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Sette 16. Nr. 344. 10S. Jahrgang. Leimiger Tageblatt. Dienstag, lr. Dezember 19N. Am Nordende des Saales ist da» vom Tapezierer und Stadtleutnant I. C. Merzdors im Jahre 1816 angesertigte Stadtmodell, ein Meisterwerk der ModelUerkunst, ausgestellt worden. Hier tommt es in der erstaunlich genauen Wiedergabe des Stadt bildes und seiner baulich noch gering entwickelten Vorstädten zu vollster Geltung. Wohl kaum eine Stadt dürfte über ein ähnliches plastiiches Konterfei zu verfügen haben. Dazwischen stehen als Ueber- dteibsel alter Bauprachk, Abbruchrejte aus Prcvat- häusern einer längst vergangenen Zeit, spiralig ge wundene Steimäulen, prächtige geschnitzte Holzfäulen, Baufraginente des Barock und der Renaissance, turz die letzten Stücke alter Baulunst, die man im letzten Jahrzehnt glücklicherweise noch gerettet hat. Seit 10 Jahren lind sie gesammelt worden. Meist ist ihr Material Rochlitzer Porphyr als heimatlicher «rein. Sehr schön sind besonders 2 weihe Renaissancesäulen vom Abbruch des alten Kramerhau.es. Weitere Räume erschließen dann den Einblick in eine systematisch geordnete Bildergalerie zur älteren Vauaeschrchte Leipzigs, die Uebersicht über Kirchen. Klöster und Hospitäler, üoer den Wohnhausbau und Privatgärten, üoer städtische und staatliche Bauten und fuhren zugleich Ltadtpläne und Gesamtansichten sowie in einigen 'Modellen, wie dem der Barjüßerkircbe, der Peterslirche, der Jo- hannislirche in reicher Menge vor. Aus dem hier ausgedrerteten Material lägt sich ein langer Zeit raum Leipziger Kirchengeschichte in den verschiedensten Phasen ihrer Entwickelung lesen, eine treue bildliche Chronik ersehen. Wie eigentümlich erscheint die in Form von Blei platten mit eingeschnittener Inschrift hernejtellle Grundsteinsurkunde für den >513 begonnenen Reubau der Nitolaikirche, wie seltsam mutet die im Frag ment vorhandene Sandsleingruppe an, Ritter Georg mit dem Drachen, die ehemals aus dem Portal des Eeorgenhaujes am Brühl gestanden. Und oben an den Wänden ringsum werden die Oettnldinße von fünfzehn Vorstehern des Zucht- und Waisenhauses St. Georg sichtbar. Eine andere Abteilung beschästigt sich mit der kirchlichen Kunst und dem kirchlichen Leben. Sie ist ungemein reich an Kunstdentmälern, die zum größten Teil in Leipzig hergestellt, aus Leipziger Kirchen, Klöstern und Spitälern sowie aus Siadt- und Dorfkirchen der nächsten Umgebung stammen. Die ehemalige Schössenstube hat von der Kün,tler- hand A. Wallys Wand- und Gewölbemalercien in spätgotischem Stile in reizenden Rankenmugern nach dem Vorbild des Kreuzganges im alten Paulinum erhalten, so daß sie als eine geschlossene schöne Ka pelle erscheint, in der die kirchlichen Lenimäler des Mittelalters, zunächst die der rvmani.chen Epoche, dann die der gotischen Zeit erscheinen. Würseltapitell und Taufstein charakeristeren die erstere, Hol arbeiten in Madonnen, Tafelgemälde von Epitaphien die letztere, dieben Tafelmalereien von 1462 finden wir hier die Pintä-Gruppe aus der alten Johannisttrche, einen in Holz geschnitzten Maurttius. eine Madonna laus Eythra), einen Holzaltar aus Lausen, einen Elockenabguß der „Gloriosa" von St. Thomä und vieles andere. Unmittelbar daneben tut sich der erste Kirchensaal auf, besetzt mit svätgoliscyen Denkmälern und mit Denlmälern der Renaissance und des Barock. Auch die Reste der glasierten Fliesenverkleidung, die um 1500 die Zwingersront des Paulinerklosters mit Christusköpfen und Rosetten schmückte, fügt sich dieser Gruppe ein. Zu den Gemälden