Volltext Seite (XML)
Nr. 15 Gberlaufltzer Helmatzettrmg 22- gen, die falsche Vorstellungen erwecken können, vermieden zu werden. Die Annahme, daß „jeder vorurteilsfreie Leser" es als rein feuilletonistisch aufgefaßt habe, trifft keineswegs zu (was der Leser bei sich wohl am besten ent scheiden kann!). Mir sind gegenteilige Ansichten bekannt und Herr Melzer hat wohl schwerlich eine Umfrage ver anstaltet! 2. Der Brauch des Osterreitens bewegt sich durchaus aus der Bahn der deutschen Sitten. Er ist von diesen nicht — wie behauptet wird — „vielfach abweichend". Es ist völlig ausgeschlossen, daß die heidnischen Wenden dabei Umzüge „zu Ehren ihrer Götter" veranstaltet haben, denn die Missionare des 11. und 12. Jahrhunderts wissen hier von nichts zu berichten, wohl aber über anderes. Und diese Leute werden wohl den Kult besser gekannt haben, als die heutigen Neuromanttker, die so gern heidnische Reste sehen, wo keine sind. 3. An Stelle der völlig veralteten s!) Literatur sBoguslawski, Hornik !!) hat der „Kenner" slavischer Religion und auch der Volkskundler (zur Volkskunde ge hört auch Kenntnis!) die neueren Ergebnisse zu berück sichtigen, die allein maßgebend sein können. Zu diesen vergleiche man das Archiv für slavische Philologie und die Arbeiten Brückner's! 4. Wenn Melzer fragt, „ist es denn ein wissenschaft liches Verbrechen, wenn dessen sSvantevit's, Lokalgottes von Rügen) Name mehr verallgemeinert wird," so wird damit jeder Methodik ins Gesicht geschlagen, die historisch vorzugehen bemüht ist, d. h. die die Wahrheit bieten will. Man kann doch seinem feuilletonistischen Stil zuliebe un möglich eine Sache „verallgemeinern", wenn dies historisch nicht zutrifft!!? Diese Methode herrschte auf unserem Gebiete — leider! — vor 100 Jahren (so z. B. bei dem Fälscher der Prillwitzer Idole!) und wirkt noch bis heute nach. — Übrigens sei zu dem Melzer'schen Gotte „Rado hose" f- Radegast bei Adam von Bremen) bemerkt, daß derselbe schon längst als eine Entstellung Adams v. Br. erkannt worden ist und in Wahrheit der Ortsname s!) des Juarastz-Heiligtums ist jvergl. Thietmar), also ein Gott dieses Namens nicht existierte jvergl. Brückner, mytho- logja slowianska). Damit erachte ich die Angelegenheit von mir ans für erledigt. Jeder „unbefangene und vorurteilsfreie Leser" ist nunmehr selbst im stände, sich sein Urteil zu bilden! Äugend, erhalle die Keimat! Ziek', fugend, kinaus in die Weite und kreu' dick an Sattes Natur, ein Wanderlied dick begleite beim Streiken durck Wald und fflur. Vock sckone die grünenden Nuen, zerstör' nickt der lZlumen prackt, denn wisse, was du gern willst sckausn, Kat Sott auck> kür andre gemackt. Wie kröklick die Salier klattsrn, Soldkäksr läuft durch den Sand, und Sräscbe und harmlose Nattern beleben des vackes Sand. Sie tun dir nickts zu leide, es Kat sicb noch niemand beschwert; erkalte die reine Sreude, die reich die Natur dir beschert. lZrick nickt von Len Säumen die Zweige und schütze die Vögelein, im stillen Walde schweige, er soll dir ein Heiligtum sein. So kielten's vor Zeiten die „Nlten", auch dir, fugend, sei es Pflicht: Vie Heimat soll man erkalten, vernichten darkst du sie nickt! Emil Meipnsr, Kr«>Icha. Die Eröffnung der Bahnstrecke Löbau— > Reichenbach vor 80 Jahren Ein bedeutungsvoller Tag für die Stadt Reichenbach bei Görlitz i-st der 1. Juli des Jahres 1847 gewesen, zu diesem Zeitpunkt hat unser Ort seinen Anschluß an das große Eisenbahnnetz erhalten. Es