Volltext Seite (XML)
Das Gestein der Kuppe des großen Lerchenberges ist Hornblendebasalt, am kleinen Lerchcnberg durchbricht ein dünner Stiel Feldspatnephelinbasalt die weite Decke von mittelkörnigem Granit, die sich zwischen und um beide Höhen bis zu den alluvialen Ablagerungen des Spreetals bei Neugersdorf erstreckt. An den anderen Seiten schließt sich dilluvialcr Geschiebelehm an diese Decke, wofür die Lehmgruben des Schamottewerks Eibau Zeugnis sind. Der Gesteinskundige findet an den höheren Abhängen zumeist der Neugersdorfer Seite Fragmente von Diabas, Glimmer- porphyrit und vor allem Quarzporphyr. Heute hat der Nordabhang des Berges erneut Bedeutung erlangt durch den erst kürzlich vollendeten Bau der Eibauer Wasserlei tung, die da oben am Waldessaume ihren Hochbehälter mit einem schmucken Häuschen hat. Sic bedeutet einen wichtigen Schritt in der Kulturgeschichte der Gemeinde Eibau und zeigt zugleich, wie eng dieser Ort mit „seinem" Lerchenberg verbunden ist. So bietet der Lerchenberg für den Geschichts-, Pflanzen- und Gesteinsfreund mannigfache, wenn auch bescheidene Anregungen. Ganz besonders aber möge seine einsame Höhe hier dem Heimatlichfen Wanderfreund empfohlen werden. Der Berg hat kein Gasthaus, keinen Turm und liegt abseits all der großen und gepriesenen Wanderziele unserer Süd lausitz, kein kartenmäßig ausgezeichneter Wanderweg be rührt ihn, klein, sehr klein ist die Zahl der fremden Be sucher. Und doch scheidet mit Dank der von dannen, der ihn „entdeckt" hat wie eine Blume, die im Verborgenen blüht. Am leichtesten ist der Berg von Eibau zu erreichen, auf dessen Bahnhof der Fremde aussteigt. Ein kurzer, aber um so steilerer Weg führt ihn in 13 Minuten zur Höhe an den Saum des Waldes. Wie ein Jungenspielzeug liegt steil unten der Bahnhof Eibau mit seiner langen, ver zweigten Gleisanlage und seiner Licht- und Lichterflut am Abend. Entfernt im Tale schlängelt sich das Dorf Eibau in großem Bogen vor den Abhängen des Kottmars und Beckenbergs dahin, bis bei der letzten Senkung der Dorf bach schon zwischen Oderwitzer Häusern dahinfließt. Hier liegt die Haltestelle Oderwitz-Oberdorf, die die Bahn in mächtigem Bogen und deshalb längerer Fahrt erreicht. Das ist erklärlich, ist doch auf dieser kurzen Luftstreckc ein Höhenunterschied von 54 rn zu überwinden. Der Bahnhof Eibau liegt 384 m hoch, Haltepunkt Oderwitz aber nur 330 in. Wer von Neueibau kommt, hat im Frühling und Sommer seinen Ärger. Wenn er über den sog. Häntfch- Butter-Berg kommend an den tiefen Lehmgruben mit der interessanten Seilschwebebahn zur Förderung des Lehmes vorüber ist und auf der furchigen Eibau—Neugersdorfer Straße steht, hat er vor sich wohl den Lerchenberg, aber keinen Weg dahin, wenn er nicht die Furchen zwischen Fel dern und Wiesen wählen will. Es führen nämlich alle Bauernwege parallel von Eibau im Bogen über die Lerchenberghöhe nach Neugersdorf. Daher wählt man den Zugang von Neueibau im Herbst und Winter, wo man ungestraft querfeldein laufen kann, überdies wird man zu dieser Jahreszeit oft durch prächtigste Fernsicht belohnt, die gerade diese Aststiegsseite bietet. Auf dem Höhenrücken liegt Neuetbau und setzt sich fort in das hier außerordent lich verkürzt aussehende Leutersdorf. Zwischen der Gabe lung der Bahn nach Oderwitz und nach Warnsdorf er hebt sich der dreifelsige Oderwitzer Spitzberg, der in die Gebirgskette, die in weitem Halbrund von Ost über Süd nach West den Horizont abschließt, eine markante Tren nung bringt. Zur Linken steigt die duftig blaue Jserkette in reine Höhen und zeigt, wenn hier schon die Dotter blumen blühen, noch ihre weißen Rücken. Rechts vom Spitzberg, allmählich talaufsteigend, das Jeschkenmassiv, neben