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Woas nu dr §örscktr woar, Lar Kutte joa nu sckunn lange a Oogs ukk n Lieger-Vraugutt. Und ausgereckt keute kutt a bs senn Lundgange wiedr a paar ganz kriscks Scknitte gekundn. Su kunnte Laos uff kenn §oall wettr giskn, doas mutzte amo ondersck wardn. Und do mackte'ck abm unsr §örscktr gtei amo uff'n Wajg zenn Wackmeestr. V wullts Ken Lieger-Vraugutt anne Laussuckung vukrnakm lussn. 'n näckstn vag is Ke Liegern grutzs Laussuckung. 's Lauert o goarns lange, Lo koat dr §örscktr an Sckippl a paar sckiene, groade gewocksne und dsrzut krisck oabgescknittns Lucknstamml gekundn. „Nee, Nauer, doas soist mer ne, doatz die dickn Stamm! do ukk denn Miste gswacksn senn!" meent dr §örscktr zun Lieger- bauern. „vo koast'ck gescknittn, wenn de meenst und die warn ne vu wenn! vis senn vu mennr Lecke kausn denn Lbrnkelde, dirt wäckst's su a bitzl vunn Luscke riebr!" soit dr Nauer. Nu joa, und woas wulln do die beedn mit'r Oamtsmiene mackn? Vie Stamm! poassn abr o ukk dann krisckn Scknilt wie oabgsmassn. „Nm, do is nisckt ze mackn, do nutz' mer ock wiedr giekn!" soit dr §örscktr zenn Wackmeestr. Lbr dar will Lodervoknt no nisckt wissn. Llnverrickter Sacks gitt dar ne garne wiedr wu kurt. Und a guckt'ck abm die krisckn Scknitte und dis Wurzlstöcke nakmok rickt'sck und gesckoit urndlck oan. Ukk eemo pkekkt a durck de Zäkne, ka koat woas gemerkt. „Neda, §örscktr, ziek' mal etwas mit!" vr Wackmeestr koat enn vu dann Wurzlstöckn zs packn ge- grigt und dr §örscktr zoigt nu ok mit. „Noi, dar sitzt abr ne groade zs feste!" meent dr fförscktr. Und itz Kumm' se o mit sacktn dei kintr, doatz die Stöcke goarne dirt kiegekiern, wu ss itz stiekn. „Nka," mackt dr §örscktr, „goarne dumm. Var koat die Stöcke eekack an Nuscks ausgegroabm und a sennr Necke doe wiedr nei- gesootzt." Und zenn Sauern meent a ganz droige: „Wenn de ne groade 'n Mist und de Jaucke vergassn kätt'sl, do warn die Stöcke weestrkule wirklck no eigswurzlt!" — * » 's is no ne goar siekre lange kor, do mutzt'sck amo ba Nieger'sck vraugutts senner VVirtsckoakt verbeit. Na soatz groade vur sennr Naustiere und quoalmte, woas 's Zeug kielt, vu joa, doatz a roockte, woar be vraugutte nisckt neues, abr anne Zi. goarre — doas woar mer no ne poassisrt, sulangs, wie'ck'n sckunn kannte. Ick kutt'n no nie andrsck gesakn, oas mit sennr pkeike. Ick soit'n ann „<Zunn vag" und soatzt mick a brinkl zunn derzut. „vu, vraugutt, wie gilt denne doas zut, doatz de keute goar amo anne Zigoarrs roockst?" king'ck menn visckgur oan. „ve wukr, do scktaunste, icke und anne Zigoarrs?" meente dr Lauer, „vbr weetzte, dr )oantzn's Nerrmoan, dar de a Löbau Kinne oarbeitn dut, koat mer'scke aus dr Stoadt mitgebruckt!" Ick duckte, nu wie kimmt ock doas, dar is der do sunst ne su kreigebck. „Is 's denn o a bitzl anne gute?" kroit'ck derno vrau- guttn; derbeit mutzt'sck abr acktscks gakn, doatz'sck ne groade anne Wulks vu dann scktinkckn Quoalme as cZesickts gebloasn grigte. „vu", soite dar und roockte wie a §oabriksckloot, „ock a brinkl bessr ziekn kennt' se!" „vee, vraugutt, ick koa drsck keute nutwendsck, ick will ock nu wiedr giekn!" soi'ck zenn Lauern, denn dar (Zescktank vu dann Zigoarrnkroatscke is dr bakle nemiek zenn vuskaln. „vu, pressiert drsck denne keute goar su?" — „jjoa, vraugutt, do lutzt'rsck ock gutt giekn. — Ladsckee, vraugutt!" — Wie'ck im de Lcke die, mutz'sck irsckt amo gesckoit urndlck aussckpuckn „(Zreiter namok!" denk'ck su ker mick, dar roockt'r o sckie (Zroatsck!" verbeit kumm'ck nu sackte a'ds vurk nei. Wie'ck nu su mennr Wajge giek, war kimmt mer do a de keens? — Or soantzn's Lerrmoan! „Le, Lerrmoan, „Lunn vag" irsckt amo abr soi mer ock, was is denn doas für a Zigoarrnkroatsck, woas de 'n Lieger-Vraugutte gesckankt koast Ooas scktinkt joa untr oallr Kanone!" — „Loat a se sckunne geroockt?" kroits dar mick und lackte der. beit su a brinkl kämsck. „§reilck, itz kumm'ck groade vun'n, abr ick kunnt's eekack nemiek auskaln und do bie'ck'n dervoknlgslookm. vee, su a Lescktank, doas