aus der spätgotischen Zeit treten dann im zweiten Kirche nsaal die Gemälde aus der Zeit Cranachs des Aeltereu und des Jüngeren, die zum Teil ganz verwahrlost zu Beginn des 19. Jahr hunderts aui dem Boden der Rikolaikirche gesunden wurden, hinzu. In diesem Raum nimmt auch vor allem ein reichvergoldeter „Fürstenstuhl" aus der Thomaskirche gefangen. Als „tursürstliche Detstube" stand das prachtvoll geschnitzte, mit einer Fülle von kriegerischen Attributen umgebene Werk, das im Jahre KW anläßlich der Rückkehr des Kurfürsten Johann Georg >l>. von der Türkenbelagerung Wiens sür diesen gestiftet worden war, ehemals auf der Rordempore der Thomaskirche. In den Schaukästen finden wir die Porträts der Leipztgen Superinten denten von Pfeffinger bis Tschirner, Schriften unter Luthers Disputationen u. v. a. In der Fensternische ist viellei bt das Wertvollste des Raumes stimmungs voll ausgestellt: ein wunderbarer Christus köpf aus Alabaster in Hochrelief Der braungelbe Samt der Wandverkleidung gibt ihm ein köstlich goldiges Licht. Auch dem Wohnhausbau in seiner Entwicke lung von der Spätgotik bis zur Biedermeierzeist ist ein weiter Spielraum gegeben. Alle die einst be rühmten Bauten hochiüustlerucher Art, die Gälten und Höfe werden hier in Stichen und Holzschnitten vorgesuhrt, ebenso die städtischen und tt n a t l i ch e n Bauten, denen sich wieder Stadt pläne und Gesamtansichten Leipzigs anschließen. Es reiht sich das Oejer-Zimmer an. Es ist voll von Reminiszenzen an Adam Friedrich Oeser, der nicht ohne Einflug auf die Zor tarchitcktur Leipzigs gewesen ist und in une'schöpslichen Ideenreichtum Gemäide, Zeichnungen und plastische Werke geschaffen hat. In dem nach Anordnung und Aufstellung der Biloer und Marmorwcrke der Stimmung eines Leipziger Kunstkabinetts aus dem 18. Jahrhundert angestrebten Raum finden sich zugleich prächtige Pastellbildnisse des Hauptmeisters der Pastelltechnik Daniel Casfe mit einer Auswahl der schönsten Porträtstiche des Leipziger Kupferstechers Johann Friedrich Bause, der neben Oeser als der bedeutendste Lehrer an der Leipziger Zeichenakademie wirkte. Eine Rüstkammer, im weikntlichcn Reste aus dem ehemaligen Zeughaus der Stadt enthaltend, tut sich aus reich mir Harnischen. Stechzeugcn und Schwertern, Stangenmaffeii, Armbrünen und Streitäxten, mit Panzerhemden und Pan ertraaen besetzt. Hier zeigt sich ein geriffelter Feldhornisch, dort der geschwärzte Landskncchtharnffch mit lichten Streifen, wie sie noch bis ins 19. Jahrhundert hinein von den Stadt knechten bei besnmmtenGelegenheiten getragen wurden. Auch der öffentlichen Fürsorge ist ein Platz gewidmet, besetzt mit allen möglichen Maßen, Petschaften, Brandstempeln und Punzen und mit amtlichen Verordnungen aller Art. Als Unikum darf hier sicher die erüe Straßenlaterne aus Leipzigs Vergangenheit betrachtet werten. Sie stammt aus dem Jahre 1701, zu welcher Zeit Bürgermeister Ro- mnnus die Einuibrung der öffentlichen Beleuchtung vornahm. Endlich sicht sich die Rais stube, der einstige Sitzungssaal des Rates, in dem in früheren Zeiten Huldigungsieiern und Fürstenempsänge statt fanden, in die Räume des Museums ein. Sie hat den kostbaren Silberschatz der Leipziger Schützen- aesellschast und daneben Armbrüste, Winden und Spanner ausgenommen, wie sie auch in einer Reihe von Schaukasten reiche Münzdepois aus Turmknöpien und schöne Arbeiten Leipziger Medailleure zeigt. Als Abschluß der Säle und Zimmer darf das Brirgermeisterzimmer gelten. Es ist der Raum, der in den letzten Jahrzehnten dem Oberhanpte der Stadt als