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venvoren Sonntag^GNober (Gilbhart) 192) Unber-echtigrer- N<rciiö«'uc^ Grfchpi'nt allen Aage Z^nei/ags' Gescf>icl)te, 1 ÜIIZI« WMsi!» Dru«^ u.Veftog:Älwm Marx (Jnfi.vtto Marx) Südlauft^ei» Nachrichten, Reichenau, Sa. I 2. Jahrgang Blatter für L^eimatkunöe, l !! ir» I ! .11,11 II>! I»W»I»I««»»IIIUI!I Schristleitung und Geschäftsstelle in Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21S Nr^20 Gottsssrksnntnis Wie lieb' ich dich im Dlütenkranzs, urswig heilige Natur, Wie köstlich, wenn im Gommsrglanzs gesegnet stehen Feld und Flur. Ich preise deine Gabsnsülle, die herbstlich bunte Farbenpracht; Dewund're dich, wenn jchnee'ge Hülle der rauhe Winter dir gebracht. Dir künde ich, wenn Glück und Freuds des Herzens Saiten mir bewegt, Dich such' ich, wenn in herbem Leids der Grund dec Seels tief erregt. Du hörst mich an mit hsil'gsm Schweigen, entbietest mir dann einen Grus), Dor dessen Hoheit ernst sich neigen und ties mein Geist erschauern must. Nicht schwache Töne sind's, nichl Worte, nein, vollste reinste Harmonie; Der Ewigkeiten Grundakkorde vereinen und enthüllen sie. Es offenbart dein Herr und Meister in dir sich mächtig, Mlnatur, Du gibst der Schar der ird'schsnGeistec ein Helles Leuchten seiner Spur. Hilda Math-», Stuttgart. In den Grüften von Gabe! Boa Erhard Nierich ^Win schöner Herbsttag wars, golden leuchtete das Laub MM der Spitzahorne an der alten Straße, die von Zittau nach Gabel führt, Hummeln läuteten um die Heide glöckchen, Fäden des Spätsommers hingen an den alten Fichten: der Herbst entfaltete seine bunte Pracht, ehe der Wald unter seinem Froste stirbt. Gelbes Gras flüsterte um die beiden alten Sühnekreuze am Wege. Hier gebot einst ein starkes Tor dem durchziehenden Kaufmanne Halt. Hier kamen die gefürchteten Herren der Feste Karlsfried und ließen ihn nur nach Bezahlung hoher Wegegelder weiter oder raubten ihm gar einen Teil seiner Waren, bis endlich Zittauer Bürger die gefürchtete Raubburg bekannten und schleiften. Räuberbanden dienten die Ruinen noch lange als Zufluchtsstätten, bis nach einer abermaligen gründlichen Schleifung säst nichts mehr blieb. Ein Turmstumpf und wenige Grundmauern sind das Wenige, was heute noch an jene unsicheren Zeiten mahnt. Von den Mauersteinen aber baute man das Dorskirchlein von Lückendorf, das eine halbe Stunde weiter nahe der Grenze unter alten Bauern- gehösten aus dichtem Grün auf den Wanderer schaut. Vor bei über die Grenze die ziemlich einsame Zollstraße weiter über einen Waldpaß nach Petersdorf führt unser Weg. Aus buntem Laubwald grüßt von dem linken Berghange das trotzige Schloß Lämberg, das auch einst dem mächtigen Herzog von Friedland, Wallenstein, gehörte, ihn aber wohl nie gesehen hat. Weithin ist der feste Berchfrit sichtbar, und der gepflegte Park verrät, daß der jetzige Besitzer dieses Schloß wieder seinem Verfalle entrissen hat, in den es zu sinken drohte, nachdem es lange Jahre leer stand, als Laza rett im siebenjährigen Kriege verwendet wurde und dann fast vergessen war. Einen Blick wenden wir noch zurück nach der Falkenburg, jenem imposanten Basaltkegel, auf dem noch deutlich die Anlage einer Burg sichtbar ist, die aber ebenfalls der Rache des Sechsstädtebundes zum Opfer fiel, da, wie der Chronist schreibt, der Burghauptmann in den Dörfern schändlich „herumgeludert" hat. — In der Ferne tauchen bereits die Häuser von Deutsch-Gabel auf, überragt von dem mächtigenKuppelbau der Laurentiuskirche. Gabel, ein sauberes Städtchen mit altertümlichen Häusern, birgt viele kirchliche Altertümer. Auf dem Marktplatze er hebt sich eine gewaltige Steingruppe, den triumphierenden Jesus darstellend, im Jahre 1686 errichtet als Danksagung für die Befreiung von der Pest, die die Hälfte der Ein wohner dahinraffte. Wir lenken unsere Schritte zu der 1699 der Peterskirche in Rom nachgeahmten Laurentius- Kirche. Berauschend ist der Eindruck dieses gewaltigen Baues im Innern. Ganz im Gegensatz zu andern Kirchen mutet das Innere freundlich an. Hell fällt das Licht durch die Fenster der Kuppel auf den Hochaltar und die vielen Nebenaltäre und läßt sie in ihrem silbernen und goldenen Schmucke mit herrlichen Steinarbeiten und Ölgemälden zu andachtsvollem Staunen wirken. Wie prunkvoll müssen hier die hohen Kirchenfeste sein, die zum Andenken des Kirchenpatrons St. Laurentius oder der Gründerin des ehemaligen Dominikanerklosters Zdislawa von Berka, die in der Gruft ruht, die von dem reichverzierten Eisengeländer in der Kirche umfriedigt ist, gefeiert werden. An den Aus spruch gedenkend: „Wer die Grüfte von Gabel nicht sah, hat dieses selbst nicht gesehen," gehen wir zu dem Küster, der in dem ehemaligen Dominikanerkloster wohnt, das 1784 als solches aufgehoben wurde und nun den Geistlichen als Wohnung dient. Der enge Hof, der zum Teil zugemauerte Kreuzgang, die düstern Gänge mit ihren Deckenwölbungen lassen unsrer Phantasie noch lebhaft das entsagungsvolle Leben der Mönche sich oorstellen. Mit einem Lichte in der Hand betreten wir wiederum die Kirche und steigen nach Offnen einer Falltüre eine steinerne Treppe hinab. Kalte Grabesluft weht uns entgegen, und bewundernd sehen wir die ellendicken Mauern und Pfeiler, auf denen der gewal tige Bau errichtet wurde. Wir betreten die Gruft der seligen Zdislawa Gräfin von Berka. Aus hohem Steinsockel steht der zierliche mit rotem Sammet überzogene Sarg. Das