Wo alle Bürger waren gleich, Wie bald ist es verschwunden! Bald kommt die letzte große Pein. Man schlägt das alles kurz und klein " Ach ja, als dann am 2l. September, einem Sonntag, die Ausstellung geschlossen wurde, als da vom Deck des Reichsdampfers knatternd und zischend die Raketen in den nächtlichen Himmel flogen und Buntfeuer ringsumher lohte, da war es gerade, als sollte die ganze Märchenstadt der Ausstellung in Flammen aufgehen. Auf der Plattform eines der letzten verkehrenden Wagen der elektrischen Ausstellungsbahn wurde eine junge Zittauer Bürgersfrau gesehen, die sich auf einem Stuhl zur Heimfahrt niedergelassen hatte. Dieser Stuhl war in ! letzter Stunde auf dem Reichsschiff käuflich erworben und der Dame zum Geschenk gemacht worden — zum Andenken ' an den „Reichsdampfer" und die „Oberlausitzer Ausstel lung Zittau 1902". - 179 Ostern im Lausitzer Volke (Vergl. den Aufsatz von I. Frenzel-Vautzen in Nr. 11 der OHZ.) Es ist eine bekannte Tatsache, daß Sätze, aus dem Zusammenhang herausgerissen, ein entstellendes Bild er geben. Derartige Zerrbilder bringt auch der Frenzelsche Aufsatz. Ich kann mich in meiner Entgegnung darum kurz halten, umsomehr als I. Frenzel eine wirkliche Besser darstellung der angezogenen Sätze nicht bringt. Wenn I. Frenzel eingangs behauptet, daß in der OHZ. der feuille- tonistische Ton nicht üblich ist, so wird ihm niemand bei stimmen können. Jede Nummer, auch die letzte bringt feuilletonistische Arbeiten, und das Inhaltsverzeichnis über den Jahrgang 1928 der OHZ. weist eine Menge solcher Arbeiten aus, auch Arbeiten, denen geschichtlicher Stoff zu grunde liegt, der aber in feuilletonistischem Ton beschrie ben ist. Meine Arbeit ist eine solche, sie will nicht rein ge lehrt sein, und sie reiht sich damit den vielen andern in diesem Blatte an. Damit fallen auch die Aussetzungen in sich zusammen, die I. Frenzel machen zu müssen glaubt. Ob das Osterreiten von Hause aus ein wendischer Brauch ist oder nicht, stand in dem Aufsatze nicht zur Untersuchung. Die Wenden üben ihn, und man kann wirklich nicht anders sagen, als „wendischer Brauch". I. Frenzel meint, ich hätte alle Orte aufzählen müssen, wo er noch geübt wird Ein mal ist das doch wohl Sache des Schreibers, wie er seine Artikel schreibt, zum andern aber würde eine derartige trockene Aufzählung von Orten dem feuilletonistischen Stile zuwiderlaufcn. Und wer den Artikel aufmerksam ge lesen hat, der kann nicht behaupten, daß er eine wissen schaftliche Abhandlung darstellt. Das ganze Gewand ist feuillctonistisch und das schließt stilistische Freiheiten ein. Weiter macht mir I. Frenzel zum Vorwurf, daß ich geschrieben habe: "Mehr denn einmal schaut der wendische Bauer durch die Scheiben, ob nicht der Frühling bald über die Heide kommt." Du lieber Gott, es ist ja möglich, daß er mitunter auch zur Haustür herausschaut. Aber daß der wendische Bauer — und es ist vom Bauer, nicht vom Wenden schlechthin die Rede — sich nach dem Frühling sehnt, ist eine nicht hinwegzuleugnende Tatsache und nur zu sehr begründet in seiner Beschäftigung in der Natur. Daß der Erzgebirgler, der Bayer, der Vogtländer, auch der Lavvländer sich auch nach dem Frühling sehnt, ist selbst verständlich, es wird doch auch mit jener Feststellung nicht negiert, auch konnte ich unmöglich alle die Völker und Völkchen anreihen, die sich nach dem Frühling sehnen. Wenn wir von der „dentschen Treue" singen, wollen wir doch um Himmelswillen nicht sagen, daß andere Völker nicht auch treu sind. Dann müßte ja I. Frenzel den Sang vom „dentschen Sang" auch beanstanden. Die Sache ist aber viel zu kleinlich, als daß. noch ein Wort darüber zu verlieren wäre. Gerädezu unglaublich ist Frenzels Behauptung, daß ans meinem Satze: „Der Wende feiert die Sonne" ge schlossen werden könnte, die Wenden beteten Sonne und Feuer an. Wer in aller Welt wird in unserer Zeit glauben, unsere braven Wenden trieben Götzendienst! Gerade an diesem Beispiel sieht man, wie I. Frenzel etwas in meine Sätze legt, was gar nicht drin liegt und was wohl auch niemand außer ihm hineinlegen kann. Immerfort gesteht I. Frenzel ein, daß er dies „nicht entscheiden" kann, daß er „die wendische Literatur zu wenig kennt" usw., gleichwohl aber glaubt er, meine Be obachtungen in der Wendet korrigieren zu müssen. (NB. „Wendei" ist wieder eine feuilletonistische Wendung, denn eine „Wendei" gibt es vor dem wissenschaftlichen Forum wohl nicht. Oder ja?) Hat I. Frenzel die Ostereier-Aus- stellnnaen im Wendischen gesehen? Hat I. Frenzel einmal eine Osternacht im Wendendorfe miterlebt? Ja, in Sachfen!