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Männer und Frauen in den Hützenstubsn zusammen, wo bei Pfeifenqualm gebastelt und geschnitzt wird, während die Frauen die alten erzgebirgischen Lieder singen, denen ein besonders trauter Zauber eigen ist. Da werden nun die oft von Generation auf Generation vererbten Weih nachtsbergfiguren wieder vorgerichtet, neu bemalt, neu geschnitzt. Diese Weihnachtsberge finden sich in jedem Haus. Keine richtige erzgebirgische Weihnacht ohne „Permätt". Mittelpunkt dieser Pyramiden ist die heilige Famile: Maria mit dem Kinde und Joseph, der Zimmermann, dann die anbetenden Heiligen Drei Könige, Hirten mit großen Herden und die Weihnachtsengel. Dazu kommen aber noch die erzgebirgischen „Bornkinnel" und Nußknacker, Räuchermänner und Bergleute, Spitzen- klöpperinnen, Rußbuttenmänner, Holzweibel, Waldleute, Schnitter und Pflüger, Rastelbinder und Botenleuts, kurz, das ganze erzgebirgische Volk in oft schon längst aus gestorbenen Typen. Und auch der Stülpner-Karl fehlt nicht. Das alles wird zwischen erzgebirgische Hütten gestellt, Bergkirchen, Burgen, Dorsbrücken aus Wurzelholz, mit viel Moos ausstaffiert. Neben den Hauspyramiden, die sich überm Wärmehauch der Kerzen drehen, hat jedes der Erzgebirgsstädtchen seinen großen Weihnachtsberg, der allweihnachtlich wieder zur Schau gestellt wird. Die berühmtesten davon sind derLößnitzer und der Reu st ä d t e r, welch letzterer den achtunggebietenden Umfang von 20 Metern ausweist. Rückt das Weihnachtsfest näher, dann werden in die Fenstersimse die lichtertragenden Bergmanns- oder Engelleuchter gestellt; soviel Leuchter am Fenster, soviel Knaben im Hause. Eins besondere Bedeutung hat die Weihnachtsabendkerze, die nicht früher angezündet wird, als bis alle Hausgenossen nm den Tisch versammelt sind, dann reihum geht, und wessen Kopfschatten nicht zu sehen ist, der wird das nächste Weihnachtssest nicht erleben. Früher mußte sich bei einer richtigen Erzgebirgsweih nacht mit dem Kerzenduft der Geruch des „N eunerlei" mischen. Damit hat es nach einem alten Erzgebirgler folgende Bewandtnis. Zuerst gibt's Warmbiersuppe mit Rosinen, Mandeln, Semmelröstwürfeln, „domit ans nächste Gohr de Ras' net troppt", dann Weißkraut mit Schöpsen fleisch, „domit ans Laam net sauer werd", dann Brat wurst mit Linsen, „domit viel kleines Geld im Hause sei", weiter Schweinebraten mit Klößen, „domit es auch an großem Gelds nicht mangele", zuletzt Apfelsalat mit Heringen, „auf daß Gesundheit und auch Kraft jeden be glücke". Und von jedem Gange mußte etwas im Topfe bleiben für abgeschiedene Seelen. In der Weihnachts frühe um vier Uhr dräugt sich eine hundertköpfige Männerschar zum Stadtkirchturm hinauf, Sänger, Kirchen chor, Musikanten. Trotz Schneegestöber und Froststurm gebraus. Dann klingen feierlich die uralten überlieferten Weihnachtschöre über das verschneite Städtchen in der Tiefe. Eine Stunde später, in der fünften Morgenstunde, wandelt jung und alt zur Weissagung in die Metten kirchen. Die sind von hundert und aber hundert Hellen Kerzen erleuchtet bis hinauf zu den Emporen. Kops neben Kopf gedrängt, lauschen Männer, Frauen und Kinder allweihnachtlich aufs neue der Mär vom Kindlein in der Krippe in Bethlehems Stall. In einigen Ort schaften ist es noch Sitte, dabei die Mett en spie le aufzuführen, ursprünglich