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Nr. IS GberlaufltzerHelmatzettung 213 darum in weil ausholendem Bogen wieder hinab zu der Menschen Hütten! Nach einem Abstecher zur stattlichen Eduardsbuche gelangten wir beim Lochförster, den Kirchberg umgehend, in das tief eingeschnittene Engtal von Lhristossgrund. Im Gasthaus „Zur Elamschen Schweiz" war Quartier bestellt. Wie in Ostritz gabs für die Mädel Betten, für die Buben eine Strohbucht. Die steilen Grashänge hinter dem Wirtsgarten boten noch einmal Gelegenheit zu müh samem Aussteigen und lustigem Htnabsausen. Zum Abendbrot gabs Wiener Schnitzel mit Preißelbeeren, und nach einem fröhlichen Singsang, dem einige Dorf- bewohner zuhörten, suchten wir unsere Ruhestätten auf. Der nächste Morgen war recht frisch, der reichlich niedergefallene Tau hatte die Wege, etwas schlüpfrig ge macht, und die Höhen waren zunächst durch eine Nebel schicht den Blicken entzogen. Rüstig ging es bergauf. Die Häuser von Christofsgrund und von Neuland lagen bald hinter uns, der Wald nahm uns auf, und endlich sahen wir auch einmal vom Kriesdorfer Sattel aus in undeutlichen, immer noch nebelhaften Umrissen den gewaltigen Kegel des Je sch Ken vor uns sich türmen. Steiniger und steiniger wurde der Weg, lichter und lichter der Wald, und ehe wir's uns versahen, war der baumlose Gipfel erreicht, dessen Bezwingung uns über zwei Stunden angestrengten Steigens gekostet hatte. Rauh wehte hier oben (lOlO m) der Wind, und wir suchten zunächst Schutz im Ieschkenhaus.das, aufs solideste erbaut und aufs gediegenste ausgestaltet, den verwöhntesten Ansprüchen zu genügen im Stande ist. Die unsrigen gingen nicht über eine Tasse wär menden Kaffees hinaus, und als wir uns etwas verschnauft und erholt hatten — die Nebelschwaden verzogen sich zu unser aller Freude immer mehr und mehr —, begannen wir draußen auf der geräumigen Bergkuppe die Aussicht zu durchforschen, die von Kennern derjenigen der Schnee koppe, des Inselsberges, des Brockens als gleichartig an die Seite gestellt wird. Nach Osten die ragende Mauer des Isergebirges hinter dem gewerbfleißigen Reichenberg, nach Norden und Westen waldreiches Gelände mit verblas senden Hügeln im Hintergründe, nach Süden die böhmische Kuppenlandschaft, unterbrochen von Städten, Dörfern und blinkenden Wasserflächen, als deren größte der Hammer see hccausleuchtete, ein umfassendes Rundgemälde, leider noch nicht ganz gleichmäßig in bezug auf Klarheit und Be leuchtung, doch wurde die Umschau mit jeder Viertelstunde lohnender. Während des Abstieges, der in nordwestlicher Richtung erfolgte, nahm die Deutlichkeit und Reinheit des Bildes rasch immer mehr zu, bis endlich die Schneekoppe als entferntestes Merkzeichen in greifbarer Klarheit vor uns lag. Besonders fesselte uns dann beim Tieferkommen das allmähliche Verschwinden der weit gelegenen Punkte. Als Schneekoppe und Tafelfichte hinter den vorgelagerten Höhen versanken, hatten wir beinahe schon wieder den Waldgürtel des Bergriesen hinter uns. Zweimal hatten wir schon die Ieschkenrodelbahn gekreuzt. Jetzt kamen wir an die letzte „Kehre" vor dem Auslauf, die mit ihrer steilen, aus Baum stämmen gezimmerten Wandung uns besonders durch ihren geringen Halbmesser Bewunderung abnötigte. Wir malten uns aus, wie im Winter die Rodelschlitten sausen mögen, nahmen Abschied vom ragenden, turmgekrönten Gipfel und erreichten die ersten Häuser osnIohannesthal. Nun ging es mit Gesang durch die