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nicht ruhig blieb diese Nebelmasse. Es wogte und wallte dauernd in ihr. Bald verdichtete sich an einer Stelle der Nebel, bald kam er höher zu uns herauf, bald sank er tiefer ins Tal zurück. Nur vereinzelt ragten am Südfuße der Lausche die Häuschen von Iägerdörfel aus der weißen Masse, als wollten sie uns zurufen, auch hier unter dem Nebelschleier liegen Dörfer und Städte, wohnen und arbeiten Männer und Frauen, herrscht Leben und Treiben wie bei euch. Doch nicht alles konnte diese weiße Schicht verdecken. Die höchsten Berggipfel hoben sich stolz über das große Nebelmeer heraus. So zeigte im Südosten der Kleiß seine scharfumrissene Dreiecksform. Ganz fern im Süden, hort wo die Nebelmassen mit den grauen Wolken zusammenstießen, erhob sich, noch unfern Blicken sichtbar, der Roll. Fast meinte man, man müßte die Leute durch die Bäume wandern sehen, so nahe und deutlich erschien im Südosten der Hochwald. Dahinter türmte sich in seiner ganzen kahlen Größe wuchtig der Ieschken auf. Wann werde ich ihn wohl wieder einmal besteigen können? Zum ersten und bis jetzt letzten Male stand ich auf seinem Gipfel während der Sommer ferien des Jahres 4907. Was hat sich nicht alles während dieser 13 Jahre in meinem Leben, im Leben jedes Deutschen zugetragen. Wieviel Schweres haben wir nicht alle besonders in den letzten Jahren erfahren. Mächtig und groß stand der Ieschken vor unfern Blicken. Kein Nebel konnte ihm etwas anhaben. Sollte er nicht an uns alle die Mahnung richten: Wie ich mich über das eintönige, alles verschlingende Nebelmeer zu voller Größe und Erhabenheit erhebe, so wird es für jeden einzelnen von euch nach dem nieder drückenden Alltagsleben der jetzigen Zeit einen Aufstieg zu lichter Höhe geben, euch und dem Vaterlande zum Wohle und Segen. Diese Mahnung klang in mein Herz beim Anblick des weiten Nebelmeeres, das nur vereinzelt von den höchsten Gipfeln unter brochen wurde. Leider hatten nur wenige die günstige Gelegenheit benutzt, da Züge am Feiertag verkehrten, um sich an diesem herrlichen Anblick zu ergötzen. Sicher hat viele der Nebel, der in manchen Tälern lag, abgehalten von der Wanderung. Das nächste Mal laßt euch nicht von euxrm Vorhaben abbringen: denn immer bieten sich neue, schöne Ausblicke dem Naturfreund auf allen seinen Wegen und Fahrten dar. D Frischauf! U Zersplittert, Brüder, sind dis deutschen Eichen, W Verloren alles, Ehrs, Macht und Lischt, W M Im Staub zertreten stolze Siegeszeichen, A M Zur Frohn verdammt das kommende Geschlecht. W And dennoch, treue Brüder, muh es tagen, Noch währt dis Aacht, die endlos lang sich zeigt; W Nur mutig vorwärts, fest und ohne Zagen, E Dis sich des Glückes Schale wieder neigt. M Die Faust geballt, dis Hand zum Schwur erhoben, M WH Wir bleiben deutsch, treu-deutsch bis in den Tod, Dann naht ein Morgen, sonnenglanzumwoben, W W And Siegfrieds Schwert bricht Schande, Schmach und Not. W Aittau-Etuttgart (Otto Mathes Oberlausitzer tzochzeilsgebräuche »genommen: Fritz Erimann, der in Nr.30 der „Oberlausitzer Heimat-Zeitung" uns über Oberlausitzer Hochzeits gebräuche unterhielt, ist in Person gleich dem Erimann, der einst im vierten Zimmer des Löbauer Seminars mit einem gewissen „Corle" launige, lachende Stunden verlebt hat. Auf Grund dieser Annahme glaube ich, die Berechtigung zu haben, ihn folgenderweise zu ergänzen. Lieber Fritz! Auch ich habe getan, was ich nicht lassen konnte, und ein Lau sitzer Mädel gefreit. Dein Schlußergebnis, daß dieses nicht so ein fach sei, kann ich nur bestätigen. Wenn alles das, was der alte Volksbrauch empfiehlt, tatsächlich jetzt noch zur Beachtung vor schlägt, gewissenhaft ausgeführt werden sollte, so müßte das Braut paar in den letzten Wochen vo? der Hochzeit in ständiger Sorge leben, etwas zu