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Er fand sich selbst in Stall hinein Und kam doch von der Tränke — Man denke!" Auf das behördlich konzessionierte Führerwesen in der Sächsischen Schweiz, das heute der Vergangenheit angehört, nahm auch der erste Pachtvertrag Rücksicht, der von Idem bekannten Oberforstmeister Blohm er-Schandau (an den noch heute Blohmers Eck mit dem Försterschießstande überm Bahn hof Schandau erinnert) mit August Uhlig abgeschlossen wurde. Der Bergwirt war darin verpflichtet, wenn von den Reisenden zum weiteren Besuche der Sächsischen Schweiz ein Cicerone ge- wünscht wurde, nur die konzessionierten Führer zu empfehien und zu bestellen, von denen es damals an die siebzig gab. In Lohmen war ihre Hauptstation. Zur Verhütung von Waldbränden wurde dem Wirte größte Vorsicht eingeschärft, soll doch der Überlieferung nach der Brand einem großen Schadenfeuer, das vor Jahrhunderten hier im Forste wütete, seinen Namen verdanken. Uhlig war weiter verpflichtet, bei wahrgenommenen Waldbränden und anderen Schadenfeuern sofort der Hohnsteiner Forstverwaltung Meldung zu erstatten. Das Berggasthaus hatte wiederholt unter Blitzschäden zu leiden, die n. a. mehrfach die beiden Brandkiefern heim suchten, zwei leider verschwundene Naturdenkmäler. 1893 er hielten die Gebäude Blitzableiter, 1900 Telephonanlage, 1903 öffentliche Fernsprechstelle, 1907 eigene Wasserleitung, die allein 7500 Mark Kosten verursachte, da man das Wasser aus dem Tiefen Grunde heraufleiten mußte. Eine kurze Zeit nur hat auf dem Brand eine Camera obscura eine Gastrolle gegeben, wie eine solche auch der Oybin, die Pirnaer Schloßschenke (Sonnenstein), und die Schan- dauer Schloßbastei besaßen bezw. heute noch ausweisen. Der Brand gehört zu den wenigen Punkten der Säch sischen Schweiz, auf welchem schon vor hundert Jahren ein Fremdenbuch auslag, als hier noch ein Mütterchen aus Hohnstein Erfrischungen feilhielt — die erste und primitivste Form einer Gaststätte. Seit einem Menschenalter haben die „Brand". Wirte diese Bücher gesammelt. Sie bieten neben der üblichen Spreu doch auch manche dem Heimatfreunde wertvolle Notiz, dazu Proben köstlichen Humors wie dichterischer Begabung. Es seien hier einige Eintragungen wiedergegeben. Zunächst möge ein Berliner zu Worte kommen, da ja diese stets an erster Stelle gehört sein wollen. Trotzdem die Reichsmetropole nicht mal einen Scherbelberg aufzuweisen hat, reizte der nur 260 Meter Sechöhe aufweisende Brand den jederzeit spottlustigen Spree athener zu Hänseleien: „Es wird sehr höflich drum gebeten, Den Berg hier ja nicht flachzutreten. Auch darf so frech wohl niemand sein Und steckt sich diesen Brocken ein. O nein!" Anderen hingegen hat die Besteigung des Brandes aller- Hand Mühe gemacht, sodaß sie voll Achtung schreiben: „Gegen den Lilienstein Soll der Brand ein Brocken sein? Ich danke schön für diesen Brocken, Ich spür's an meinen Socken." Zwei Sachsen geben eine Probe ihres „scheenen Dräsener Dialekts". Wahrscheinlich waren es Stammtischbrüder des Ren- tiers Meisgen, der durch seine früher allwöchentlich in den „Dresdner Nachrichten' erscheinenden „neien geharnischten So nette, in meeglichster Gemietlichkeit gedichtet", den älteren Lesern noch bekannt sein dürfte. Sie haben auf dem Brand ins