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48 schnell, noch bei geringen Anlässen; wenn eZ aber geschah, so blieb er unerbittlich. Wie es nun bei ihm an's Lernen ging, erwies sich seine Fas sungsgabe matt und langsam; was er jedoch in sich ausgenommen hatte, blieb fest in seinem Gedächtniß hasten, wie es denn auch sonst naturgemäß vorkommt, daß mit guten Talenten sich mehr ein leichtes Memoriren verbindet, während Solche, die nur mit Anstrengung und künstlicher Arbeit etwas aufnehmen, das Aufgenommene desto sicherer behalten; denn jeder Lerngegenstand wird ihrer Seele dadurch gleich sam eingebrannt. Auch die Eigenthümlichkeit, sich nicht leicht über zeugen zu lassen, scheint dem Cato das Lernen erschwert zu haben. Denn das Lernen ist offenbar etwas Passives und schnell etwas zu glauben, — diese Eigenschaft findet sich zunächst bei Solchen, die weniger geistigen Widerstand zu leisten vermögen. Deswegen glaubt man auch in der Jugend leichter, als im hohen Alter, in der Krankheit mehr, als im gesunden Zustand. Neberhaupt tritt die Zustimmung am leichtesten ein, wo der Hang zum Zweifeln am schwächsten ist. Doch erzählt man von Cato, daß er gegen seinen Erzieher folgsam war und alles that, was dieser ihm anbefahl. Nur wollte er immer auch den Grund wissen nnd fragte nach dem Warum? Sein Erzieher war näm lich ein sehr freundlicher Mann, der lieber das Wort handhabte, als den Stecken; er hieß Sarpedon. 2. Cato war noch ein Knabe, als die römischen Bundesgenos sen*) auf die Theilnähme an dem Bürgerrecht zu Rom hinzuarbeiten anfingeu. Ein gewisser Pompädius Selo, ein sehr tüchtiger Kriegs mann, der in hohem Ansehen stand nnd zugleich ein Freund des Dru- sus war, logirte nun bei diesem mehrere Tage, während deren er auch mit den Kindern im Hause gut bekannt wurde. Da sagte er ein mal: „Ei, bittet ihr auch euern Oheim für uns, daß er uns zum Bürgerrecht verhilft!" Cäpio winkte ihm mit freundlichem Lächeln ein Ja zu; aber Cato gab keine Antwort, sondern sah nur die Fremden fest und finster an. „Nun," sagte Pompädius, „was sagst denn du zu *) Die Socii waren die italienischen Völkerschaften, die bei ihrer Abhängigkeit von Rom für die römische Herrschaft stets große Opfer an Gut und Blut bringen mußten, ohne dafür einen billigen Lohn zu empfangen,