westlichen Borstädte von Reichenberg, dem bedeutenden Mittelpunkt des nord östlichen Deutsch-Böhmens. Wir hatten noch Zeit genug, bis in den Mittelpunkt der Stadt vorzudringen, Rathaus und Museum, zwei wahre Prachtbauten, wenigstens von außen zu betrachten und uns von dem regen Gewerbefleiß und dem lebhaften Verkehr dieser schönen Stadt zu über zeugen. Dann begann die lange Heimfahrt über Kratzau, Grottau, Zittau, Bischofswerda und Dresden, bis wir am Abend unser liebes Großenhain wieder begrüßen durften, um schöne und erhebende Reiseeindrücke reicher geworden. Dorfabend Dorsabsnd Dorsabend l Du kommst heimlich gegangen über dis mattgoldensn Wsizenbrsiten streifst du her — durch die saftigen Nübsnäcksr, in denen dis Feldhühner träumen — und manchmal verständlich schrecken ... auf dem Deine, wo dis Flockenblumen wie glühende Tropfen in der Sonne hängen und blaue und grüne Falter wiegen. Mit dem letzten Knechte, der Feierabend macht, schleichst du ins Dorf... du sitzt ihm aus dem blinkenden Ssnssnrücken. Mit der letzten Kornfuhre wirst du heimgsbracht — wie sine Göttin hoch aus reichem Throns schaukelnd und lustig . . . Du huschst durch dis grünen Gäßchen und Pförtchsn und ährenbehongensn Bäume — und schäkerst am Brunnen mit den Mädchen — und bist im Glück, das der Bursche durch die Gärten herübsrruft — und leuchtest dem Dause in den Augen, wenn er dis Hände am Feisrabsndtische über seinem Kegen faltet — und steckst den kleinen Buben und Mädeln im ersten Schlummer goldene Eier in die Büsche und Ecken — und schöpfst mit der heimlichen Liebs den Liedsrborn aus — und streichelst mit dem Winds leise dis müden Dächer und Kronen . . . Dorfabend. . . Dorfabend . . . Ms sine Mutter bist du . . . Wie «ine Mutter, die ihren Kindern über dis Locken greift — selig lächelnd — Wie eine Mutter, die ihre Kleinen zu sich nimmt und ruhig werden läßt. rno s - r < i, o > !>. Warum das Dörfchen Dehlen nach Hochkirch eingepfarrt wurde Bon Oberlehrer Fr. Bernh. Störzner-Arnsdorf Wege von Großpostwitz nach Hochkirch liegt das kleine KMIk Dorf Dehlen. Bis zum Fahre 1728 war dieses Dörfchen AWI nach Großpostwitz eingepfarrt. Im genannten Jahre trat aber hierin eine Änderung ein, und warum? — Hierüber meldet das Großpostwitzer Kirchenbuch folgendes: „Anno 1728 vorn. Mserio. vom. hütete der Pielitzer Schäfer, Peter Probst mit Namen, auf den Dehlner Wiesen die Schafe seines Paters, des Frelbauers. Peter Kilian aus Dehlen geht unter der Frühpredigt hin, um ihn fortzutreiben. Sie werden beide uneins, und der Schäfer Probst schlägt den Peter Kilian mit dem Schäferstocke über den Kopf, daß Kilian niederstürzt, doch nach einiger Zeit wieder aufsteht und nach Hause wankt. Seine Frau und Tochter, aus der Desperpredigt kommend, finden ihn, halb verblutet und fast sprachlos auf der Ofenbank liegend. Es wird schleunigst ein Chirurg aus der Stadt geholt, der den Schwer verwundeten wohl verbindet, aber zugleich erklärt, daß die Ver letzung tödlich sei. Am anderen Tage vorm. I l Uhr starb Kilian. Zufällig war kurz vor seinem Ende der Pfarrer aus Hochkirch gekommen, hatte mit dem Sterbenden gebetet und ihn dann ein gesegnet. Kilian wurde nach Hochkirch begraben, weil von nun an der Herr v. Ziegler aus Pielitz den Dehlnern den Kirchweg nach Großpostwitz, der über die Fluren des Pielitzer Rittergutes ging, untersagte. Der Schäfer Probst wurde darauf mit dem Schwerte in einer dunklen Kammer seines Wohnhauses hingerichtet."