Amtszimmer diente In solchem Sinne bat die Museumsdirektion auch den Charatter der Gedächtnisbnile bewahrt und ihm die gestochenen und gemalten Bildnisse der Bürgermeister vom 16. Jahr hundert bis in die Gegenwart einverleibt, ebenso die berühmte, ganz in Silber gebundene Eidbibel. Das Stadtgeschichtliche Museum, bei dessen Er öffnungsfeier gestern mittag naturgemäß nur der Rat, die Stadtverordneten, Stister und Gönner des Mmeums anwesend jein konnten, wird vom kom menden Sonntag an auch dem Publikum geöffnet sein, und zwar unentgeltlich. Die Besuchszeiten sind im lokalen Teil mitgetcilt. Deretnsnschrttlrlen. * In der Versammlung der Ortsgruppe Leipzig des Reichsoerbandes deutscher Kellurr-Lokalvereiu«, der dem Gejamrvervaub oer chrijttiaj-nalioualen Ge- iverkschasten angeschlossen ist, gelangte nach einem Vortrag des BerbandSvorsitzenden »toll. Schaar aus Hannover über „Stelleiivermittlergescn und paritätische Facharbcitsnacblveise" folgende Resolu tion einstimmig zur Annahme: „Tie Versammlung der Ortsgruppe Leipzig des Reichsverbandes deut scher üellner-Lokalvereine bedauert auf das lebhaf teste, das; sich die Verhandlungen zwecks Errichtung eines pantätisclMl Facharbeilsnachtveises für das Gastlvirtsgewerbe so in die Länge ziehen. Rach wie vor steht die Ortsgruppe aus dem Standpunkt, daß gerade sür Leipzig ein gemeinnütziger Facharbeits- nachweG eine dringende Rotioendigkeit ist. Selbst wenn einige Organisationen, in denen einzelne Inter- cjscnten hindernd diesem Gedenken enlgegcnue:en, sich ablehnend verhalten, kann die Nouvendigkeil der Errichtung eines paritätischen Facharbeitsnachweises für das Gastlvirtsgewerbe in Leipzig im Interesse der Allgemeinheit, der Stcllenanbietenoen und Stellen suchenden nicht bestritten werden." k. Der Gewerbeverein Leipzig-Süd hielt im „Eiskeller" seine Tezemberverhammlung ab. Nach dem der Vorsitzende, Schlvssecmcister Räuber, die Mitglieder und Gäste begrüßt, hielt Dr. Leise gang-Leipzig einen Vortrag über den „Bau des Äeltalls". Er sprach zunächst von Weltansang und Wettende, von dem Abhängigleitsvcrhültnis der Erde zur Sonne und schilderte ferner, wie die Gelehrten mit Hilfe von Instrumenten in die Geheimnisse des Weltalls cingedrnngcn sind. Werden und Vergehen spiele sich im Weltall ab, so führte er ferner ans, auch unsere Erde verändere ihre Gestalt und Be-> schasscnheit. Einst werde auch die Zeit kommen, in der die Sonne erkalte und somit der Erde leine Wärme mehr geben könne. Altes menschlicl>e Leben müsse dann anshoren. — Im weiteren Verlaus der Versammlung wurde die Gewährung von Teuerungs zulagen und das Verhalten der Gewerbekammer hierzu kritifiert. Es wurde betont, daß den Handiverkern und Gewerbetreibenden von keiner Seite eine Zu lage gewährt werde und daß doch diese die allgemeine Teuerung der Lebensmittel ebenso spürten als die Beamten und Festbesoldeten. Ter engere Zusammen schluß aller Geiverbctreibendcn zur Wahrung ihrer Interessen wurde dringend empfohlen. Es folgte alsdann eine Besprechung über die in nächster Zeit stattfindende Feier des 10. Stiftungsfestes. * Der 1876er Skatklub Klarholz L Co. feie-ie am 10. d. M. im Restaurant „kleiner Rat-.kellcr" das Fest seines 35jährigen Bestehens. Tie Neue rungen im Skatspiel sind fast spurlos an diesem Klub vorübergegangen, dasselbe ist in seinen alten Formen und Äcrechnungsweisen konservativ beibe halten worden, nur „Wende" hat noch Gnade bei ihm gesunden. Wenn anich in diesem langen Zeit raum leider einige alte, treue Mitglieder verstorben sind, so beteiligen sich doch