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Nicht weit davon nach Westen zu finden wir einen Phonolithgang vor. dessen Gestein aber schon sehr stark verwittert. Die Ursachen für das Hervorquellen des Phonoliths aus der Erde sind dieselben wie für den Basalt, nämlich die Spaltenbildungen durch die Auf stauungen des Sandsteins. (?) An der jenseitigen Wand des Bruches in der Nähe des Carolafelsens erkennt man eine Ab lagerung von Ton und Sand, die Verwitterungsprodukte, beson ders des Phonoliths, sind. Der dritte und interessanteste Steinbruch, dem wir uns zuwen den, ist das Schwarze Loch. Beim Heraustreten aus dem langen Felsentunnel fällt uns gleich ein hoher Felskegcl in die Augen, der mitten im Steinbruch sich erhebt und Humboldtfelsen heißt nach dem großen Naturforscher Alexander von Humboldt, der die Mühlsteinbrüche im Jahre 1851 besuchte. Dieser Felsen ist ein sogenannter Stielbasaltoder Eruptionsstiel, derdadurch entstanden ist, daß der weichere Sandstein, der den Basalt, welcher die Erd oberfläche nicht erreicht hatte, umgab, verwittert ist und so die widerstandsfähigere Basaltsäule isoliert stehen blieb. Die andere Sehenswürdigkeit dieses Steinbruches sind die wagerecht gelagerten Sandsteinsäulen, die sich nicht weit davon neben einem senkrecht zu ihrer Richtung verlaufenden Phonolith gang finden. Ihre Entstehung erklärt man daraus, daß der durch den einst glühend-flüssigen Phonolith erhitzte Sandstein sich lang sam unter einer schon vorher gebildeten starren Kruste, die nicht mehr nachgab, abkühlte, zusammenzog und dadurch Risse erzeugte, durch die er in Säulen zerlegt wurde, deren Richtung stets senk recht zur Flußrichtung des glühenden Eruptivgesteins verläuft. Die Säulen sind also Abkühlungserscheinungen. Der letzte Steinbruch, das Bärloch, ist nur insofern von Be deutung, als dort zuerst Mühlsteine gebrochen wurden. Während die Mühlsteinbrücke vor allem geschaffen sind, das Auge des Geologen zu entzücken, weniger das des Malers, so tritt der umgekehrte Fall ein, wenn wir nun in die eigentliche Felsenstadl, das weiter gefaßte Bereich der Mühlsteinbrüche, ge langen. Denn für die ihre Namen oft täuschend verkörpernden Felsgebilde mit ihren phantastischen Formen kann der Geologe mit wenigen Ausnahmen als Ursachen ihres Entstehens nur immer wieder den vom Wind dagegen gewehten Sand angeben, er ent deckt hier keine neuen Ursachen und Wirkungen, nach denen er sonst forscht. Der Maler aber oder der Naturfreund vertieft sich in die immer neuen Formen, die sich nie wiederholen, sein Auge gleitet mit höchstem Genuß liebkosend über die geschwungenen, scharfen Linien, mit denen die Natur so wunderbare Gebilde um rissen hat, und mit ihrer Umgebung, den grünen Zweigen der Bäume, den blauen Bergen im Hintergründe, verschmelzen sie für ihn zu einem harmonischen Bilde, besten Anblick ihm immer neue Bewunderung und neue Lust zum Schauen einflößt und neuen Genuß verschafft. Eine natürliche Felsengaste hinaufsteigend, gewahren wir hoch oben, von Baumzweigen umrahmt, eines der besten dieser Stein gebilde, den kleinen Löwen, der dem Wüstenkönig wirklich täu schend ähnlich sieht. Einige Schritte weiter, und eine Steintreppe führt rechts hinauf zu den beiden berühmten Humboldtorgeln, so genannt, weil sie aus schwachen, senkrecht stehenden, orgel pfeifenartigen Sandsteinsäulen, die zu einer Gruppe zusammen gewachsen sind und durch die sich ein dunkles Band von eisen haltigem Sandstein zieht, bestehen und weil Humboldt im Jahre 1851 auch diese merkwürdigen Naturbildungen in Augenschein nahm. Man unterscheidet die große und kleine Orgel. Die erstere hat geringere Höhe, aber umso größeren Umsang als die andere. Die Entstehung der aufrechtstehenden Sandsteinsäulen denkt man sich so, daß über den zu unterst liegenden Sandstein von der Seite ein vulkanisches Gestein in glühend-flüssigem Zustande geflossen ist, wodurch dieser erhitzt wurde und beim Erkalten in senkrecht zur Flußrichtung des Eruptivgesteins gestellte Säulen zersprang, die sehr hart gefrittet waren und deshalb nach Verwitterung des vulkanischen Gesteins isoliert wurden. Ein andres, weniger seinen Namen