versäumen, um nicht in Unwissenheit das Unheil! herbeizurufen. Wenn der Tag festgesetzt worden ist, dessen Name sich von „hoher Zeit" ableitet, dann ist die schönste Zeit des Brautstandes vorbei. Im Hochzeitshaus beginnen die Konferenzen über das Braut kleid, denn das ist säst die Hauptsache der ganzen Vorstellung. Mondelang wird über die Konstruktion desselben verhandelt. Um das Brautkleid drehen sich die Kaffeegespräche der letzten Iungfrauenkränzchen: denn es ist der Zielpunkt der Tausend neu gierigen Augen bei der Trauung, und wochenlang nachher be schreiben es noch die kritiksicheren und berufsmäßigen Trauungs- guckerinnen im Dorfe. Die Nachbarinnen schleichen in den frag lichen Wochen öfters ins Haus, um zu erspähen, ob etwa am Brautkleid genäht wird, aber Brautmutter und Braut wachen mit scharfen Augen, daß es vor der großen Stunde kein Unbefug tes sieht. Auch der Bräutigam ist nicht dazu berufen, dieser wird sanft zurückgedrängt: „Das ist nichts für Dich!" An dem Kunst werk darf die Braut keinen Stich nähen, auch wenn sie selbst Schneiderin wäre: denn sonst würde sie in ihrer Ehe viel, sehr viel weinen müssen. Die Schneiderin näht heimlich ein Geldstück mit ein, und wenn einst die Frau ihr Brautkleid zertrennt, findet sie in einem Saum verborgen etwa einen Fünfer. Dann weiß sie, daß dieser die Ursache gewesen ist, daß es in ihrem Haushalt nie an Geld gemangelt Hai. Bei uns ist nun guter Rat teuer, denn das Brautkleid hat eine Ungläubige gemacht und auf Geld sind wir auch nicht zum Altar gelaufen. Das Brautkleid darf, wenn es fertig ist, nicht im Hause der Braut aufbewahrt werden, denn sonst geht es ihr nicht gut. Gewissenhafte Schneiderinnen tragen es erst am Vormittag des Festes iüs Hochzeitshaus. So spinnen sich jeden Tag andere Brautgeheimnisse um die Erwählte, und die letzten Tage vor derTrauung kommt dirs vor, als ob du Spinneweben vor den Augen hättest oder als ob deine Braut von einer Dunstwolke dichten Tantenzaubers cingehüllt sei. Und oft mußt du erleben, daß sich Mutter und Tanten, Freun dinnen und Nachbarsfrauen beschwörend vor deine Geliebte stellen und warnend die Hände anfrecken: „Das darfst Du nicht machen: jenes nicht vergessen." Bei all dem Hasten, Sorgen, Arbeiten und Bangen wird deine Braut immer blasser, uud wenn du fragst: „Wieviel wird wohl von Dir noch übrig bleiben?" bekommst du kilometerlange Er klärungen, daß dies allen so ergeht. Eine Frau behauptete sogar, sie habe noch keine Braut mit roten Wangen gesehen. Junge Frauen rechnen Dir vor, wieviel sie vor ihrer Hochzeit abgenom men und nachher wieder zugenommen hätten. Früher sind ja die Ängste und Nöte manches Brautpaares noch größer gewesen. Dor zwanzig Jahren ging in Eibau das Brautpaar am Sonntag vor der Trauung zum heiligen Abend mahl. Mit dem Myrthenkranz im Haar saß die Braut vor den anderen Kirchenbesuchern. Dies durfte aber nur eine ehrbare Jung frau tun. Die Paare, wo die „ehrbare Jungfrau" nicht mehr vor handen gewesen war, mußten am Sonntag nach ihrer Trauung antreten. Da die im Dorfe angesetzten Hochzeiten allgemein be kannt sind, wurde auf den Abendmahlsgang des Brautpaares, im anderen Falle des jungen Ehepaares scharf aufgepaßt, und man wußte dann, was man.wissen wollte. Ist der Hochzeitstag endlich da, darf man bei den Lausitzer Hochzeitsgebräuchen den Polterabend nicht vergessen. Ich vergesse den Polterabend eines Lehrers nicht, zu dem sich die Schuljugend wochenlang vprher alte Töpfe, Eimer und andere Radaugegen stände gesammelt hatte. Unter abscheulichem Getöse werden am Vorabend der Hochzeit Berge von Geröll vor beide Türen des Hochzeitshauses gehäuft, die Türen selbst zugebunden und ver rammelt. In der guten Zeit erhielten die Polterer etwas von dem Hochzeitskuchen. „Viel Scherben, viel Ehre," heißt es im Dorfe.