in dem kleinen kreis noch immer zwei Herren frisch und munter am Spiel, die den Klub seinerzeit gegründet haben. Neben dem Spiel wird aber auch der Humor gepflegt, getreu der Tevise des KlubS: „Jst's auch nur, was uns in der Welt Zusammenführt, ein Spiel, Jst's doch, was uns zusammenhält, Ter Freundschaft schvnres Ziel. Und durch ein immer offnes Tor Zieht ein bei uns Humor, Humor!" GelüMsverkeyr. : Die renommierte Firma Oskar Jopc, JmporthanS echter Federn, Leipzig, Markt, empfiehlt als besonders vor nehme Weihnachtsgeschenke Strauhsedcrn und Pl e u - reufen in allen Preislagen, die jetzt, der Mode entsprechend , viel Verwendung finden. Auch der Wunsch jeder Dame dürste e» sein, eine solch« echt«, hochmodern« F«d«r »d«r Plocrrusr zu besitze». Marab»-rtol«» u»d Muss«» find «benjall» streng modern, di« Firma Otcar Jop« hat auch in diese» Artikeln jederzeit große »«»wähl t» preltwerte» Neuheiten am Lager. Dt« herrlichen künstlichen, sehr »atürlichen Blumen, und Blätter-Arrangement», sowie die natur-präpa- rierte« Pslauze« und Nanken sind zum Schmücken der ^Wohnräume zu empfehle». Außerdem bringt die Firma schon seit einer Reihe von Fahren zu Weihnachten entzückende NipprS, welche stets reihenden Absatz finden. : Da o u t g ntch« nur ei» blutbildende», kräftiges Nah- rung-mittel ist, sondern direkt al» Heilmittel betrachtet werden kann, sollte derselbe aus keinem Weihnachtstische fehlen. Be kanntlich kauft man bei der Firma LH. Andrs Nachs., LH. Pilgram, Grohbienenzüchterei, DünkelSbühl t. Bay., größte Imkerei Süddeulfchland», welch« «in Bcrkaussgefchäst besitzt sür alle Produkte der Bienenzucht in Leipzig, Dorotheen» strahel, amThvwaeriag. nur naturechten Bienen honig, sowie da» anerkannt vorzüglich« Gcsunüheitsgebäck Honigkuchen, div. Lebkuchen, sämtliches Gebäck mit nur echtem Bienenhonig gebacken. : Set» Weihuachtosest »h»« WeihuachtSgebäck. Aber womit soll man backen? Butter ist zu teuer, Schmal, und anderes zu gering. Da scheint es angebracht, auf die beiden Produkte Palmin und Palmona der Firma H. Schlinck L Cie., Akt.-Ges., hinzuwetsen. Palmin, das sich infolge seiner Rein heit und seines außerordentlich billigen Preise» von Jahr zu Jahr, besonders bet der WeihnachtSbäckeret, steigender Beliebt heit erfreut, hat vor anderen Fetten den Borzug, daß e» voll, kommen geruch- und geschmacklos Ist und deshalb den natür lichen Geschmack des Gebäcks und der Zutaten in keiner Weise beeinslutzt. Auch bleibt das mit Palmin sowohl als mit Palmona iPslanzen-Butter-Margarine) hergestellt« Gebäck länger haltbar, weil diese Produkte nicht, wie selbst Naturbutter, Schmalz usw., einen gewissen Prozentsatz freier Fettsäure ent halten. Palmona ist der beste Ersatz für Backbuttrr. Aus Böüern unü Kurorten. : Au- Aad Wildlinge» wird uns geschrieben, daß der Jahre-vcrsand der bekannten beiden Heilquellen dieses Bades, der „HclcnenqueNc" und der „Gcorg-Viktor-Quelle", in diesem Jahre zum ersten Male die Ziffer von 2 Millionen Flaschen erreicht hat. Mit diesem Jahresversand steht Wildlingen an der Spitze aller deutschen Badeorte. Nachdem die Jubiläums- slaschc in einem mit Blumen und Fahnen in den Waldeckschea Landesfarben geschmückten Vierspänner zur Bahn befördert ivar, vereinigte die Suroerwaltung ihre Arbeiter und Ange stellten zu einer solennen Feier, bei der bi« vom Lande», fürsten den älteste, Angestellten gewährten Auszeichnungen zur Verteilung gelangten und namhafte Gratifikationen bekannt gegeben wurden. SO ?<«. Ickten 8i« beim Llolcaak aufckl« Lcstnirmarlr» „» Dnnnsn" uocl v«r-e-lzr«ru 8i« all«, »nckar». 