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Freunde, trinkt den edten Punsch der Britten . . Die Seiten sind nicht numeriert. — Was wir neben den Mo natsbildern Sinnsprüche nennen, bezeichnet dieser „Neüst. Calender" mit „Welthandel". Für den September heißt dieser Welt-Händel: „Der Reichthum vermag alles in der Welt, und das schöne Frauenzimmer nach ihm das meiste." October: „Diejenige Tugend, die stets bewacht werden muß, ist nicht der Schildwache werth." Für November: „Das Leben hat keinen Werth ohne Tugend, ohne Liebe und ohne einen Busenfreund." — Die Jahr- und Vieh märkte fehlen auch nicht. Wir finden Bischoffswerda, auch Neustadt bey Stolpen. Erwähnenswert, für die damalige Zeit gang und gäbe, sind aber besonders noch die „Gesund heits-Ratschläge". Unter jedem Monat stehen sie wie auch die „Churfürstl. Sächß. gefälligen Steuern" und „Landes- Verrichtungen". Hören wir: Wider die Sommerflecken: „Nimm Hechtgalle und prä parierte Tutia, Bleyweiß, jedes ein Halb Loth, Champher sechs Gram. Mische es untereinander, und bestreiche die Flecken damit." Für starkes Nasenbluten: „Nimm eine gedörte Kröte, wickle sie in ein sauberes Tüchlein, giebs dem, der da blu tet, unter die Achsel, allwo er blutet,' so bald es erwärmet, so bald stillet sich das Bluten." Mittel, wenn sich jemand verbrannt hat: „Nimm vier Loth Baumöl, sechzehn Loth Eyerweiß. Mische es lange untereinander, daß es werde wie eine Salbe, solches nun mit einer Hünerfeüer aufgestrichen, und gar oste wieder holet, und gar nicht zugebunden, noch andere Pflaster dar auf gelegt, so fällt die Crispe ab, und heilet gar schön." Für böse Schenkel: „Nimm Regen- oder Froschlaich wasser zwey Kannen, weißen Zucker sechs Loth, Allaun vier Loth, zerlaß solches über einem Feuer mit dem Wasser, seiche es durch und verwahre es, und wasche die bösen Schenkel damit aus, dunk auch Tüchlein darein, und legs über, hat vielen geholfen." Zu einem hohlen Zahn: „Nimm Schlangenwurzel, Haarstrangwurzel, jedes ein Quintlein, gebrannten Allaun ein halb Quintlein. Mische es mit ein wenig Honig, und mache Kügelein daraus, davon stecke eines in den hohlen Zahn." Eine Wunde leicht zu heilen: „Thue Milchrahm mit Petersill und Salbey in einen Tiegel, reibs untereinander, so wird eine Butter daraus, bestreich die Wunde damit." Wann einem Würmer in die Ohren kommen: „Nimm Teufelskoth, Knoblauch, jedes gleichviel,' zerstoß es unter einander, mische es mit Eyerweiß, und legs über, es tödtet ihn von Stund an." Was meinst du, Leser, zu diesen guten Ratschlägen? Es ist nicht alles Aberglauben. Man sammelt doch heut zutage auch noch dies und jenes Kräutlein. Nur eine ge dörrte Kröte fängt vielleicht niemand mehr bei starkem Nasenbluten und nimmt sie im sauberen Tüchlein unter die Achsel! — Die „Landes-Verrichtungen" standen immer wieder ähnlich. So steht 1848 im Dresdner Kalender für December zum Beispiel genau das Gleiche wie für December 1806: „In diesem Monat schlachtet, brauet Bier, und habet Acht auf die jungen Bäume." Bierbrauen, selbst brauen, kennt heute wohl keiner mehr zu Hause. Für September steht am Ende: ...... backet Pflaumen, jaget, siedet und stellet Vögel." Nun zum Schluß noch die „Churfürstlich Sächßischen gefälligen Steuern": Da ist unterschieden: „In Städten" und „Aufm Lande". Die Dorfleute „kamen auf andere Steuern". Churfürstl. Sächß. gefällige Steuern 1806. In Städten: Aufm Lande: Julius: Emen halben Quatember Drey Psg., u. jjwey Qu. Augustus- Einen Pfg., und ein. halb. Qu. Eils Pfg„ u. vier Qu. September: Einen Pfg., ». anderthalb Qu. Zwey Pfg., u. drey Qu. October: Anderthalb Psg., u. zwey Qu. Drey Pfg., n. vier Qu.? November: Vierlelh. Pfg., und anderth. Ou. Jilnf Psg., u. vier Qu. December: Drlttehalb Psg., und dritt-h. Qu. Fünf Pfg., u. sechs Qu. Um die Termine nicht zu verpassen, sah man nun in den dann „nothwendigen Calender". Hatte man bezahlt, wurde die Steuer ganz genau aufs betreffende Blatt ein getragen. Man hatte 1806 schon den verbesserten Calender, aber trotzem stand noch der „Alte Julian. Calender" in einer Spalte dahinter. Da war 1806 der 31. December fein Mittwoch) Silvester im „verbess. Calender" und im „Neuen Calender" (dem späteren „Katholischen Calender") genannt. Im alten Julianischen war dieser Tag aber der 19. Decem ber, mit Namen Reinhard oder Reinhold. So viel vom vergilbten Kalender von „Anno 1806". Der zweite nennt sich „Meißner Conceßionirter Land wirtschafts- und Geschichts-Kalender 1823". Bey Carl Friedrich Brück gedruckt. „Ein Meißner Kalender von 1823". Über hundert Jahre ist er alt. Sein genauer Titel lautet: „Meißner Conceßionirter Landwirtschafts- und Ge- schichts-Calender 1823". Ein Titelbild zeigt uns die Korn ernte. Links hinten am Walde geht eine Mühle. Von einer Höhe grüßt eine stolze Burg. Gedruckt ist das Büchlein „Bey Carl Friedrich Brück". Es durchzublättern ist genau so lehrreich wie beim Kalender von 1806. „1823" ist 5772 Jahre von der Erschaffung der Welt entfernt, 1790 Jahre von Christi Tod, Auferstehn und Himmelfahrt! Der Ura nus ist der neuentdeckte Planet. Eigenschaften sind ihm wie auch der Erde nicht beigegeben. Die Sonne ist als Planet hitzig genannt. Nun folgen die 4 Quatember, von denen beim Calen der für 1806 die Rede war: Das Iste Quatember, den 19. Febr., Neminiscere (früher 14. März). Das 2te Quatember, den 21. May, Trinitatis (früher 13. Juny). Das 3te Quatember, den 17. Septr., Crucis (früher 19. Septr.). Das 4. Quatember, den 17. Dec., Luciä (früher 19. Dec.). Erde und Mond haben eine mittlere Entfernung von der Sonne von 20 Millionen 300 000 Meilen. Wichtig werden die Sonnenscheine an den „12 Nächte- Tagen" gedeutet. Den 12. Tag nach dem Christtage bringt Sonnenschein langes Leben und gute Gesundheit. Die Chursächß. gefälligen Steuern „aufm Lande" und „in Städten" sind dieselben von 1806. Ein gut' Zeichen, wenn 17 Jahre keine Erhöhung stattgefunden haben sollte — in einer Zeit der größten Ftnanznöte. (Sachsen war bekannt lich Königreich geworden.) Die Sinnsprüche sind nicht mehr mit „Welthändel" überschrieben. Hören wir die besten: So mancher steht und wartet in der Welt, und weiß nicht recht, worauf er warten soll. — Will dich in trüben Tagen der Hippochonder pla gen, so setz dich zum Kamin, und laß mit blauen Wölkchen der Sorgen banges Völkchen von deiner Stirne ziehn. — Nicht Jahre, nicht Tage machen geschickt,' das Forschen nach Weisheit, nur dieses beglückt. — Über die Jahr- und Viehmärkte spricht der Meißner Verlag eingangs von seiner Verbesserung darüber; „Den Herren Handels-, Kram- und Marktleuten zu mehrerer Bequemlichkeit ist für gut befunden worden, die Jahr- und Viehmärkte von Obersachsen und andern an dasselbe an grenzenden Ländern jedem Monate beizufügen". Zum Teil handelt es sich mit um böhmische Enklaven in der Ober lausitz. Höchst erstaunt aber sind wir über die wohllöbliche Anrede: „Den Herren Handelsleuten, Kramleuten und Marktleuten . . . ." Selten wird heutzutage ein Kalender so schreiben. „Unfern Lesern zur Mitteilung", würde er