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cUtuf die »erse! Ist dir das Herz recht bang und schwer vom Kummer dieser Seit, so nimm den Wandsrstab die her, entflieh' der Traurigkeit. Sur Dergsshöh'l Dort bist du frei vom Elend hier im Tal, von Alltagsjorgsn und Geschrei, von Haß und Neid und Dual. Dort in der reinsten Himmelslust, wo nie dec Frieds weicht, wo segnend dich dis Gottheit rüst, wird dir das Her; so leicht. Du schaust die Wunder der Natur, suhlst Gottes Nahsssin, still liegen vor dir Wald und Flur, — im weiten Daum allein l — G Mensch, — hart ist des Schicksals Laus -, ist dir die Seele wund, steig' zu den Bergen kühn hinaus, so wird dein Herz gesund! Emil M«ipii«k, Kriilcha. Bruno Reichard, ein Lausitzer Schriftsteller 40 Jahre im Dienste heimatlichen Schrifttums Don Herbert Hrnkner, Bautzen n diesen Tagen blickt einer der bekanntesten und viel seitigsten Lausitzer Schriftsteller, Bruno Reichard, Zittau, auf eine 40jährige Schriftstellertätigkeit zurück. Er hat in dieser Zeit nicht nur ein umfangreiches, sondern auch erfolgreiches Schaffen hinter sich gelegt. Bei allen Enttäuschungen und Unfreundlichkeiten, die er in dieser Zeit nicht zu vermissen brauchte, hat er sich allezeit einen geraden, offenen und grundehrlichen Charakter bewahrt. Ob- wohl er — und das besonders in den letzten Jahrzehnten in Zittau — immer im öffentlichen Leben stand, hat er sich nie ehrgeizig der Öffentlichkeit ausgedrängt und versucht, billige Lorbeeren zu ernten. Wer Bruno Reichards Schaffen nur einigermaßen kennt, und wer auch an ihm den Menschen wie Schriftsteller näher betrachten durfte, der wird wissen, daß dieser Mann nicht nur über ein reiches Wissen, eine hohe Begabung als Schaffender und als Kritiker verfügt, sondern daß in ihm auch ein frischer Geist der Vertiefung wohnt. Er ist eine jener Schriftsteller, gestalten, die bei allem Fleiß, aller Regsamkeit und Schaffens- freude nicht viel Zeit finden, aus das Außere zu achten. Er ist kein Mann der Bügelfalte, die bei so vielen fast alles aus- macht. Sein aufrichtiges Gemüt und seine Herzensgüte stellen alle Äußerlichkeiten zurück, so daß es kleinlich wäre, ihn dar- nach zu beurteilen. Er besitzt jenen frischen gesunden Humor, dem es nicht selten an gewitziger Satire mangelt und um den man ihn beneiden könnte. Bruno Reichard schuf nicht, um schaffen zu wollen. Er griff aus ehrlichem inneren Drang zur Feder und er hat sie nie gegen seine innere Überzeugung ge- führt. In seinen Arbeiten gab er sich nie anders, als er war und ist. Darum verdient er Achtung und Würdigung. Als ältester Sohn eines schlechtbezahlten kaufmännischen Beamten einer Wellfirma wurde er am 7. Juli 1869 in Dresden geboren. Der Baler hatte oft als Vorstand eines vielköpfigen Haushaltes mit wirtschaftlichen Sorgen zu Kämpfen, sodaß er sich ob seiner Söhne nicht mit großen Plänen be- faßte. Schwere Krankheit schob den Schulbesuch des ältesten Knaben etwas hinaus, aber bald holte der Siebenjährige alles nach und mit seiner Begabung eroberte er sich den ersten Platz in der Klaffe, den er immer inne behielt. Ein« liebevolle Mutter ließ ihn ohne Wissen des Vaters in den Anfangs- gründen des Latein unterrichten mit dem Erfolg, daß Bruno Ostern 1880 bei seiner Aufnahme in die Dresdener Dreikönigs. schule die Sexta überspringen durste und sogleich in die Quinta kam. Nach einem Jahr erhielt er eine Freistelle, während die Kosten für die Lehrmittel durch Stipendien aufgebracht wurden. Schon zeitig verstand er es, durch Privatstunden sich seinen Unterhalt zu verdienen. Seine Schüler waren sehr oft junge Beamtenanwärter, die zuweilen acht an