2» la Xpolkelc«, IloaN«.- ». Aoloal»t».-H»i><l>iu>,«» veveis ist ckurck soso not. degl. Teuxnisss von Xerrten uncl privaten erdrückt, ckas» '» vrurt csrsmsllsn mitö«n jeckem Kellen, cker oüsr an A»t»eet», V»e- »e»>l«ln,ung, Aennipk-unrt Aoua»,- t,u»t«i, lmck-tl 2S ?tg., l)o5« Theater unü Musik. Leipzig, 12. Dezember. Neues Theater. sGastfpiel Maria Labia.) Der im Tiefland wandelnde Herr Sebastiano hatte gestern in der Gestalt der Maria sein Gegenstück ge sunden. Maria Labia (von der Komischen Oper in Berlin) gab sie — wie au» Stahl und Eisen, herrisch und selbstbewußt. Das ist Sache vielleicht der Auffassung, und einem denkenden Künstler wird es immer frei zu lassen sein, nach eigener Ueber- zeugunq zu modeln und zu bilden. Aber ebensosehr geht die Meinung nicht weniger dahin, daß Maria Labias Darstellung dem gerade zuwiderläuft, was dAlberts Musik zu so überaus beredtem Ausdruck bringt. Marta liebt Sebastiano, sie, die hilf- und willenlose, ergab sich ihm und steht im Banne dieses Kraftmenschen. Er selbst löst den Bann. Seine bodenlose Gemeinheit bringt das in Marta schmm- mernde Weib zu vollem Erwachen, befreit sie vom Irrtum ihres Lebens und bewirkt die Katastrophe. Hierin liegt di« gewaltig« Steigerung des Charaktere; der Ilebergang aus schwerem Leidenszustand zu höchster Fähigkeit Les Handelns; die Wandlung der Unterdrückten zur Heldin. Maria Labia nahm sich selbst alle Möglichkeit zu jener Steigerung und machte, vollend» mit der fast unerbittlich strengen Konsequenz ihrer Auffassung, mehrere Szenen durch, aus unwahrscheinlich. Die Gesamtleistung war an nähernd auf den Ton der großen Oper eingestimmt. Richt allein, daß die an sich große und schöne, aber ziemlich harte Stimme an jene einer Grandjcan er innerte und das Gesicht den ganzen Abend über so gut wie unbeweglich blieb, allenfalls in dem schau- eigen Final« sich einmal veränderte. Diese Marta war überhaupt auf den Kothurn gestellt, vom Scheitel bi» zur Zehe eine Heroine, kein« eigentlich Kalistische Gestalt, wennschon sie katalanisch genug aussah. Den Verismus, dem sich d Albert hier ergab, brachte Maria Labia erst im letzten Moment mittelst bru taler Schreie zum Ausdruck. Lvenn aber eine Sängerin z. B. in dem großen Zwiegesang mit Pedro trotz höchster Ekstase diesem gar sanft die Hand reicht, im übrigen aber eben nur schön singt, so ist das Primadonnenart. Ohne Zweifel stand die Künst lerin, trotzdem (als Ersatzmanns Herr Kammersänger Kronen saue Hannovers den Sebastiano leiden schaftlicher spielte als früher, de» öfteren außerhalb der Szene und Handlung, indem sie zu wenig ihren Mitspielern entgegenkam. Man spendete sehr starken Beifall, an dem auch di« übrigen Darsteller teilzu haben wohl berechtigt waren. Lu^en IV. Philharmonische» Konzert. Schwerer und langsamer als irgendeinem der schaffenden Musiker, di« als die ersten unserer Zeit amzesehen werden, ist c» dem jetzt an der Spitze de» Straßburger Musik lebens stehenden Han» Pfitzner gelungen, sich einiger maßen durchzusetzen, obwohl er noch längst nicht in dem ihm zukommenden Maß« geschätzt wird, und sein Name zu Unrecht einer wen kleineren Zahl von Ge bildeten geläufig ist, wie etwa der eines Richard Strauß oder Max Reger. Wohl hat Pfitzner» „Armer Heinnch" seinerzeit bei der Aufführung an un erem Stadttheater einen bedeutenden künstlerischen Ein druck hinterlaßen, doch ist der damals geäußerte Wunsch, „Die Ros« vom Licbesgarten", di« in Man- chen wie auch in Wien «in« Aanze Reihe glänzender Aufführungen erlebt«, in den «pielplan