dem oft ganz im fernen Dunst der Jaberlicher Berg mit dem berühmten Faß als Restauration sichtbar ist. Nun folgt ein langer Kamm und Berg an Berg. AU die be kannten Größen des Zittauer Gebirges, Hochwald, Lausche, Finkenkoppe, Tollenstein, Tannenberg grüßen in violettem Abendschein. Und wer den sich neigenden Tag zu seiner Wanderung gewühlt hat, der findet noch ein zweites Zau berbild da oben: Neugersdorf unter den glutroten Strah len der scheidenden Sonne, die dort hinter all den merk würdigen Bergfvrmcn und Bergnamen des Böhmerlandes versinkt. Besser als auf der Waldblöße des großen Lerchen bergs — der Ausschnitt der Fernsicht ist zu klein — ist die Sicht auf einer kleinen Anhöhe zur Seite des kleinen Lerchenbergs. Man schreitet ein Stück den Kammweg des Höhenrückens und kommt zu einem Gerüst, das der Lan desvermessung mente. Ein großartiges Panorama rollt sich hier auf. Im Rücken steht steil und dunkel der Kottmar mit seinem roten Turm. Märchenschön liegt an seinem Hange, ganz in Lichtflut letzter Sonnenstrahlen getaucht, Walbdorf und seine grünweißrote Kirche. Auf der linken Fortsetzung der Kvttmarhöhc thront Kvttmarsdorf als typisches Höhendorf, Hochkirch vergleichbar. Anschließt sich der jetzt fast schwarze Wald des Raumbnsches und Schlechte- berges, über dem im krassen Farbenkontrast, fein duftig violettblau, der Kamm der lausitzer Mittelkette mit Hoch stein, Czorneboh sichtbar ist. Die Berge des Vöhmerlandes zeichnen ihre schöngeformten Umrisse aber erst dann am Himmel ab, wenn unsre Sonne als letzten Gruß nur noch einen schmalen, orangenen Streifen am Horizont hinter läßt. Ist die Luft regenklar, dann rückt Neugersdorfs Häusergewirr akzentuiert durch grüne Baumgruppen und gelbe schlanke Fabrikschlote, in greifbare Nähe. Bismarck turm, Wachtschenke, Wasserturm halten die Grenzwacht gegen Böhmen dort oben, dessen andersgläubige Bewoh ner die schlanktürmige, aber wuchtige Filippsdorfer Wall fahrtskirche mit fast stündlichem Glockenklang zu Festzeiten, symbolisiert. Und das zarte Flügelgewebe der Hetzwalder Windmühle, die für immer zur Ruhe ging, entführt die Gedanken aus der nüchternen Wirklichkeit in die roman tische Zeit mit ihrer Mutterlied- und Wanderseligkeit. Noch einmal träumerisch dies herrliche Bild genießend, eh sich der Abend senkt, schreiten wir dann hinab zum modernen Neugersdorfer Volksbad, verweilen in Gedanken Augen blicke bei den goldenen Buchstaben „Für uns" auf dem wuchtigen Eichenkreuz der Höhe des Neugersdorfer Park friedhofs, und im Dämmer entführt uns der Zug vom Bahnhof Neugersdorf einem ungenannten, aber zauber schönen Fleckchen lausitzer Heimaterde. Darum: Wer nur einen Sonntag dem Lerchenberg und seinem Bannkreis widmet, wird, befreit vom Bann einer ganzen Arbeits woche, das armselige Leben der Gegenwart mit neuem Lichtblick erfüllt haben. Oswald Gebauer, Neueiban. Welche heimatgeschicktlichen Gedenktage bringt das Jahr 1930 unseren Lausitzer Bergen? Zusammengestellt von Siegfried Störzner, Dresden Vor 200 Jahren, 1730, wurde das Valten- berggebiet, der sogenannte Hohwald, auf Ver anlassung des Obcrbcrgamtes eingehend bergmännisch untersucht. Es geschah dies durch den Steiger Pezold. Die ser referierte dann dein Bergamt Gießhübel, daß u. a. das rote Floß beim Falkenberge „auf reichhaltige göldische Ge schiebe" muten lasse. In den verschiedenen Flößen, besonders beim Golbbrunnen und in der Wesenitzquelle, zeige sich schöner glänzender Gltmmersand. Trotz nicht ungünstigen Befunds kam es zu keinem neuen bergmännischen Abbau. Walensagen deuten hin, daß im Hohwald einst viel auf Edelsteine geschürft worden ist- Goldbergwerke bei Neustadt werden urkundlich bereits »in 13S0 genannt, ist doch das