Hirtenspiele, die Verkündung darstellend. ^sesltsbüi'O Georg Krautwurit-Bautzen Wsnäisobsr Srsbsn 2 (llvks StsioMr.), sssmrut 2818 llrlsctigungti-smcisi'biscbtSLNgsisgsniisitsn Vsi-mittswrig bsi Li-unästüoks-ZM- unci Vsi-Ksvtso itypotbskoobssobaffvng Msm Schrebergarten Wilh. Fischer, Zittau Mein Schrebergärtchen, das ich liebe, Liegt jetzt in stiller Wintersruh. Mein Hoffen ist, daß leben bliebe, Was warm das Schneetuch decket zu. Ich hab an euch, ihr Vlumenkinder, So viele Freude doch gehabt. Ihr Bäume, Sträucher, auch nicht minder, An euren Früchten mich gelabt. In dieser Freude fand ich Frieden; Das war für mich der schönste Lohn. Mir war Gesundheit stets beschicken, War ich in eurer Dienste Fron. Ich bin so gern zu euch gekommen, Ich hab gepflegt euch allezeit Und hab euch mit ins Heim genommen. Damit ihr andern brachtet Frend. Wenn heiß die Sonne auf euch brannte. Der Durst euch quälte stundenlang. Der Himmel keinen Regen sandte, Tränkt ich euch, wenn der Tag hinsank. Es ruht der Keim im Erdenschoße Und wartet auf das Lenzeslicht, Bis dann, befreit von Erd und Moose, Er durch zu neuem Leben bricht. In dieser Hoffnung muß ich harren, Dir, Schrebergärtchen, ferne sein. Wenn Frost und Kälte nicht mehr starren, Dann grüß ich dich im Sonnenschein. Zwei alte Kalender sEin Neustadter von 1806 nud ein Meißner von 1823) Wenn nun in jedes Haus ein neuer Kalender gebracht wird, denken wohl die meisten älteren Leute beim Durch blättern desselben: „Die alten Kalender waren doch schö ner!" Sie lieben die alten, nun vergilbten Kalenöerbücher, weil sie mit ihnen jedes betreffende Jahr durchlebten. Er kam fast täglich zu allerhand Notizen in ihre Hand, der Landwirtschafts- und Geschichtskalender oder der Königlich Sächsische cvucessiouierte Bolkskalender, der König!. Sachs. Allergnüdigst cvncession. Dresdner Historische Stadt- und Landkalender oder sonstwie mit Namen. Im Topfbrett oder in der Tischschublade, irgendwo lag er „parat". Da kamen die Steuern hinein, größere Käufe, Gedenktage und oft die wohl beobachteten Wetteranmerkungen für die künf tigen Jahre. So wurde der Kalender ein Begleiter der guten alten Leute, und mit Wichtigkeit wurde dann zum Neujahr der neue „treue" Almanach-Kaleuder begonnen. Wer hält noch an dieser schönen Sitte in unseren Tagen fest? Nur noch wenige. Wo führt man noch ein Tagebuch, ein Familienbuch? Hier und da — in dem Bewußtsein, daß solche Büchlein später einmal den eigenen Angehörigen ein wertvolles Kleinod sein werden. Solche alte Geschichts kalender sind auch in diesem Sinne der Familie Tage bücher, kleine Familien-Chroniken. Oft wirst du kaum die alten Schriftzeichcn der Notizen entziffern können. Die Jahrzehnte haben die Tinte verblassen lassen. Vielleicht fehlen auch gar die ersten Blätter, die gerade am wert vollsten sind, weil da die Monate stehen, neben die der Ur großvater Bemerkungen schrieb. Vielleicht sind auch die Ecken, weil die Enkelkinder damit spielten, zerknittert und zerrissen, die Bilder gar herausgeholt. Wenn sie erwachsen sind, müßte man den Kleinen die alten Bücher reichen! Dann bliebe viel in jedem Hause erhalten. Alle alten Bücher und Schriften sollten nie achtlos beiseitegelegt wer den. Den Vorfahren zuliebe, gib ihnen einen Platz in einer Lade, in einer Ecke! So viel Platz nehmen sie nicht ein, daß