aufzunehmen, bisher noch nicht erfüllt worden. Es sei daher, wie sich die» ja gestern abend in dem so starken Beifall Kreits kundgab, auch an dieser Stell« dem Leiter des Philharmonischen Chores, Herrn Hofkapellmeister Richard Hagel, aufrichtigster Dank gezollt, daß er für duffen geistvollen, mit meisterhaftem Können ausgerüsteten Musiker, der eine Füll« nur ihm Eignes zu jagen hat, eingetrelen und — wenn auch nur im Konzertjaal, wogegen sich viel, ja sehr viel einwenden läßt — wenigstens das Vorspiel dieses Dramas, dessen Dichtung, wie die zum „Armen Heinrich" von James Grün stammt, erstmalig in unserer Stadt vermittelte und dadurch weiteren Kreijen Gelegenheit gab, den Anfang dieses in Form eines allegorischen Märchens gehaltenen „Hymnus auf die aus abstrakten Regionen stammende Liebe" kennen zu lernen und Stellung zu dieser mit der Dichtung so eng verbundenen Musik zu nehmen. Der Hauptwerk liegt nicht in dem an Schönheiten reichen vokalen Teil«, vielmehr im Orchester, das all die zahlreichen lyrischen Stimmun gen, die „Zauberlieder, Wunderweisen aus den ew'gen Minnekreisen" in ganz eigenartiger und mannig faltiger Weis« zum Ausdruck bringt. Es ist eine ost ganz wundervolle, märchenhaft«, farbenreiche Musik, die man zu hören bekommt. Infolge seiner drama tischeren, kontrastreicheren Anlage war Carl Bleyles nach Worten aus Nietzsche» „Also sprach Zaratbustra" frei zusammcngestellten „Lernt lachen" aber doch wirk samer und packender als Pfitzners Vorspiel, was allerdings zum Teil mit darin begründet lag, daß man es hier nur mit einem Bruchstück, dort aber mir einem fertigen Ganzen zu tun hatte. Der Chor löste seine Aufgabe mit bestem Gelingen, ward jedoch einigemal von dem teilweise etwas zu stark auf tragenden Orchester, das gleich jenem mit vollen Ehren bestand, zu sehr gedeckt. Auch des Herrn Hof opernsängers Hans S p i e »'-Braunschweig großer, warmtönenber Stimme war es nicht immer möglich, dagegen anzukämpfen. Wie er, so vermittelte auch Frau Kammersängerin Bertha Grimm-Mit te l in a n n , ihre schönen Stimmittel voll verwertend, die Soli mit innigem, zu Herzen sprechendem Emp finden. Die kleine Partie des Siegnot hatte Herr Gustav Borchers übernommen, deren Wieder gabe in stimmlicher Hinsicht allerdings nicht recht be friedigte. Es war ein hochinteressanter, genußdringen- der Abend, den gestern Herr Sofkapcllmeister Richard Hagel einem zahlreich erschienenen Publikum be- reitet«. Aufrichtiger, herzlicher Dank ward ihm zum Lohn. Our-t Hermann. Konzert von Paul Schramm lKlavier) unter Mit wirkung von Rose Gaertner (Gesang). Wer Liszts H-Moll-Sonate zum öffentlichen Vorträge wählt, der verzichtet auf alle Rücksicht, der will vom höchsten Standpunkte aus beurteilt sein; denn größte Kunst- werke erfordern größte Künstler. Zumal di« H-Moll- Sonate fordert höchste Erregbarkeit, größte seelische Erfahrung, ein Rachschaffen, da« fast einem Selbst schaffen gleichkommt. Und das alles ist gegenwärtig bei Herrn Schramm nicht vorhanden. Das gigan tische Werk wurde wie eine Etüde vorg«tragen. Nichts von seelischer Vertiefung, kein Klarlegcn der Thematik, nicht einmal Beachtung aller Lisztschen Vortrags- Zeichen. Oder in welcher Ausgabe steht am Anfang ein Forte, wie ist wohl Lento assai zu spielen, wo blieben die zahlreichen Markati, Ritardandi Akzelle- randi, Akzente, wo steht kurz vorm Schluffe Forte, und wo ist auf dem letzten Tone eine Fermate? Und so könnte ich von Anfang bi» Ende System für System, mitunter Takt für Takt Fehler gegen die einfachsten Vorschriften