Fremdenbuch von 1866 eingetragen: „Hier heeßt es ooch: Mir machen alle Bersche. Mach' ich es nich, Machst du se, Machst du se nich, Macht ersche." Klapphornverse waren schon vor 50 Jahren üblich. Ein Beispiel aus jener Zeit: „Zwei Vettern kamen auf den Brand, Sie wollten Verse machen. Der eine keine Worte fand, Der andre drob mußt lachen." Ein Kritiker bemerkt zu diesen und anderen Eintragungen: „Willst du Verse machen, Freund, Bleibe unbekannt, Denn der Geist, der stets verneint, Kommt auch auf den Brand. Meinst, du seist ein Dichter, Weil so hoch du stehst? Überall gibt's Richter, Wo du immer gehst." Nicht immer ist es Naturgenuß, der aus den Versen zu uns spricht. Essen und Trinken waren auch hier oben für manchen Gast die Hauptsache. An solche Gäste erinnern Eintragungen wie etwa die folgende: „Wenn dieser Brand von Butter wär Uad 's Potenzial voll Grütze, Käm' dann ein warmer Sonnenschein, Die Butter flöß' ins Tal hinein — Das müßt' ein prächtig Futter sein. 1887." Innige Freude an der wundervollen Gebirgslandschaft, die trotz der schroffen Felsen viel lieblicher ist als etwa die Bastei aussicht, kommt in verschiedenen mehr oder minder gelungenen Gedichten zum Ausdruck. Auch hierfür zwei Beispiele: „Was keine Großstadt der Welt kann bieten, Du findest es in dieses Waldes Frieden: Die reinste Lust, den Wald, ein lieblich Bild zu Füßen, Ein Stückchen Paradies kannst freudig du begrüßen." Und welch grenzenlose Sehnsucht nach Mutter Natur spricht aus den folgenden Zeilen: „Und wenn man mich in Fesseln legt, Laß lachend mir binden die Glieder, Sobald die Drossel im Forste schlägt — Im Hochwald find'st du mich wieder." In den vielen tausend Eintragungen ist kaum ein Wort der Kritik am Brand oder an seinem Berghaus zu finden. Möge auch in Zukunft das Brandhotel seinen Ruhm wahren, eine der am besten bewirtschafteten Gaststätten der Sächsischen Schweiz zu sein, und möge es der Familie des Bergwirts Uhlig vergönnt sein, noch weitere fünfzig Jahre hier oben in diesem Sinne zu schallen und zu walten! Aus der Gberlausitz Reichenbach OL., 5. April. Die Vereinigung für Heimatkunde Reichenbach OL. und Umgebung hat ihre alte Wegemarkierungstasel am hiesigen Bahnhofsvorplatz neu Herrichten lassen, welche am letzten Sonnabend zur Aus- stellung gelangte. Die Tafel hat dadurch eine Neuerung er halten, daß auch der Stadtplan mit aufgesührt ist und dem Hersteller Malermeister Merbach alle Ehre macht. Die ver schiedenen Markierungen auf der Tafel zeigen an, daß man von hier aus schöne Wanderungen unternehmen kann. Zu nächst nach dem Waldfrieden—Töpferberg, '/- Stunde, Mar kierung weiß-blau-weiß; Mittel-Sohland—Rothstein, 1 Stunde, Markierung weiß-rot-weiß: Biesig —Königshainer Berge, 2 Stunden, Markierung weiß-gelb—weiß; Ober-Reichenbach— Königshainer Berge, I V- Stunden, Markierung weiß-rot-weiß; Deutsch-Paulsdorser Spitzberg, 1 Stunde, Markierung gelb blau; Spitzberg-Waldhaus, V2 Stunde, Markierung gelb-rot; Waldhaus—Lande-Krone, 2V- Stunden, Markierung gelb-rot; Waldhaus—Steinbachtal, V« Stunden, Markierung gelb. Der auf der Wegetafel aufgeführte Stadtplan zeigt folgende Ge bäude an: 1. Bahnhof, 2. Amtsgericht, 3. Stadtschule, 4. Rat haus, 5. Evang. Kirche, 6. Kath. Kirche, 7. Krankenhaus, 8. S.aatliche Ausbauschule, 9. Feuerwehrdepot.