rechtfertigendes, aber wegen seiner schwierigen Ausfindbarkeit besonders zum Aufsuchen rei fendes Steingebilde ist der Großvater, ein kleines Steinmännchen, das sich auf einsamem Felsplateau, vom grünen Schleier des Waldes verborgen, erhebt. Die mächtigen Felsmassen, worauf er steht, bilden weit überhängend unter sich den Läufergang, wo, wie auch in den nicht weit entfernten Kuhställen, die Bewohner der Umgegend mit ihrem Vieh in Kriegszeiten Zuflucht gefunden haben sollen. Vortrefflich ist für eine andere Felsengestalt die Bezeichnung Semperhexe erfunden worden. Dieser Name bezeichnet nämlich eine alte Frau, die sich in ein Tuch hüllt. Und deutlich glaubt man auch, hoch auf dem Felsen droben eine weibliche Gestalt zu erkennen, die, die Hände in ein dunkles Tuch gewickelt, etwas vornüber geneigt, im Lehnstuhl sitzt. Die Semperhexe sieht man besonders gut von dem Wege aus, der von den Rabensteinen, die den Abschluß der Felsenstadt nach Südwesten bilden, in Richtung der Gondelfahrt führt. Zugleich mit ihr erkennt man da weit im Hintergründe die seltsamen Fels formen der drei Tische, die aus einer großen, fast isolierten Fels säule unmittelbar am Bärloch bestehen, die sich oben in drei Teile verzweigt, von denen jeder eine flache, tischartige Platte trägt. Im Vordergründe sehen wir ferner die merkwürdige Gestalt der Kaffeemühle und den 'auf demselben Felsenzug liegenden Albertfelsen, erkenntlich an Stange und Geländer. Den Beschluß der Felsenreihe, auf deren Höhe die Semperhexe thront, bildet der Schalkstein, ein Kolostaler Felskegel, der sich stolz und freistehend aus dem Bergrücken erhebt. Befriedigt kehrt man von einem solchen Ausflug in das Zittauer Mühlsteinbruchgebiet nach Hause zurück mit gestärkten Nerven, angeregtem und bereichertem Geiste und erhobenem Gemüt. Und alles dies, was wir als unbestrittenes Eigentum, das uns nie verloren gehen kann, mitnehmen, hat uns unsre geliebte schöne Heimat geschenkt. Ihr sei Dank dafür! Der Sommer Ein Jüngling, stark und stattlich, zieht frohgemut durchs Land, es strahlen seine Augen, leicht ist sein hell Gewand, das Antlitz frisch gerötet, dis Haare golden schön, jo sehen ihn mit Freuden wohl Wiesen, Feld und Höhn. Den leichten Stab zur Liechten, dis Links hält den Hut, er wandert flotten Schrittes dahin ga wohlgemut. Ein munter Lied erschallst, ss klingt manch frohes Mort, DiS Fluren ringsum grüßend, ist er bald hier bald dort. Wohin er kommt, da treibst und reift die Feldesfrucht, am Strauch, am starken Daums er Dsec' und Kirsche sucht. Es blühen liebe Blumen und duften wunderbar, der Tier' und Menschen Augen, dis macht er froh und klar. Gern geht auf seinen Wegen die goldne Sonne mit, durch Glan; und Wärme zierst sie seinen Ssgensjchritt. Wie lang die schönen Tage, so mild dis kurze Nacht, drob dis Natur mit Freudsn ihm hold entgegen lacht. Fast immer ist er heiter, nur manchmal zürnt er sehe, da will er sieghaft fechten mit starkem Diesenheer. Es lohen seine Blitze, wie hart der Donner grollt! Dis Lust, dis weite Erde, ihm willig Ehrfurcht zollt. Doch bald sich dann beruhigt jein aufgeregt Gemüt, auf dunklem Grund gemalet der lichte Dogen zieht; wo erst dis Fluten rauschten, da kehrt der Frieds ein, ss glänzen Erd und Himmel im klarsten Sonnenschein. Dor Lust die Däume grünen, jo üppig jedes Blatt, der wilde Wein am Saune die höchste Freude hat; dis Dosen köstlich duften, die Nelken blühen auch, das goldne Korn am Hangs, es wallt beim Mindsshauch. Die Schmetterlinge flattern, die Dienen tragen schwer, und Fliegen, Hummeln schwirren, es spielt der Mücken Heer. Die Lerche überm Felde singt klar in reiner Lust, aus Klee und tausend Halmen so laut die Wachtel ruft. Der Landmann schaut mit Freuden der reisen Ähren Pracht, dem Wandrer dort am Daine das Her; in Wonne lacht. Deim heitren Kinderspiele erschallt manch Lustgetön, Nnd Mädchen, Burschen singen noch abends aus den Höhn. Gb all der Freude strahlet des Jünglings Angesicht, und wem er hold begegnet, dejj' Her; wird froh und licht. Lin jeder drum ihn liebet, wem wär er nicht bekannt? Wird er ob seiner Güte der »Sommer" ja genannt. E. S. Lodr, Oberfrled«r,d»rt.