nachweisen, des stechend har ten Melodietones noch gar nicht zu gedenken. Die Lisztschen Etüden mochten noch angehen, aber doch eben nur, weil sie die Technik in den Vordergrund stellen. Ueber die Bedeutungslosigkeit der mitwirken- den Sängerin sind wohl die Akten geschloffen. Wer seine Stimme nicht in den Dienst der Schönheit stel len kann, wer nicht die mindeste seelische Regsamkeit besitzt, der soll höchstens in intimen Dilettantenkreisen singen, aber nicht öffentlich. Wer die Vorträge ernst haft beklatscht hat, mag das mit seinem Gewissen ausmachen. Sehr musikalisch ist der sicher nicht. Wie viele unserer großen Künstler aber haben einen solchen guten Besuch aufzuweisen? Will man denn das Minderwertige mit Gewalt großziehen? Kunst unü DüleMihskt. Der große Wettbewerb um einen Schmuckbrunnen vor dem neuen Chemnitzer Rathaus, sür den Chemnitzer Jndustriefirmen 60 000^ gestiftet haben, ist durch das Preisgericht soeben entschieden worden. Den ersten Preis von 1000 ..v. erhielt Bildhauer Lange lDresden), den zweiten, 800 Hoefer (Dresden), den dritten, 600.6, Prof. v. Gosen (Breslau). Es lagen 20 Entwürfe vor, unter denen sich auch drei Berliner befanden. * Der Eesamtvorstand de» Deutschen Sprachvereins hielt unter dem Vorsitz des Geheimen Oberbaurats Dr. Sarazin seine Jahresversammlung in Berlin ab, die aus allen Gauen des Deutschen Reiches und Deutsch-Oesterreichs zahlreich besucht war. Der Vor sitzende berichtete über die erfreuliche Entwickelung und die Erfolge des Sprachvereins, der sich in 315 Zweigvereinen nachgerade fast über die ganze Erde verteilt und gegenwärtig mehr als 31000 Miiglieder ählt. Seine gutachtliche Tätigkeit in sprachwisfen- schaftlichen Fragen und seine Mitwirkung auf dem Gebiete der Eesetzessprache und dergl. wird von Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden, ebenso auch von Körperschaften, Vereinen und Privaten unaus gesetzt in Ampruch genommen. Das vom Verein yerausgegebene „Vornamenverzeichnis in der neuen Rechtschreibung" ist von den Regierungen säst aller Bundesstaaten den Standesbeamten zur Beachtung empfohlen, ebenso vom Aus wärtigen Amt, dem ReiHsmarineamt und dem Reichskolomalamt für die Beamten in den Schutzgebieten und im Auslande, ferner von Oesterreich für die dortigen Matrikelsührer. Das Bedürfnis nach solchem Verzeichnis beweist der bisherige Absatz von nahezu 25 000 Stück. Äußer kleineren Vermächtnissen ist dem Sprachverein eine größere Schenkung von einem Hamburger Kaufmann letztwillig vermacht, mit der Verpflichtung, seinen Namen nicht zu nennen. Al» neue Vorstandsmit glieder wurden gewählt Major a. D. Konrad Wilke in Wiesbaden und Oberlehrer Dr. Hermann Freden- Hagen in Hamburg. Zum stellvertretenden Vor sitzenden wurde Geheimer Regierungsrat Franke im Reichsjustizamt ernannt. Als Ort der nächstjährigen Hauptversammlung der Sprachvereins, Pfingsten 19)2, wurde Reichenberg in Böhmen gewählt. * Richard Burmeister, der in Berlin lebende bekannte Pianist und Komponist, ist vom Herzog von Koburg-Eotha zum Professor ernannt worden. Burmeister ist in den letzten Jahren seltener in die Oeffentlichkeit getreten. Er ist übrigens einer der wenigen noch lebenden Pianisten, die Franz Liszt persönlich sehr nahe gestanden Haden. * Der Verein Berliner Künstler an den Kaiser. Aus Anlaß seines 70. Stiftungsfestes hat der Verein Berliner Künstler durch feinen Vorsitzenden Prof. Rudolf Schulte im Hofe an den Kaiser folgende» Telegramm gerichtet: „Euerer Majestät entbieten die zur Feier des 70jährigen Bestehens des Vereins Berliner