koannst dr goarns visrscktelln!" — Ick mutzte glei namok aussckpuckn, wie'ck wiedr su droaduckte. „Loat's'n denne o gesckmackt?" kroits Lerrmoann. „vu, gutt wär'scke, meente vraugutt, ock a brinkckl bessr ziekn sellt'se!" vo kunnt'ck abr Lerrmoan nemiek kaln und a lackte, doatz'n dr Lauck woacklte. „)oa, weetzte, die koa'ck vu Löbau mitts- gsbruckt, 's senn nämlck )uxzigoarrn und do senn Linnrkadrn mit Kinne. Wie wär'sck denne, moagsts amsnds o su eens?" - „Im «Zutts Willn, lutz mick mit dann Sroatscks a Luks, die Surte koannsts alleene roockn. Ick Lank dr sckienel" Und Voder- beit mackt'sck mick aus'n Scktoobe. Begegnung eines jungen Oberlausitzers mit Giuseppe Sarlo (Papst Pius X.) Von Arno Zschuppe-Bremen enezia, die meerumschäumte, die ich nach einer nächt- lichen Mondscheinfahrt von Triest über das Adriatische Meer am frühen Morgen eines schönen Iulitages des Jahres 1876 bei ausgehender Sonne wie eine Fata morgana aus dem fernen Orient aus den blauen Fluten hatte austauchen sehen, lag hinter mir. Ich saß in der strscts ker- rata (Eisenbahn) und „walzte" mit der „Feurigen" nach dem Westen. Die alte ehrwürdige und berühmte gelehrte Hoch schule Padua und die mittelaltrige Ekaligerstadt Verona an der rauschenden Etsch waren meine nächsten Ziele. In einem niedrigen klapprigen Wagen dritter Güte. Zuerst allein. Dann saß mir gegenüber ein stattlicher, schlanker katholischer Priester mit ernsten, edlen Gesichtszügen, das Auge voller Güte und Milde. Wir kamen gar bald in ein lebhaftes Gespräch. Ich hatte soviel Italienisch gelernt, um mein Gegenüber mit seiner schönen, dialektfreien Aussprache sehr gut verstehen zu können. Außerdem unterstützte mich dabei ein kleines Wörterbuch, das ich immer in meiner Rocktasche bei mir trug. Der sympathische Priester wurde immer lebhafter. Er beschrieb und erklärte mir mit einem gewissen Feuer und Stolz.Me geschichtlich, geo graphisch oder kirchengeschichtlich wichtigen Punkte der Gegen- den, an denen wir vorüberfuhren. Er fand offenbar Gefallen an dem wißbegierigen, aufmerksamen und munteren jungen, blonden Germanen und erkundigte sich voll Teilnahme nach meinen Eltern*) und Geschwistern. Schließlich frug er auch nach der Bildungsstätte, die ich besuchte. Da ließen mich meine Kennlnisse des Italienischen und auch mein Taschenbuch im Stich, was ihn belustigte. „Realschule I. Klaffe" — später Real- gymnasium —, diese Abteilung unseres Zittauer Iohanneums, die ich besuchte, war dort nicht verzeichnet. Aber der liebens- würdige Priester half mir auf die Sprünge. Nachdem er von mir die Hauptgegenstände, die bei uns gelehrt wurden, erfragt und erfahren hatte, erklärte er triumphierend: „scuols reali". Dann machten wir uns gegenseitig bekannt. Als der Geist liche sich mir als Giuseppe Sarto oorstellte, entfuhr unwill kürlich dem Gehege meiner Zähne der Ausruf „Josef Schnei der? So heißen ja auch bei uns viele Leute!" Er ließ sich das übersetzen und vergnügt lachte er darüber mit seinem klangvollen Organ. Und als ich meinen Namen nannte, rief er interessiert: „Wie merkwürdig, genau wie unser Fluß, der Arno!" Er erwähnte, diesen Namen noch nie als Vornamen gehört zu haben. Auf einer kleinen Zweigstation schlug die Scheidestunde. Mein Priester erklärte, zu seiner Pfarrgemeinde zurückkehren zu müssen; er habe mich liebgewonnen. Daher umarmte er mich beim Abschiede, küßte mich auf die Stirn, schlug das Kreuz über dem Haupte des Protestanten und rief mir herzlich zu: „8ta bene, 8ts bene!" (Lebewohl!) Noch lange stand er auf dem Bahnsteige, dem langsam dahinfahren den Zuge nachschauend, mir zuwinkend, indeß ich aus dem Wagenfenster schaute und lebhaft meine dunkelgrüne, rotweiß gestreifte Mütze schwang. Ich war seltsam bewegt und glück- lich. Der erste katholische Geistliche, den ich kennen gelernt hatte. Er hatte begreiflicherweise ein lebhaftes günstiges Vor- urteil für seinen Stand in der Seele des empfänglichen jungen Deutschen erweckt.... *) Fabiikant Gabriel Zschuppe und Frau Julie geb. Seliger in Oberoderwitz, Amtsh. Löbau.