einer Stunde teil- nahmen. Zu seinen Lieblingsfächern zählten neuere Sprachen, Geschichte, Naturwissenschaften und vor allem Literatur. Bald regte sich in ihm die Neigung zur Poesie und die Erfolge blieben nicht aus. Eine große Ballade „Ein neu Gebot", nach einem Stoffe Ernst von Wildenbruchs verfaßt, war das Ergebnis eines Preisausschreibens. Bor einer großen Festgemeinde trug er sie beim Schulaktus anläßlich der IS-Iahr-Sedanfeier und am selben Abend vor mehr als tausend Menschen in der großen Turnhalle des Neu- und Antonstädter Turnvereins selbst vor. Der Chef der Firma Meinhold <L Söhne bat sich das Manu- skript aus und einige Tage später hatte Bruno Reichard, ohne es zu ahnen, 100 sauber ausgestattete Druckabzüge dieser Ballade in den Händen, die sehr schnell vergriffen waren. So erzielte der junge Dichter am ll. September 1886 seinen ersten schönen Erfolg, der ihn zu weiterem Schaffen anspornte. Im April 1888 wollte er die Universität Leipzig beziehen. Da war es sein Rektor, der ihn auf die häuslichen Verhält- niffe seiner Familie hinwiee, ihm darum vom Studium abriet und den Postdienst sehr empfahl. Schweren Herzens entsagte er, arbeitete sich aber rasch in den anstrengenden Postdienst ein, der ihn 1889 nach Oybin und Zittau, 1890 nach verschiedenen Orten des Erzgebirges, 1892 und 1893 nach Görlitz, Markliffa und Hirschberg führte. Für seine Poesie fand er noch immer Muße und schon damals schrieb er im Dienste des Heimat- gedankens. So entstanden seine beiden Bände „Sudeten- klänge" und 1891—93 viele Beiträge für das von Paul Heinze in Dresden-Striesen herausgegebene „Deutsche Dichterheim", die auch in zahlreichen Zeitungen Aufnahme fanden. Zum Postsekretär befördert kehrte Bruno Reichard am 1. Dezember 1893 wieder nach Dresden zurück, um dann am 14. Dezember 1896 die Prüfung für den höheren Verwaltungsdienst abzu- legen. Im Dereinsleben war er bald ein gern gesehener Gast und Mitarbeiter, dem man so manchen wohlgelungenen Abend, ausgesüllt mit den Früchten seiner Muse, zu verdanken wußte. Als Dramatiker versuchte er sich erstmalig 1900 erfolgreich mit dem humorvollen Stück „Das Winzerfest", an dessen Auf- sührung die Dresdener Lehrerschaft regen Anteil nahm. Im Anfang des Jahres 1902 trat man an ihn mit der Bitte heran, die Leitung der Freilichtbühne in der Dresdener Heide und die Winteraufführungen des Vereins „Volkswohl" zu über- nehmen. Ein gediegener und sorgfältig aufgestellter Spielplan erwarb besonders der Freilichtbühne einen guten Zuspruch. In dieser Zeit entstanden auch die Einakter „Ein schwaches Werkzeug", „Bruder Zoo" und „Deutsche Pioniere", die nach ihrer Aufführung im Bolkswohl-Berlage erschienen. Diesen Dichtungen reihten sich weitere an wie „Späte Sühne", „Die Statue", „Mildernde Umstände", „Die Mär der Christnacht", „Der letzte Dienst", „Heimkehr", „Bedingte Verurteilung", „Erdmuthe", „Rübezahl", „Das oberste Gesetz" und andere, von denen verschiedene über 30 Ausführungen erlebten. Den Schluß dieser Schauspielreihe bildete das anläßlich des 100. Todestages von Schiller aufgeführte Festspiel „Freude, schöner Götterfunke". Der deutsch - evangelische Bolksfestspielverein verstand es, Bruno Reichard für sich zu gewinnen und für ihn sehr rege journalistisch tätig zu sein. Das im Auftrage des Vereins von Reichard herausgegebene umfangreiche Gedenkbuch „Deo- rients Luthersestspiel" Dresden 1905 war nach dem Erscheinen sofort vergriffen. Der Verein veranstaltete auch eine Reihe Aufführungen mit Reichards Werken. Die großen Schauspiele „Zweierlei Ehre", „Zwei Welten", „Das kalte Herz" und „Edelwild" entstanden ebenfalls zu dieser Zeit.