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Oberlaufltzev Hetmatzelkuug 18-) Es wird zunächst über die sehr ansehnliche Streitmacht berichtet, die sich auf drei Bergen um den an der Beraun südwestlich von Prag gelegenen Karlstein rings umher lagerte. Auf dem Pfaffenberge 6000 Mann mit 2 großen Stück Ge schützen,eins mit Namen IaromirLicze.das andere Richlieze und 14 andere Stück „sambt der großen Schleuder der Alten Stadt Prag". Weitere 6000 aus einem Berg im Osten mit einem großen Geschütz, PraLka genannt,,12 anderen Stücken und der anderen Aitstädter Schleuder. Der dritte Hause von 6000 Mann lag im Süden mit einem großen Stück „Ho- worka", 12 anderen und der Prag-Neustädter Schleuder. Der vierte gleichgroße Haufe im Westen hatte ein großes Geschütz, die TrubacLka, 8 andere und 2 Schleudern, eine von der Prager Neustadt, eine von Schlau. „Des ersten und anderen Tages brachten sie Stein und machten Gräben und Schanzen." Am Z.Tage beganndieBeschießung des Schlosses so grausam, daß es in den Wäldern weit und breit erscholl. Die ans dem Schloß hielten sich ritterlich, taten auch den Feinden mit ihrem Geschütz nicht wenig Schaden, aber auch die Feinde drängten hart mit Schießen, „dann sie viel Ziegel, Schiefer und ander Dachwerk mächtig darniederschossen". „Die Prager ließen die herrlichen steinernen Säulen, welche allbereits zu Prag in der Kirchen zu Mariae Nivis (Maria im Schnee) gestanden, wiederum nehmen und nach dem Karl- stein führen, denn der PetrLiner Stein war und ließ sich leichtlich arbeiten; mit denselben Steinen schleuderten sie gleich wie mit den Kugeln ins Schloß hinein. So hatten die Belagerten auf alle Böden des Schlosses trefflich viel von Stäben geflochtene Hurten und drauf eichene Holzbischel mit dürren Kuh- und Ochsenhäuten legen lassen. Also konnten die Feinde mit den Schleudern keinen Boden durchbrechen, unangesehens, daß das Schloß des mehren teils vom Dach werk entblößt, noch mit dem Geschütz eingerlei Mauern fällen. Wiewohl man heftig schießen ließ, denn man alle Tag diese Stücke abgeschossen,nämlich die PraLka sechsmal, die Iaro- mirLicze auch sechsmal, die Richlieze und Howarka jedes zwölfmal, und das andergemeine Geschütz zu vielen und öfteren Malen. Es wurd mancherlei unleidlich stinkend Aas hineingeschleudert, desgleichen auch andere Unreinigkeit, welche man zu Prag aus den Cloacis genommen und in Fäß- lein nach dem Karlstein geführt, damit die Belagerten durch denGestank gezwungen werden möchten. Aber sie hatten ausm Schloß vielungelöschtenKalk und vielFäßleinHüttenrauchi), welches sie auf das Gestänke schütteten. Dennoch sind etzlichen um des unleidlichen Gestanks willen die Zähne ausgefallen und den andern los geworden. Sommerszeit, als sie auf 14 Tage einen Stillstand gemacht, ließen sie ihnen zu Prag in den Apotheken Arzney ordnen, damit also ihre Zähnewieder um befestigt worden. Nach Ausgang des Stillstands ward von den Feinden abermals nachm Schlosse grausamlichen geschossen und gestürmet. Indessen ward einer aus der Prager Bürgerschaft gefangen und oben aus dem Turm, dahin man am aller heftigsten geschossen, an ein Seil gehangen, und gaben ihm einen langen Stab, daran ein Fuchsschwanz gebunden, damit er die herangeschossenen Kugeln gleichwie die Fliegen mit einem Wedel abkehren sollte. Solches geschah vielleicht den Pragern zum Spott oder damit sie sich seiner erbarmen und desto gemachsamer schießen sollten. Und als er den ganzen Tag gehangen, ist er mehr durch der Belagerten,als der Feinde Erbarmung herabgenommen worden. Nochmals machten sie miteinander abermals einen Stillstand und die Prager luden etzliche Belagerten hinab zu ihnen auf eine Lollalion und traktierten sie vierTage nacheinander gar