wurde damals die vor letzte Teilstrecke der „Sächsisch-Schlesischen Bahn", die Strecke „Löbau—Reichenbach", dem Verkehr übergeben, nachdem be reits am 23. Dezember 1846 der Schienenweg „Bautzen- Löbau" eröffnet worden war. Freilich ist der neue Ver kehrsweg in jener Zeit nicht alleüthalben in der Bürger schaft des Städtchens mit Freude und Begeisterung begrüßt worden, fürchteten doch viele nicht mit Unrecht, daß durch die Bahn der starke Frachtverkehr durch Reichenbach und die mit ihm verbundenen Einnahmen eine erhebliche Ver minderung erfahren würden. Dem Siegeszug des „rollen den Flügelrades" vermochte diese ablehnende Haltung aber hier eben so wenig wie wo anders Abbruch zu tun, be sonders nachdem am 1. September 1847 die Endstrecke „Reichenbach—Görlitz" der Benutzung übergeben worden war. Aus kleinen Anfängen hat sich auch der Reichen- bacher Bahnhofsverkehr im Laufe der Zeit zu an sehnlicher Höhe entwickelt. So stieg die Zahl der daselbst abfahrenden Personen in ^den ersten 75 Jahren, in der Zeit von 1848—1923, von 16 000 auf 160 000. Von dem Bahnhofsgebäude war ursprünglich nur der jetzige mittlere Teil vorhanden, die seitlichen Anbauten sind erst später hinzugekommen. 20 Jahre vor Eröffnung der Bahn- linie hatte unser Reichenbach auch Anschluß an bas Netz deutscher Hauptverkehrsstraßen erhalten. Auch die Land straße Dresden—Görlitz ist seiner Zelt in einzelnen Ab schnitten erbaut worden. So wurde das Stück von der Landesgrenze in Nieder sohland bis Reichen bach in den Jahren 1826 und 27 fertiggestellt, während die Endstrecke „Reichenbach—Görlitz" im Jahre 1830 zu Ende geführt wurde. Zn dieser Zeit ist auch das „Gasthaus zur Kanone" auf der Straßenhöhe zwischen Oberreichen bach und Markersdorf entstanden. Diese Gaststätte, die als „Zeichen" die Nachbildung einer Kanone trägt, verdankt ihren Namen einer Überlieferung, nach welcher in ihrer Nähe im Jahre 1813 eine französische Krtegskasse in einem Geschützrohr verborgen sein soll. Aus der Zeit vor Eröffnung der Eisenbahn stammt ein Bild „Letzte Sächsische Eilpostfahrt Löbau —Görlitz 1846", welches die Ankunft des letzten „Königlich Sächsischen Eilpostwagens jDiligence)" vor dem Gasthof zur Sonne in Reichen bach (dem heutigen Frankeschen Hause am Markte) zeigt. Wir bezweifeln, daß die Angabe des Jahres 1846 auf der im übrigen äußerst ansprechenden Darstellung richtig ist, es dürfte wohl dafür 1847 zu setzen sein. Vor Erbauung der heutigen Landstraße war unser Reichenbach ein wichtiger Rast- und Verkehrspunkt der so genannten „Hohen Straße", der „via regia", eines uralten Verkehrsweges von dem Westen Deutschlands nach dem Osten. Diese Straße verlief bekanntlich von Bautzen über Weißenberg nach dem Übergange über den „Schwar zen Schöps" bei dem Dorfe Schöps und folgte von da in der Hauptstraße, dem Zuge der gegenwärtigen neuen Straße, die im Volksmunde noch den Namen „Alte Straße" oder „Zigeunerstraße" führt. Bevor sie sich der Stadt nähert, berührt sie noch die Stätte des ehemaligen „Reichen bacher Hochgerichtes". Das Dorf Niederreicheuvach als solches läßt sie links liegen, eine langgezogene Telle im Parke des Rittergutes Niederreichenbach zeigt deutlich ihren ferneren Verlauf, der sich nördlich der Stadt nach der jetzigen „Nieskyer Straße" hinzieht. Bei der „alten Pap pel" überquert sie die genannte Straße und mündet dann beim neuen Krankenhaus in den tiefen Hohlweg, der bei der Stadtmühle eine alte „Brücke" überschreitet (hier ist