Künstler mit ihren Ehrengästen im Künstler hause versammelten Mitglieder in tiefster Ehrfurcht ihre Huldigung. Geruhen Ture Majestät auch in Zukunst der deutschen Kunst gnädige Förderung an- gedeihen zu lassen. * Der Fall Hensel. Aus di« Klag« de» früheren Direktors des Elberfelder Stadttheater» Hofrat Otto gegen den Opernsänger Heinrich Hensel in Wiesbaden hat das Frankfurter Oberlandesaerickt als Berusungs- instanz gestern folgendes Urteil verkündet: Auf die Berufung des Kläger» Hofrat Otto wird das Urteil des Wiesbadener Landgerichts dahin abgeändert, daß die Ansprüche des Klägers Hensel, soweit es sich um Schadener.atz handelt, dem Grunde nach für gerecht fertigt erklärt werden. Ueber die Höhe der An- spräche soll das Wiesbadener Landaericht entscheiden und deshalb wird die Sache an diese» Gericht zurück, verwiesen. Hensel wird mit seiner Widerklage des Inhalts, daß er Hosrat Otto gegenüber sich keines Kontraktbruches schuldig gemacht habe, aogewiesen. * Richard Strauß' Bayreuther PlSn«. Es scheint, als ob Richard Strauß den Plan gefaßt hat, sich für die herbe Kritik, die Siegfried Wagner an seiner Musik geübt hat, dadurch zu rächen, daß er in aller nächster Nähe von Wahnsried seine Weisen erklingen lassen will. Wie man sich in Berliner Musiktreisen erzählt, stehen Strauß und Hosmannsthal in Ver- Handlung mit der markaräflichen Schloßoerwaltung in Bayreuth, um sür die Saison 1912 da» stilvolle kleine Theater im Schloßbau zu mieten. Es soll, der „B. Z. a. M." zufolge, an den feslfpielfreien Tagen Molieres Komödie „tts bouraooi-c eeatiluomino" aufgeiührt werden. In diese Komödie ist, wie be- kannt, die amoureuse Spieloper „Ariadne auf Naxos" einaeschoben, deren Text von Hugo von Hosmanns thal umgearbeitet ist und zu der Richard Strauß eine Musik geschrieben bat. die für ein kleines Orchester von 36 Musikern instrumentiert ist und an die Tra dition des alten Kotorarurgesangei» anknüpft. * Mnsikchronik. Siegmund von Hauseggers „Sinfonie" mit Chor, die am 28. November in Zürich unter Leitung des Komponisten ihre mit größtem Erfolg aufgenommene Uraufführung erlebte, wird im Verlag Leuckart-Leipzia erscheinen. Weitere Aufführungen, zum Teil noch in diesem Winter, folgen in Basel, München, Hamburg, Berlin (Kgl. Kapelle). Dresden rc. — Richard Mandl» „Ouver türe zu einem gaskoaniichen Ritterspiel" wird unter Leitung von Arthur Rikisch in Berlin und Leipzig und in Dresden (Kgl. Kapelle) zur Aufführung ge langen, nachdem solche, bereits in Wien, Boston, Wiesbaden, Hamburg, St. Louis rc. stattgejunden haben. * „Die Barbarin«", Spieloper in 3 Akten und 1 Nachspiel, von dem bekannten Musikschriststeller, ; Komponisten und Pianisten Dr. Otto Neitzel, I wurde von folgenden Bühnen angenommen: Dessau ! Herzogi. Hoftheater, Hamburg, Crefeld, Elberfeld, Dortmund Stadttheater u. a. — Da» Buch behandelt den bekannten Stoff der berühmten Tänzerin Bar barin« am Hofe Friedrichs des Großen. Der „Alte Fritz" hat dnrin eine sehr sympathiiche stumme Rolle. Sämtliche Bühnen führen das Werk am 24. Januar, dem 2o0. Geburtstag des „Alten Fritz", auf. * Hochschulnachricht. Der Ordinarius für öffent liches Reckt an der Universität Basel Professor Hans voil Frisch hat einen Ruf an die Universität Czerno witz erhalten und angenommen. Zu rei in ein M wi die sta bet To der fop alt stei fre -es, freu nack Ung nich in I die »oli Wcif für 2. baue Fü ich et mit < diese erd.» u auf s gesuckf 6. ?. 8-ic Direlü Exvev s g«ran Geld» gisitPi an Lei ichast, Ca werke kleine, lehnst Aniser- »«t 9- Hallesl, A* *" i Niemai