herrlich. Bei dieser Sir. 14 Collation rühmten sich die Belagerten, unangesehen, daß sie allbereits einen großen Mangel litten, eines großen Über flusses an Proviant, als von Brot, Fleisch, Bügel, frischem Wildbret und Fischen, mit dem sie sich wohl 3 Jahr lang auf halten könnten, dem dann etzliche aus den umliegenden Städten Glauben gaben und wurden verdrossen gegen den Winter allda zu verbleiben. Die Belagerten dankten ihren Wirten wegen der herrlichen Traktion, nahmen einen freund lichen Abschied und begaben sich aus ihr Schloß. Nach ihrem Abschiede erhob sich von der Belagerten überflüssigen Pro viantswillen in dem Kriegslager ein Streit und Zwiespalt. Etliche sagten, es müßte nicht anders sein, denn daß sie aus dem Schlosse durch die Berge heimliche Stollen und Durch gänge haben müßten, dadurch man ihnen solche frische Speisen und ander Proviant liefern könnte; es möchte sie ein andrer aushungern usw. Nach lang gehaltenem Ratschlag ward be schlossen, daß man noch vollends bis auf Martini allda ver bleiben wollte. Den Belagerten war dies unverborgen, der- wegen sie es gerne hörten. Am Tage Allerheiligen machten sie abermals einen Stillestand, damit weder zum Schloß noch herunter geschossen werden sollte. Den Tag vor der Octova Allerheiligen begehrten die Belagerten ein Gespräche. Als es ihnen zugelassen, baten sie auf den morgenden Tag umb einen Stillstand, mit Vermeidung, daß auf dem Schlosse eine herrliche Hochzeit gehalten werden sollte. Als der Tag kommen, ließen sie zu Tanz geigen, pfeifen und auftrommeten, da doch weder Bräutigam noch Braut, weder Brod, Wein, Fleisch noch Fisch vorhanden, viel weniger getanzt worden. Als es die im Lager hörten, waren sie darüber nicht wenig verdrossen und sagten: Die Belagerten sind fröhlich, essen und trinken und panketieren,dagegen müssen wirFrost leiden und daheim unser Handwerk verlassen. Wer will sich nun ferner sie zu gewinnen bemühen, denn es ist alles umsonst und ist wohl zu vernehmen, daß sie keinen Mangel im Schlosse leiden. Aber die Belagerten hatten nunmehr im Schlosse nicht mehr zu essen, denn einen einsitzigen Bock, welcher im Schlosse herumgegangen; 2) denselben ließen sie endlich abstechen und auf vier Teile teilen, dessen Hinterviertel eins sie mit allem Fleiß mit Blut bestrichen, zogen nachmals Rehhaar aus einem Reitsattel, damit der Pombst ausgesüllt gewesen, streueten deren ein wenig drauf und sandten es dem obersten Feld hauptmann ins Lager, welcher seinesHandwerks ein Schneider war, mit Namen Ian Hedwika. Der Bote, so gemeines Viertel vom Bock brachte, redete also: „Herr Oberster Feldhaupt mann dieses Kriegsvolks! Der Hauptmann aller belagerten Ritterschaft auf dem Schlosse läßt euch von wegen dieses Friedesstands, und daß ihr euch als tugendreiche Kriegs leute vermöge eurer Zusage (damit sie aus dem Schlosse ihre ehrliche Hochzeit mit Freuden verbringen mögen) verhalten, zum freundlichsten danken. Nichtsdestoweniger bedankt sich auch der Herr Bräutigam gegen euch dieser Freundschaft. Und damit ihr seiner hochzeitlichen Freuden oder Collation auch genießen möget, so übersendet er euch hiermit ein Viertel vom Reh, welches frisch und erst gestriges Tags gesället ist." Die Belagerer sind infolgedessen überzeugt, daß ihre Gegner geheime Ausgängeaus der Burg haben müssen,und beschließen den Abzug. Ein polnischer Edler, ein Vetter des Polenkönigs Korybut, der damals von den Pragern zum König erwählt war, kommt dem Schlosse zu nahe. „Indessen ließ einer aus dem Schrott,») welcher überm Brunnen gebauet gewesen, unversehens ein klein Geschütz los und traf den Herzog gleich in den Kopf, daß er alsbald niederste! und starb." Es wird dann noch hinzugefügt, wie ost aus den großen Geschützen