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erhielt aber 1731 einen ehrenvollen Ruf als Kreisamtmann in Wittenberg, starb acht Jahre später als 64 Jähriger, am 8. Septbr. 1739, und ward auf dem damals neuen Fried- Hose vor dem Elstertore daselbst beerdigt. Von seinen schon angedeuteten Werken nun erschien, und zwar aus Dank barkeit gegen Zittau, in dem er, wie er im Vorworte be-, merkt, nebst den Seinigen „so viele, hochschätzbare Freund schaft genossen" als erstes 1716 das Buch: „Analecta Fasto- rum Zittaviensium oder historischer Schauplatz der löblichen Alten Sechs-Stadt des Marggraffthums Oberlausitz Zittau". Es ist dies ein stattlicher 620 Seiten zweispaltigen Text und 20 Seiten Register habender, wie mit einer Ansicht und einem Plan von Zittau und zwei Darstellungen des Oybin versehener Foliant, in welchem in fünf Abteilungen und 52 Kapiteln alles derzeitig Wissens- und Darstellens werte von Zittau, wie z. B. Lage, Name, Ursprung, Wap pen, Gebäude, Reformation usw., sorgfältig zusammen getragen, mit Literaturangaben versehen, und, da der Ver fasser „beim Schreiben mehr auf die Deutlichkeit und Ein falt, als auf weitausgesuchte hohe Reden gesehen", an sprechend kurz dargelegt. Für Zittau besitzt es noch be sonderen Wert dadurch, daß in ihm manche, nachher bei der traurigen Beschießung verloren gegangene Nachricht ent halten, und in seiner Grundeintetlung vermag es noch heute Chroniken als Vorwurf zu dienen. Zum 200 jährigen Reformationsjubiläum ließ der flei ßige Schreiber eine Art Auszug aus diesem, das kleine in Oktav gehaltene 138 Seiten starke Büchlein: „Memoria Heidenreichiana, oder historischer Bericht von dem Leben, Lehre, Wandel, Reformation und Aembtern M. Canventii Heidenreichs" usw. erscheinen. Nebst Angaben über Heiden reich enthält dieses Statistiken der Geistlichen der Sechs städte, Bemerkungen über klösterliche Gegenreformation und den Traditionsrezeß der Oberlausitz usw. und als Fortsetzung und Ergänzung der Analecten brachte er end lich 1719 den „Oberlausitzer Ehrentempel" heraus. „Hier öffnet sich der Welt ein neuer Ehren Tempel Und stellt das Ebenbild von Oberlausitz vor, Der Famen Ruff erthönt: Komi, schauet dies Exempel, So schwinget sich ein Land aus dunkler Nacht empor" beginnt die „Erklärung des Titul Kupffers vom Autore", das einen mit Statuen verschiedener Regenten und den Wappen der Sechsstädte wie altlausitzer Geschlechter ge schmückten Triumphbogen vorstellt. Dies ebenfalls in Folio format gehaltene Buch erzählt auf rund 650 Seiten (und 20 Seiten Register) im 1. Teile vom Namen und den ersten Bewohnern, von den Regenten, von Wappen, von der Kon stitution usw. der Oberlausitz. Topographische Berichte fol gen, und im „andern Theile" ist das „Weltberühmte Ge schlecht derer Burggrafen von Dohna", das von Nostitzsche, Gersdorffsche, Canitzsche, Ponickausche, Hündische, Metz- radsche und Debschitzsche behandelt. Gegen 75 Wappen und rund 53 Stammbäume und Ahnentafeln bereichern, nebst sieben hübschen Ansichten der Sechsstädte, das Buch, und zur Übersicht des Gebietes findet sich auch eine, die ganze, damals ungeteilte Lausitz umfassende Landkarte vor. Selbst die beiden Klöster erfahren ausführlichere Be handlung, und am Ende fehlt auch eine literarische An merkung nicht. Alles in allem ist es ein noch heute bewun dernswertes Werk, ein ganz hervorragendes aber in jenen Zeiten, und der nachstehende, von einem altlausitzer Edel manns verfertigte Nachruf dürfte dem selten fleißigen Historiker aus wirklich verehrender Zuneigung gewidmet gewesen sein: „Was Staub bedeckt und in der Gruft verschwunden Hat Carpzovs muntrer Geist gelücklich wiederfunden Beglücktes Vaterland, dein neuer Tacitus Macht, daß man seinen Fleiß rühmt und bewundern smuß, Denn was vom Alterthum zu wissen übrig blieben Ist mit Bedacht und Müh in dieses Buch geschrieben. Wer mit Carpzovio Douidenlieder singt Und einer Sonne gleich durch Nacht und Nebel dringt. Der dient der Nachwelt selbst zum rühmlichen Exempel Und baut mit eigner Hand sich einen Ehrentempel." M ä t t i g. Benutzte Literatur: Außer den drei Werken: Pescheck; Handbuch der Geschichte von Zittau 1. Band, Seite 645 usf. 1834. Von Herbert Henkner, Bautzen Zum zweiten Male raunen sich am Czorneboh die schlanken Tannen eine ernste Botschaft zu und übergeben sie dem Winde, der sie weit ins Land hineinträgt zu all den Freunden des Berges, die am besten wissen, was es mit der Romantik da oben für eine Bewandtnis hat: Mutter Kalauch ist heimgegangen und ihrem Gatten in die Ewigkeit gefolgt. Nun fühlen wir ganz, was uns auf dem Czorneboh mit diesen beiden prächtigen Menschen Ernst und Luise Kalauch verloren gegangen ist, eine Bergromantik, die nur durch ein solches Alter und eine so jahrzehntelange, treue Tätigkeit entwickelt werden kann. Am 25. Januar 1929 ging Ernst Kalauch seiner Luise im fast vollendeten 79. Lebensjahre voran zur letzten Talfahrt und nun ist ihm die fast 78 jährige gefolgt. Am Sonntag, dem 20. Juli, abends 547 Uhr erlag sie einem Gehirnschlag. Am Sonn abend war die noch verhältnismäßig rüstige und geistig rege Greisin noch wohlauf und Anfang Juni besuchte sie noch ihren Sohn Emil Kalauch an dessen Geburtstag auf dem Bieleboh. Luise Kalquch war nicht nur im Familienkreise eine fürsorgende Lebensgefährtin und Mutter, sondern darüber hinaus so vielen, vielen Wanderern eine mütterliche Wir tin, die manchem in dankbarer Erinnerung bleiben wird. Als Tochter des Müllers zur „Blauen Mühle" in Cune walde, Heinrich Ernst Müller, wurde sie im September 1852 geboren und am 11. Januar 1874 schloß sie mit Ernst Kalauch den Lebensbund und folgte ihm, nachdem sie bis 1881 die in der „Blauen Mühle" befindliche Bäckerei ge führt hatten, am 25. November 1881 auf den Czorneboh, um dort als tüchtige Hausfrau und Bergwtrtin zu walten und zu schalten. Und wenn die Baude auf dem Czorneboh im Laufe von 42 Jahren eine große Schar treuer Freunde und Besucher sand, so ist es nicht zuletzt das Verdienst dieser tüchtigen Bergwirtin gewesen. Sie hat es nicht leicht gehabt, denn auch Sorgen blieben ihr nicht erspart. 15 Kindern schenkte sie das Leben, von denen fünf jetzt noch am Leben sind und zwei als Bergwirte aus dem Czorne boh und dem Bieleboh, Martin und Emil Kalauch, ein schönes Erbe weiter hüten. Am 1. Juli 1923 traten Mutter und Vater Kalauch von einem arbeitsreichen Schaffen zurück und verbrachten ihren Lebensabend weiter auf dem so liebgewonnenen Czorneboh. Wie der Heimgegangene Bergwirt hatte auch Mutter Luise Humor und ein gut Teil Lebensphilosophie, die ihr die Gabe verliehen, den rastenden Wanderer die Freiheit der Berge so wohltuend empfinden zu lassen. Sie wußte die Sage vom wilden Jäger Pan Dietrich zu erzählen, der in wetterschwerer Nacht über den Czorneboh reitet, und sie verstand es, an Winterabenden den Wanderer die trau liche Geborgenheit in behaglicher Baude genießen zu lassen, die nur der kennt, der bei jedem Wetter, Sommer wie Winter, zum Berge steigt. Das wußten die Freunde vom Stephanstisch, von der Donnerstagsrunde C. D. K. und vom Gebirgsverein Bautzen immer an ihr zu schätzen. Und